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sakepaint – stock.adobe.com
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Ratgeber Gesundheit

Brandstifter oder Friedensbringer?

Frieden beginnt in unserem Bewusstsein und ist eine tägliche Entscheidung. Jeder kann dazu beitragen, indem er Verbundenheit fördert und Vergebung übt, sagt Gesundheitspsychologin Sabine Fleisch in der ORF Radio Vorarlberg-Reihe „Neue Woche, neuer Gedanke“.

Sendungshinweis

„Neue Woche, neuer Gedanke“ – ORF Radio Vorarlberg am Vormittag, 27. November 2023, 09.00 bis 12.00 Uhr

Angesichts der Lage in der Welt ist das Thema Frieden wichtiger denn je. Doch Krieg ist nichts, das sich nur im Außen vollzieht, und er findet auch nicht ausschließlich geographisch weit weg von uns statt. Krieg und Frieden beginnen in unser aller Bewusstsein, und jeder von uns kennt beide Zustände. Frieden ist eine bewusste Entscheidung, jeden Tag aufs Neue, und zeigt sich in einfachen Alltagssituationen. Er beginnt bei jedem einzelnen von uns und zieht von dort aus weite Kreise. Der persische Dichter Rumi hat dies mit folgendem Zitat auf den Punkt gebracht „Sag nicht, alle führen Krieg, was bringt da schon mein Frieden? Du bist nicht einer, sondern Tausende. Zünde dein Leuchtfeuer an!“

Sabine Fleisch unterstützt als Psychotherapeutin folgende Gedanken: Die eigene Einstellung zum Leben ist entscheidend, ob man sich grundsätzlich eher als Brand– oder Friedensstifter verhält. „Je isolierter man nämlich auf den eigenen, persönlichen Vorteil bedacht ist, und die Tatsache, dass wir Menschen letztlich im selben Boot sitzen, vergessen hat, umso weniger bedenkt man die Konsequenzen seines Handelns für die Mitwelt bzw. den Planeten Erde“, sagt Sabine Fleisch.

Sabine Fleisch, Klinische und Gesundheitspsychologin, Psychotherapeutin, neue Woche, neuer Gedanke bei ORF Radio Vorarlberg
Matthias Weissengruber
Sabine Fleisch, Klinische und Gesundheitspsychologin sowie Psychotherapeutin

Üben Sie sich deshalb im Gefühl der Verbundenheit, sei es mit der Natur, den Tieren oder den Menschen um Sie herum. Am einfachsten fällt es, diese Qualität bei seinen Liebsten zu spüren, und weil man für sie in aller Regel nur das Beste möchte, handelt man somit auch leichter gemäß diesem Prinzip.

Wenn Sie Entscheidungen treffen, bedenken Sie dabei mit, ob und welche Konsequenzen diese für andere haben. Können Sie sie von Ihrem Gewissen her mittragen? Meistens verschafft uns ein Perspektivenwechsel rasch Klarheit darüber. Versetzen Sie sich deshalb in die Lage des Gegenübers und spüren Sie hin, wie es Ihnen an seiner Stelle gehen würde. Und: Was man selbst nicht erleben möchte, das füge man auch keinem anderen zu!

In Situationen, wo Unrecht passiert, versuchen Sie möglichst nicht mit denselben Waffen zurück zu schlagen, mit denen Sie verwundet wurden. Der Kreislauf der Gewalt ist nämlich nicht mit noch mehr Gewalt zu unterbrechen – egal aus welchem Motiv heraus – sondern nur mit einer emotionalen Kehrtwendung, nämlich dem Akt der Vergebung. Dieser setzt menschliche Reife und Größe voraus. Es ist definitiv nicht naiv zu verzeihen, obwohl man vielleicht nicht einmal darum gebeten wurde, sondern ein Friedensakt, vor allem sich selbst gegenüber und ist Voraussetzung für den potenziellen Frieden im Außen. Dahin ist es meist ein langer Weg, der mit einem ersten „Waffenstillstand“ beginnt. In diesem Prozess des Loslassens von leidvollen Erfahrungen, befreien Sie sich von allem, was noch schwer auf Ihren Schultern lastet, behalten Sie aber die Lektion, die Sie das Leben dabei gelehrt hat!

Zwei Personen schütteln Hände
Yurolaits Albert via Getty Images
Einander die Hand reichen kann ein erster Schritt zum Frieden sein

Wenn Vergebung besonders schwer fällt und nicht recht gelingen möchte, so hilft manchmal die Erkenntnis, dass das Verhalten des anderen mehr über ihn selbst aussagt, als über Sie und Ihren Wert. So nimmt man Ungerechtigkeiten weniger persönlich, und schafft es eher den gewohnten Kreislauf von archaischen Denk- und Reaktionsweisen aufzugeben.

„So trägt jeder das Potential in sich zum Werkzeug des Friedens zu werden und zum Wandel in der Welt beizutragen. Und je mehr Menschen ihr Leuchtfeuer entzünden umso heller wird es auch!“, sagt Sabine Fleisch im Hinblick auf die vielen großen Konflikte der heutigen Zeit.