Die wohl größten Stichwahl-Sensationen gab es am Bodensee: In der Landeshauptstadt Bregenz gelang es dem Sozialdemokraten Michael Ritsch bei seinem vierten Antreten gegen Langzeitbürgermeister Markus Linhart (ÖVP), diesen vom Thron zu stürzen.
Ritsch wird damit der erste sozialdemokratische Bürgermeister von Bregenz seit 30 Jahren. Er konnte in der Stichwahl 5.460 Stimmen (51,67 Prozent) für sich beanspruchen, der seit 1998 amtierende Bürgermeister Linhart 5.108 (48,33 Prozent) – ein Vorsprung von 352 Stimmen für Ritsch.
Hard: Sensationserfolg für Staudinger
Ein sehr viel deutlicherer Sieg gelang überraschend SPÖ-Chef Martin Staudinger im Nachbarort Hard. Er holte 67,1 Prozent der Stimmen, während die bisherige Bürgermeisterin Eva Maria Mair von der ÖVP auf 32,9 Prozent kam.
Staudinger kündigte an, das Amt des SPÖ-Landeschefs zugunsten des Bürgermeistersessels aufzugeben, Evi Mair wollte sich nach der Niederlage aus der Politik verabschieden.
Erster grüner Bürgermeister Vorarlbergs
Auch im Nachbarort an der anderen Seite von Bregenz muss ein ÖVP-Politiker den Bürgermeistersessel aufgeben. In Lochau sorgte der Grünen-Politiker Frank Matt für eine historische Entscheidung: Er wird der erste grüne Bürgermeister einer Vorarlberger Gemeinde überhaupt.
Der Augenarzt Matt setzte sich in der Bürgermeister-Stichwahl gegen Amtsinhaber Michael Simma (61, ÖVP) durch. Matt erhielt 54,5 Prozent der Stimmen, Simma 45,5 Prozent.
Jochum übernimmt in Lech
Was bei den Gemeinderatswahlen am 13. September noch überraschender war, bestätigte sich am Sonntag: In Lech wurde Langzeitbürgermeister Ludwig Muxel von Stefan Jochum (Liste „Unser Dorf“) überholt.
Muxel muss nach 27 Jahren abdanken, der künftige Bürgermeister heißt somit Stefan Jochum. Er erhielt 549 (53,6 Prozent) Stimmen. 476 Stimmen (46,4 Prozent) gingen an den ÖVP-Politiker Muxel (Liste Lech).
Bludenz bleibt knapp in ÖVP-Hand
Knapp – aber zugunsten der ÖVP – fiel das Rennen in Bludenz aus. Nachdem Langzeitbürgermeister Josef „Mandi“ Katzenmayer (ÖVP) in den Ruhestand getreten ist, konnte der 28-jährige Simon Tschann den Bürgermeisterposten für die ÖVP behaupten und gewann vor dem Sozialdemokraten Mario Leiter.
51,63 Prozent der Wähler stimmten für Tschann. SPÖ-Vizebürgermeister Leiter (55) kam auf 48,37 Prozent der Stimmen.
Feldkirch: Einzige Konstante bei der Stichwahl
Die einzige wirkliche Konstante – nicht nur farblich, sondern auch personell – bei den Stichwahlen war die Stadt Feldkirch. Hier bleibt Bürgermeister Wolfgang Matt im Amt. Er gewann die Stichwahl am Sonntag klar mit 6.157 Stimmen (61,7 Prozent). Sein Herausforderer Daniel Allgäuer (FPÖ) erhielt 3.823 (38,3 Prozent).
Matt hatte bereits im ersten Wahlgang einen klaren Vorsprung auf Allgäuer aufgewiesen – nämlich 1.924 Stimmen bzw. 17,71 Prozentpunkte.
Sechs Stichwahlen sind Rekord
In diesen sechs Kommunen gelang im ersten Wahlgang am 13. September keinem der Kandidaten die absolute Mehrheit, so dass die beiden Kandidaten mit den meisten Stimmen in die Stichwahl mussten. Die sechs Stichwahlen bedeuteten eine neue Rekordmarke, mehr als fünf Stichwahl-Entscheidungen (2005) hat es seit der Einführung der Bürgermeister-Direktwahl im Jahr 2000 nicht gegeben.