Das Wahlergebnis in Bregenz im Detail.
Herausforderer Ritsch konnte in der Stichwahl 5.460 Stimmen (51,67 Prozent) für sich beanspruchen, der seit 1998 amtierende Bürgermeister Linhart 5.108 (48,33 Prozent) – ein Vorsprung von 352 Stimmen für Ritsch.
Die Wahlbeteiligung lag bei 49,85 Prozent – nach 50 Prozent im ersten Wahlgang. Ritsch und Linhart traten bei diesen Gemeindewahlen bereits zum vierten Mal gegeneinander an, nach 2005 standen sie sich heuer zum zweiten Mal in einer Stichwahl gegenüber. Nach seinem Wahlsieg kündigte Ritsch an, sein Landtagsmandat zugunsten des Bürgermeisterpostens aufgeben zu wollen.
ORF-Redakteur David Breznik im Interview mit Michael Ritsch und Markus Linhart
Dritter sozialdemokratischer Bürgermeister von Bregenz
Der ehemalige SPÖ-Landeschef Ritsch wird nun das dritte sozialdemokratische Stadtoberhaupt von Bregenz, wo von 1970 bis 1990 Bürgermeister der Sozialdemokraten regierten (Fritz Mayer von 1970 bis 1988, Norbert Neururer von 1988 bis 1990) und die Partei zeitweise die absolute Mehrheit innehatte.
Ritsch war diesmal mit 893 Stimmen Rückstand in die Stichwahl gegangen (3.532 zu 4.425 Stimmen; 8,72 Prozentpunkte Unterschied) – weit mehr als vor 15 Jahren, als Ritschs Rückstand im ersten Wahlgang lediglich 317 Stimmen betrug. Linhart behielt damals mit einem Stimmenanteil von 52,56 Prozent die Oberhand.
Lang gehegter Traum in Erfüllung
Als Landesvorsitzender der Vorarlberger Sozialdemokraten waren Ritsch keine wirklichen Erfolge beschieden. Auf Landesebene reihten sich drei enttäuschende Landtagswahlen aneinander, und auch auf Kommunalebene konnte Ritsch nach 2005 nicht mehr reüssieren. Am Sonntag aber wendete sich das politische Schicksal des 52-Jährigen: Mit seiner Wahl zum Bürgermeister von Bregenz ging ein lange gehegter Traum in Erfüllung.
Schon früh in der Gewerkschaft
Als ausgebildeter Gendarm hatte Ritsch schon früh bei der Gewerkschaft angeheuert, mit nur 22 Jahren wurde er Stadtvertreter in seiner Heimatstadt. Fünf Jahre später stieg Ritsch in den Bregenzer Stadtrat auf, 2004 wurde er in den Landtag gewählt. Seine erste politische Sternstunde schlug 2005 bei den Vorarlberger Gemeindevertretungswahlen.
Zwar unterlag er in der Bürgermeisterdirektwahl letztlich nur hauchdünn Amtsinhaber Linhart, doch hatten die Ländle-Sozialdemokraten nach vielen Jahren des Darbens endlich wieder einen wohl passenden Kandidaten in ihren Reihen gefunden. 2007 übernahm er das Ruder der Landespartei.
Revanche für Niederlage 2005
War Ritsch nach der Landtagswahl 2009 noch bereit gewesen, seinen Hut zu nehmen – wozu es mangels eines Nachfolgers nicht kam –, hielt er später an seiner Position als Parteichef fest. Nach internen Querelen und infolge einer schwierigen Bandscheibenoperation fehlte Ritsch 2016 jedoch über Monate hinweg die Fitness, die ein Parteichef braucht.
Vor fast genau vier Jahren, am 30. September 2016, trat er als Landesparteivorsitzender ab, blieb aber bis zur Landtagswahl 2019 Klubobmann im Landtag. Nach der Landtagswahl – und der unfreiwilligen Abgabe der Klubleitung an den neuen Parteichef Martin Staudinger – konnte sich Ritsch ganz auf die Gemeindevertretungs- und Bürgermeisterwahlen 2020 konzentrieren. So konnte Ritsch nach 15 Jahren Revanche für die Niederlage im Jahr 2005 nehmen.