Wald, Dunkelheit,
sjredwin1 – stock.adobe.com
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Ratgeber Gesundheit

In der Dunkelheit wachsen

Mit der Wintersonnenwende am 22. Dezember erreichen die kürzesten Tage im Jahr ihren Höhepunkt. Die Natur lebt vor, dass es natürliche Phasen der Dunkelheit gibt und das Leben zeigt, dass Finsternis nicht gleich Finsternis ist, sagt Gesundheitspsychologin Sabine Fleisch.

Sendungshinweis

„Neue Woche, neuer Gedanke“ – ORF Radio Vorarlberg am Vormittag, 11. Dezember 2023, 09.00 bis 12.00 Uhr

Es gibt einerseits das Dunkel, das man fürchtet, weil es unheimlich ist, es einen gefühlt nach unten zieht, und diese andere fruchtbare Dunkelheit, in der sich neue Samen aus dem Verborgenen auf den Weg ins Licht machen. Gerade in der Tiefe, im Schutz des Unsichtbaren, hat vieles seinen Ursprung, bevor es sichtbar wird. Manchmal wird es auch im eigenen Leben bildlich gesprochen finster, durch Krisen oder Verluste. In diesen dunklen Zeiten vollzieht sich auch oft tiefe Wandlung im Innersten, vorausgesetzt man ist bereit auf seine eigenen Schattenanteile zu schauen.

Unter Schatten versteht man in der Psychologie, jene Anteile, die bislang unbewusst waren und die man von sich nicht akzeptiert hat, weil sie nicht der eigenen Moral, oder dem eigenen bzw. gesellschaftlichen Wertesystem entsprechen. Häufig werden diese aktiviert, wenn sich das Leben im Außen verdunkelt. Auch wenn man diese dunklen Phasen aufs Erste einfach vorbei haben möchte, weil sie schmerzvoll sind und oft auch mit Angst behaftet, so bergen Sie auch eine große Entwicklungschance, das Potential in seiner Persönlichkeit weiter zu wachsen. Deshalb besteht der erste Schritt sich mit der eigenen Dunkelheit auseinanderzusetzen darin, diese als Teil des Lebens zu akzeptieren.

African man rear view sitting on the chair
Getty Images/iStockphoto
Allein im Dunkeln die Gedanken sprudeln lassen und sich selbst kennenlernen

Als gute Übung bietet sich dabei an, sich freiwillig in einen geschützten dunklen Raum zu setzen und einfach einmal die Finsternis auf sich wirken zu lassen. Mit offenen oder geschlossenen Augen. Dann werden Sie bemerken, wie Sie sich langsam an das Finstere gewöhnen, sich daran anpassen, mit allen Sinnen und Ihrem ganzen Sein. Versuchen Sie sich auf das Dunkel ganz einzulassen und seien Sie sich bewusst, dass es Ihnen nicht schaden möchte, sondern als Botschafter fungiert, um Ihnen etwas über Ihre Schattenanteile aufzuzeigen. Atmen Sie tief und gleichmäßig und seine Sie bereit zu empfangen, was aus dem Unterbewusstsein in Ihr Bewusstsein treten möchte.

Ein Kleiner Fuchs-Schmetterling.
J. Georg Friebe
Am Ende fliegt der Schmetterling aus der dunklen Hülle dem Licht entgegen

Diesen Prozess können Sie mit inneren Bildern unterstützen, die Vertrauen von Entwicklung und Wachstum im Verborgenen fördern – angefangen vom Embryo, das am Anfang blind im dunklen Bauch der Mutter heranwächst, bis hin zum Schmetterling, der sich verpuppt und in seinen Kokon zurückzieht, bis seine Flügel stark genug sind um ins Licht zu fliegen. Üben Sie sich so immer wieder darin das Helle und Dunkle in Ihr Leben zu lassen, zu verbinden und für Ihre Entwicklung fruchtbar zu machen.

Sabine Fleisch, Klinische und Gesundheitspsychologin, Psychotherapeutin, neue Woche, neuer Gedanke bei ORF Radio Vorarlberg
Matthias Weissengruber
Sabine Fleisch, Klinische und Gesundheitspsychologin sowie Psychotherapeutin