Schwan auf Futtersuche
imago/Thorsten Baering
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Natur

Hoher Bodenseepegel bedroht Wasservögel

Der außergewöhnlich hohe Wasserstand des Bodensees im Winter wirkt sich negativ auf Enten und Schwäne aus. Die Tiere kommen aufgrund der Wassertiefe kaum mehr an Nahrung. Aber auch verschiedene Pflanzenarten wie beispielsweise das Bodensee-Vergissmeinnicht leiden teils enorm unter den erhöhten Wasserständen.

Nach den Rekordwerten im Dezember ist der Wasserstand des Bodensees auch in den vergangenen Wochen noch immer ungewöhnlich hoch für die Jahreszeit. Mit 336 Zentimetern lag der Wasserstand Anfang März bei der Messstation in Bregenz rund einen halben Meter über dem langjährigen Mittelwert für diesen Tag, sagt Thomas Blank von der Abteilung Wasserwirtschaft beim Land Vorarlberg.

Wichtige Futterquellen für Wasservögel nicht zugänglich

Unter dieser Situation leiden auch die Wasservögel. Seit einigen Monaten sind zahlreiche Uferbereiche und Flachwasserzonen überschwemmt. Dadurch kommen viele Wasservögel nicht mehr an ihre Nahrung, die sie sonst am für sie gerade erreichbaren Grund des Bodensees finden und besonders im Winter dringend benötigen, sagt der Geschäftsführer des Naturschutzvereins Rheindelta, Walter Niederer.

Enten auf Futtersuche
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Gründelnde Enten kommen durch den erhöhten Wasserstand nicht mehr bis zum Grund. Die Futtersuche wird dadurch deutlich erschwert.

Nicht nur mehr gründelnde Tiere betroffen

Die Futterverfügbarkeit für gründelnde Tiere ist rund um den Bodensee stark zurückgegangen, da bei hohen Wasserständen die Halslänge nicht mehr dafür ausreicht, um an den Grund zu kommen, erklärt der Experte. Enten waren zuerst davon betroffen, inzwischen hätten aber auch größere Vögel wie etwa Schwäne große Probleme bei der Futtersuche im Bodensee.

Schwäne würden deshalb auf nahegelegene Wiesen ausweichen. Vor einigen Jahren wäre das noch nicht möglich gewesen. Da die entsprechenden Wiesen jedoch mittlerweile öfters gemäht werden, sei das Gras nun weich genug, um als Futter zu dienen. Die hohen Pegelstände machen laut Niederer inzwischen sogar Tauchenten zu schaffen. Auch diese würden durch die erhöhten Wasserstände teilweise nicht mehr bis zum Grund tauchen können.

Schilfgürtel wird durch Schwemmholz bedroht

Die hohen Pegelstände der vergangenen Monate sind auf die außergewöhnlich starken Niederschläge im November und Dezember zurückzuführen. Zusätzlich hätten die durchgehend hohen Temperaturen zu einem beschleunigten Schmelzprozess des Schnees geführt. Zusätzliche Winterstürme hätten das ganze Naturschuztzgebiet negativ beeinflusst, sagt Niederer.

So werden ganze Schilfgürtel vom Schwemmholz bedroht. Das Holz sei darin hängen geblieben. Dadurch hätte sich die gesamte Struktur des Naturschutzgebietes verändert, sagt Niederer. Auswirkungen hat das aber auch auf einige Pflanzenarten. Denn nicht nur das Schilf werde durch das Schwemmholz abgeschlagen, sondern auch die in Seenähe wachsenden Pflanzen werden von dem Holz regelrecht abrasiert, erklärt der Naturschützer.

Bodenseevergissmeinnicht
Markus Grabher
Der Fortbestand des Bodensee-Vergissmeinnichts ist nicht gesichert.

Hohe Wasserstände bedrohen auch verschiedene Pflanzen

Davon betroffen ist auch das bereits vom Aussterben bedrohte Bodensee-Vergissmeinnicht. Die EU-weit geschützte Pflanze wächst am Kiesufer des Sees, sagt der Biologe Markus Grabher. Er ist für das Monitoring der Pflanze am Vorarlberger Seeufer zuständig. Es wächst dort, wo die Wasserstände schwanken, an Stellen, die im langjährigen Schnitt im Sommer überschwemmt sind und an denen das Wasser im Winter niedrig ist.

Das ist jedoch mittlerweile nicht mehr der Fall. Bis auf das Jahr 2023 war der Wasserstand im Winter in den vergangenen Jahren und auch heuer alles andere als niedrig. Das hätte dem zarten Blümchen fast den Garaus gemacht, sagt Grabher – mehr dazu in: Letzte Chance für eine besondere Pflanze.

Bodensee-Vergissmeinnicht wird beim Gärtner gezogen

Deshalb wurde das Bodensee-Vergissmeinnicht bei einem Gärtner vegetativ vermehrt und zu kleinen Pflänzchen gezogen. Diese sollen dann, sobald es der Wasserstand sowie das Wetter zulassen, an bestimmten Stellen rund um den Bodensee gesetzt werden, sagt der Geschäftsführer des Naturschutzvereins Rheindelta, Walter Niederer. Der Naturschutzverein will damit das Aussterben der Pflanze verhindern.