Bodenseevergissmeinnicht
Markus Grabher
Markus Grabher
Natur

Letzte Chance für eine besondere Pflanze

Es ist selten geworden, das Bodensee-Vergissmeinnicht. Um ganze 95 Prozent ist der Bestand in rund 15 Jahren zurückgegangen – dieser Winter hätte das komplette Aus für die zarte Pflanze bedeuten können. Gesichert ist der Fortbestand der Pflanze noch nicht, aber nun hat sie doch noch eine Überlebenschance. Ausgerechnet die Trockenheit in diesem Winter könnte ihre Rettung sein.

EU-weit geschützt ist das Bodensee-Vergissmeinnicht – auch wenn es einzig und allein am Bodensee wächst. Und auch da ist es rar geworden. Es wächst am Kiesufer an bestimmten Stellen des Sees, erklärt Biologe Markus Grabher, der für das Monitoring der Pflanze am Vorarlberger Seeufer zuständig ist. Es wächst dort, wo die Wasserstände schwanken – an Stellen, die im langjährigen Schnitt im Sommer überschwemmt sind und an denen das Wasser im Winter niedrig ist – und auch noch dann, wenn die Pflanze blüht, im April und im Mai.

Allerdings war der Wasserstand in der kalten Jahreszeit in den vergangenen Jahren alles andere als niedrig. Diese hohen Winter-Wasserstände der vergangenen Jahre hätten dem zarten Blümchen fast den Garaus gemacht. Im vergangenen Jahr gab es gar den höchsten jemals in einem Februar gemessenen Wasserstand am See. Und auch teils zur Blütezeit im Frühling war der Wasserstand in den vergangenen Jahren hoch, die Pflanzen also auch dann überflutet, wenn sie es eigentlich noch nicht sein sollten. Das Wasser sollte erst nach der Blütezeit die Pflanze überspülen, dann kann es ihr nichts mehr anhaben.

Fotostrecke mit 6 Bildern

Bodensee-Vergissmeinnicht
ORF
Bodensee-Vergissmeinnicht
ORF
Bodenseevergissmeinnicht
Markus Grabher
Bodenseevergissmeinnicht
Markus Grabher
Bodenseevergissmeinnicht
Markus Grabher
Pflanzen im Winter überflutet
Markus Grabher
Hier hat das Wasser die Blumen überflutet

Bestand um 95 Prozent zurückgegangen

Seinen Verbreitungshöhepunkt hatte das Bodensee-Vergissmeinnicht 2005/2006 – nachdem im Jahr davor ein Niedrigwasserjahr war. Heute – nach mehreren Jahren mit extrem hohen Wasserständen in der kalten Jahreszeit – sind nur noch fünf Prozent der Pflanzen übriggeblieben.

Das heißt: Ganze 95 Prozent sind in etwa 15 Jahren verloren gegangen. 5.000 bis 6.000 Exemplare gab es im vergangenen Jahr noch am See. Ist also der Klimawandel schuld an den Problemen des Bodensee-Vergissmeinnichts? Wenn die hohen Wasserstände auf den Klimawandel zurückzuführen seien, dann ja, sagt Biologe Grabher.

„Dieses Jahr schaut es gut aus“

Hätte es in diesem Winter wieder so viel geregnet, dann wäre die Pflanze wohl komplett verschwunden, so die Einschätzung des Biologen. Aber heuer ist die Situation eine ganz andere. Der Winter war trocken, der Wasserstand ist niedrig – rund zehn bis 15 Zentimeter niedriger als im langjährigen Durchschnitt. Damit hat das Bodensee-Vergissmeinnicht nun doch noch eine Chance.

„Dieses Jahr schaut es bis jetzt gut aus“, sagt Biologe Grabher. Allerdings: Die Zeit der Gefahr ist noch nicht vorbei. Bis etwa Anfang Juni darf das Wasser höchstens 1,5 Meter höher sein als jetzt. „Optimal wäre es, wenn das Wasser erst nach der Blütezeit dementsprechend steigt“, sagt Grabher.

Teilweise Betretungsverbote

Dann wären auch in Zukunft am Bodensee die feinen blauen Vergissmeinnicht zu bewundern. Wo genau diese vermehrt zu sehen sind, mag Biologe Grabher zum Schutz der Pflanzen nicht verraten. Teilweise sind für diese Bereiche aber Betretungsverbote ausgeschildert, die Schutzbestimmungen sollten dringend beachtet werden, sagt Grabher. Damit uns das Bodensee-Vergissmeinnicht auch in den kommenden Jahren noch blüht.

Fotostrecke mit 5 Bildern

Strand am Rohrspitz bei Niedrigwasser
ORF/Blum D.
Derzeit ist der Wasserstand am Bodensee niedrig: Wer am Rohrspitz ans Wasser will, muss weit hinaus laufen
Strand am Rohrspitz bei Niedrigwasser
ORF/Blum D.
Strand am Rohrspitz bei Niedrigwasser
ORF/Blum D.
Strand am Rohrspitz bei Niedrigwasser
ORF/Blum D.
Strand am Rohrspitz bei Niedrigwasser
ORF/Blum D.