Kurz im Kleinwalsertal
ORF/ Alexander Rauch
ORF/ Alexander Rauch
Chronik

Kurz-Besuch sorgt weiter für Diskussionen

Der Besuch von Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) im Kleinwalsertal im Mai und der dabei nicht eingehaltene Mindestabstand hat die NEOS von Anfang an erzürnt. Nun kritisiert man eine Anfragebeantwortung des Innenministeriums, wonach die Polizei keine offensichtlichen Verstöße wahrnahm bzw. die Abstandsregel für den Kanzler nicht galt.

Die NEOS wollten in ihrer Anfrage unter anderem wissen, ob damals geprüft wurde, welche der angesichts des Kurz-Besuchs enger als mit einem Meter Abstand zusammenstehenden Personen im selben Haushalt wohnten bzw. warum die Versammlung nicht aufgelöst wurde. Die Antwort des Ministeriums: Es habe sich augenscheinlich um Familienverbände gehandelt.

Zudem sehe die Lockerungsverordnung vor, dass die Ein-Meter-Regel „nicht für Tätigkeiten im Wirkungsbereich der Organe der Gesetzgebung und Vollziehung“ gelte. Es habe am betreffenden Abend auch keine Anzeige wegen Verstößen gegen diese Verordnung bzw. gegen das Covid-19-Maßnahmengesetz gegeben.

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Sebastian Kurz im Kleinwalsertal
BUNDESKANZLERAMT/DRAGAN TATIC
Große Freude über den Besuch des Kanzlers herrschte bei dieser Frau in Tracht
Sebastian Kurz
BUNDESKANZLERAMT/DRAGAN TATIC
Viele Handys waren auf den Kanzler gerichtet
Magnus Brunner, Markus Wallner, Sebastian Kurz
ORF
Bürgermeister Andreas Haid, Staatssekretär Magnus Brunner (ÖVP), Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP), Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP)
Markus Wallner und Sebastian Kurz
ORF
Landeshauptmann Markus Wallner und Bundeskanzler Sebastian Kurz Seite an Seite
Kurz im Kleinwalsertal
ORF/ Alexander Rauch
Das Kleinwalsertal ist auf dem Straßenweg nur von Deutschland aus zu erreichen
Journalisten Kurz-Besuch
ORF
Die Journalisten standen zum Teil dicht gedrängt
Andi Haid, Sebastian Kurz, Markus Wallner
APA/JOCHEN HOFER
Bundeskanzler Kurz mit Landeshauptmann Wallner und Bürgermeister Haid
Markus Wallner, Sebastian Kurz und Andi Haid
BUNDESKANZLERAMT/DRAGAN TATIC
Drei Politiker stehen an der Grenze
Sebastian Kurz und Markus Wallner
BUNDESKANZLERAMT/DRAGAN TATIC
Ein Hund an der Leine nimmt Kontakt auf

„Der Gipfel des Eisbergs“

NEOS-Gesundheitssprecher Gerald Loacker – ein Vorarlberger – reagierte empört. „Hier zeigt sich wieder einmal das Politikverständnis der ÖVP: Alle Menschen sind gleich, aber manche sind gleicher. Der Kanzler und seine Leute dürfen alles, die Bevölkerung nicht“, meinte er gegenüber der APA in einer schriftlichen Stellungnahme. „Dass die eigenen Verordnungen von Bundeskanzler Kurz nicht eingehalten werden mussten, muss man sich erst auf der Zunge zergehen lassen. Das ist der Gipfel des Eisbergs.“

Causa Kleinwalsertal: Niemand wird bestraft

Als Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) Mitte Mai im Kleinwalsertal war, sprach die SPÖ von „Skandalbildern“, die FPÖ vom „Lebensgefährder Kurz“ und NEOS drohte mit einer Anzeige wegen der verletzten Abstandsregeln. Zwei Monate später stellt sich heraus, dass es – trotz Zehntausender CoV-Strafen im ganzen Land – im Kleinwalsertal für niemanden Konsequenzen gibt. Der Grund: Laut Polizei waren damals im Kanzler-Publikum lauter Familien.

Loacker für Generalamnestie

Loacker kritisierte die Coronavirus-Gesetze als überhastet und schlampig gemacht. „Während einzelne Personen im Park kontrolliert und, wie wir heute wissen, zu Unrecht bestraft wurden, fand man es nicht notwendig, eine Menschentraube im Kleinwalsertal aufzulösen oder zu überprüfen, in welchem Naheverhältnis die Personen zueinander standen. Hauptsache, der Kanzler kann bejubelt werden“, so der NEOS-Mandatar, der sich für eine Generalamnestie aussprach: „Auf die Gesundheit der Menschen, auf die Vorbildfunktion eines Kanzlers und eines Landeshauptmanns, aber auch auf die politische Verantwortung, wurde gepfiffen.“