tell the truth and dont lie concept
IMAGO/Design Pics
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Ratgeber Gesundheit

Wahrheit: Soziale Verträglichkeit und persönliche Wahrhaftigkeit

Die Frage nach der Wahrheit ist komplex und mit vielen Nuancen verbunden. Dieser Beitrag erörtert, wie wir mit unserer eigenen Wahrheit umgehen, warum es manchmal schwerfällt, sie auszusprechen und gibt Anregungen, wie wir uns unserer Wahrheit bewusster werden können.

Sendungshinweis

„Neue Woche, neuer Gedanke“ – ORF Radio Vorarlberg am Vormittag, 15. Jänner 2024, 09.00 bis 12.00 Uhr

Schon als Kind lernt man, dass Lügen kurze Beine haben. Ist man jedoch in jeder Lebenslage bedingungslos aufrichtig, kommt man bei seinen Mitmenschen auch nicht immer gut an", sagt Gesundheitspsychologin Sabine Fleisch in der ORF Radio Vorarlberg-Reihe „Neue Woche, neuer Gedanke“. Wie ist es letztlich mit der Wahrheit bestellt, und ist sie nur da angebracht, wo sie sozial verträglich ist?

Die Komplexität der Wahrheit

Die persönliche Wahrhaftigkeit kann man an niemanden delegieren und braucht auch von keinem anderen Menschen die Erlaubnis. Wahrheit bleibt Wahrheit und diese wirkt, unabhängig davon, wie man selbst oder andere dazu stehen. Und sie kommt immer ans Licht, demaskiert, was nicht echt ist. Weshalb fällt es aber so schwer sie manchmal auszusprechen? Das hängt einerseits damit zusammen, dass man sich ihr manchmal gar nicht bewusst ist, weil man nicht darin geübt ist, ihr Gehör zu schenken, und andererseits, weil sie oft unangenehme Konsequenzen mit sich bringen würde. Manchmal spielt auch das Gefühl von Scham eine Rolle, dass man nicht dazu stehen kann, was man fühlt, oder wie man sich verhält.

Sabine Fleisch, Klinische und Gesundheitspsychologin, Psychotherapeutin, neue Woche, neuer Gedanke bei ORF Radio Vorarlberg
Matthias Weissengruber
Sabine Fleisch, Klinische und Gesundheitspsychologin sowie Psychotherapeutin

Auch die Sorge, nicht egoistisch wirken zu wollen, wird gelegentlich als Einwand gebracht, um gewisse Dinge nicht ansprechen zu müssen, sowie die Unfähigkeit Disharmonie auszuhalten. Und dennoch bleibt es dabei: Persönliche Aufrichtigkeit ist Grundvoraussetzung dafür, wahrhaftig Gestalter seines Lebens zu werden, und vor allem auch um anderen gegenüber ehrlich begegnen zu können. Denn schaue ich meiner Wahrheit nicht ins Gesicht, belüge ich indirekt auch andere. Führt man sich selbst regelmäßig hinters Licht und greift zu der einen oder anderen Notlüge, so reflektiert sich diese Haltung in den Beziehungen und prägt die persönliche Wirklichkeit.

Mut zur Wahrhaftigkeit

Um der eigenen Wahrheit auf die Spur zu kommen, eignet sich der Alltag als Lern- und Übungsfeld. Beginnen Sie bei Situationen mit geringer Tragweite, werden Sie sich bewusst zu welchen Ausreden bzw. Rechtfertigungen Sie häufig vor sich und anderen greifen. Welche Themen rufen rasch Ihre Verteidigungsposition wach, und welche Wesenszüge leugnen Sie möglichst auch vor sich selbst?

Gibt es Bereiche in Ihrem Leben, vor denen Sie lieber Ihre Augen verschließen bzw. vermeintliche Schwächen, die Sie gekonnt in Abrede stellen? Und in welchen Situationen halten Sie mit Ihrer Wahrheit lieber hinter dem Berg, aus Angst, damit jemanden zu verletzen? „Dazu sei gesagt, dass es wohl auch maßgeblich der Ton ist, der die Musik macht, und in entsprechende Worte gepackt, ist diese wohl jedem Menschen zumutbar. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen Mut zur Wahrhaftigkeit“, schließt Gesundheitspsychologin Sabine Fleisch in der wöchentlichen ORF Radio Vorarlberg-Reihe "Neue Woche, neuer Gedanke.