Stadt Bludenz von oben
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GW2020

Simon Tschann (ÖVP) gewinnt in Bludenz

Das Duell um Bludenz ist entschieden: Simon Tschann (28) von der Bludenzer Volkspartei wird neuer Bürgermeister der Alpenstadt. 51,63 Prozent der Wähler stimmten für ihn. Er setzte sich gegen SPÖ-Vizebürgermeister Mario Leiter (55) durch, der auf 48,37 Prozent der Stimmen kam.

Der Stadtpolizist Leiter scheiterte damit auch im zweiten Anlauf, Bludenz für die SPÖ nach mittlerweile 25 Jahren zurückzuerobern. Simon Tschann wird der jüngste Bürgermeister Vorarlbergs.

Der studierte Betriebswirt Tschann bestätigte am Stichwahl-Sonntag, was sich bereits vor zwei Wochen abzeichnete: Bei seiner Premiere im ersten Wahlgang gewann der Touristikfachmann, der einen neuen Polit-Stil versprach, 2.975 Wähler für sich, also 46,98 Prozent. Leiter blieb mit 2.779 Stimmen hinter Tschann. Die beiden trennten 196 Stimmen. Diesmal entfielen bei einer Wahlbeteiligung von 63,99 Prozent 3.512 Stimmen auf Tschann, 3.290 auf Leiter.

Bludenz  am 27.9.2020Buergermeister Stichwahl in Blduenz, Simon Tschann bewirbt sich um das Amt.
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Simon Tschann mit seiner Freundin auf dem Weg ins Rathaus – sein künftiger Arbeitsplatz

„Ungereimtheiten“: Möglicherweise gefälschte Anträge

Dass die Auszählung relativ lange dauerte, erklärte Noch-Bürgermeister Josef „Mandi“ Katzenmayer mit „Ungereimtheiten“. Laut einem Sprecher der Stadt betrafen diese mehrere – nach aktuellem Wissen vier – Wahlkarten, deren Anträge offenbar gefälschte Unterschriften trugen.

Die betreffenden Wahlberechtigten hatten nie eine beantragt. Die Kriminalpolizei untersuche die Vorfälle. Zumindest eine der Wahlkarten, die per falscher Unterschrift beantragt worden sein sollen, trage die Unterschrift eines Mitglieds des Teams Mario Leiter.

ORF-Redakteur Christiane Schwald im Gespräch mit Simon Tschann (ÖVP) und Mario Leiter (Team Mario Leiter)

Tschann: „Müssen weiter zusammenarbeiten“

Tschann zeigte sich über den Wahlausgang erleichtert und „überglücklich“, dass Bludenz in ÖVP-Hand blieb. Er freue sich, sei aber demütig, denn jetzt gelte es, an die Arbeit zu gehen: „Wir müssen weiter zusammenarbeiten und zusammenhalten, gerade in diesen Zeiten.“ Zunächst stehe einmal die Regierungsbildung an, man werde mit allen Gespräche führen. Das Budget 2021 werde eine Herausforderung. Katzenmayer äußerte sich „glücklich, dass ich den Richtigen vorgeschlagen habe“.

Mario Leiter
Lisa Mathis
Mario Leiter verlor gegen Tschann

Leiter fühlt sich als „zweiter Sieger“

Mario Leiter fühlte sich nicht als Verlierer, vielmehr als „zweiter Sieger“. Schließlich habe man nach einem tollen, aber sehr langen Wahlkampf in Mandaten zugelegt. Corona sei der ÖVP zupassgekommen, da ihr Kandidat mehr Zeit gehabt habe, bekannt zu werden. „Das Ergebnis ist zu akzeptieren“, sagte er.

Er hoffte auf politische Ruhe. Keine der Fraktionen habe im Wahlkampf Scherben zerschlagen, so könne man weiterarbeiten. „Meine eigene politische Zukunft werde ich mir anschauen und mit der Familie analysieren, es ist alles offen“, so Leiter. Er sei nach wie vor Polizeibeamter, diesen Job liebe er und darauf liege nun sein Fokus.

Bereits Katzenmayer in Stichwahl gezwungen

Leiter hatte bereits 2015 gegen ÖVP-Langzeit-Bürgermeister Katzenmayer einen Achtungserfolg erzielt, als er den Amtsinhaber in die Stichwahl gezwungen hatte und dank großer Zugewinne für die SPÖ Vizebürgermeister geworden war. Aber auch im zweiten Versuch gelang es ihm nicht, die einst rote Bastion zurückzugewinnen. Bludenz, mit 14.800 Einwohner die kleinste Stadt Vorarlbergs, stand ab 1970 rund 25 Jahre lang unter SPÖ-Regentschaft. 1995 verloren die Sozialdemokraten den Bürgermeisterposten an die ÖVP, die seither im Rathaus den Ton angibt.

ÖVP und SPÖ legten in Stadtvertretung zu

Die Volkspartei Bludenz legte am 13. September unter ihrem neuen Frontmann Tschann – er hatte noch nie ein politisches Amt inne – in der Stadtvertretung um 5,35 Prozentpunkte auf 45,86 Prozent zu, das ist ein Zugewinn von zwei Mandaten auf 16 Sitze. Die SPÖ konnte mit 38,99 Prozent ebenfalls zulegen, wenn auch nur leicht (2015: 37,76 Prozent), und hat ein Mandat mehr, insgesamt 14.