Goldmedaille von Johannes Strolz
GEPA pictures/ OEOC
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Olympia

Drei Medaillen: Historischer Tag für Vorarlberg

Drei Olympia-Medaillen – zwei goldene und eine in Silber: Es ist der erfolgreichste Tag in der Vorarlberger Sportgeschichte. Erst gewann Johannes Strolz die alpine Kombination, danach Alessandro Hämmerle den Snowboardcross und schließlich holte Rodler Thomas Steu mit der Team-Staffel Silber.

Es ist ein Tag, an dem Vorarlberger Sportgeschichte geschrieben wurde. Das stand schon am Morgen fest, als der Bludenzer Rodler Thomas Steu noch gar nicht im Team-Bewerb gestartet war. Aber da hatten der Warther Johannes Strolz und der Montafoner Alessandro Hämmerle schon Historisches erreicht, denn zwei olympische Goldmedaillen an einem Tag, das hat es zuvor noch nie gegeben für Vorarlberg. Am Nachmittag kam dann mit Steus Silber Medaille Nummer drei hinzu.

Rekord waren bisher zwei olympische Medaillen an einem Tag – aber nicht zwei Goldmedaillen: 1948 in St. Moritz holten Trude Jochum-Beiser und Resi Hammerer Silber und Bronze in der Abfahrt. Und am gestrigen Mittwoch holte Katharina Liensberger Silber im Slalom und Rodler Thomas Steu mit Doppelsitz-Partner Lorenz Koller Bronze. Nun ist der Tagesrekord also drei Medaillen – zweimal Gold und einmal Silber.

Johannes Strolz Gold in Kombi Olympische Spiele in Peking
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Johannes Strolz wird gefeiert

Im Medaillenspiegel vor der Schweiz

Im Medaillenspiegel liegt Vorarlberg mit zweimal Gold, zweimal Silber und einmal Bronze derzeit sogar vor Ländern wie der Schweiz oder Frankreich. Je nachdem wie man zählt, sind Stand jetzt auch die vier Medaillen von Albertville 1992 von der Anzahl her übertroffen. Allerdings nur, wenn man die beiden Silbernen von Skifahrer Marc Girardelli nicht mitzählt, der damals für Luxemburg an den Start ging, aber ja eigentlich auf jeden Fall ein Vorarlberger ist. Ohne Girardelli einzurechnen gab es einmal Gold, zweimal Silber und einmal Bronze.

Rodel-Staffel: Viel fehlte nicht auf Gold

Thomas Steu durfte am Donnerstag bereits ein zweites Rennen im Eiskanal fahren – nach seiner Bronzemedaille zusammen mit Doppelsitz-Partner Lorenz Koller. Und es wäre um Haaresbreite noch die dritte Goldmedaille für Vorarlberg geworden – das österreichische Team musste sich schließlich ganz knapp um 0,08 Sekunden dem deutschen Team geschlagen geben. Letzten Endes jubelte Österreich über Silber.

Steu/Koller in der Bahn
APA/EXPA/JOHANN GRODER
Thomas Steu und Lorenz Koller waren die letzten in der Bahn für Österreich

Schulkollegen in Stams

Die zwei Gold-Gewinner vom Donnerstagmorgen sind nicht nur beide für Österreich startende Vorarlberger, sondern auch noch Freunde, die eine längere gemeinsame Vergangenheit haben: Hämmerle und Strolz drückten einst in Stams gemeinsam die Schulbank – und auch heutzutage „zocken sie oft zusammen“, wie Hämmerle verriet, der es kaum erwarten kann, bis er Strolz „in den Arm nehmen kann“. Die spontane Gratulation via TV war bereits auf den Punkt gebracht: „Johannes Strolz, ich hab was gehört. Du geile Sau!“

Ihre Karriere verlief dagegen bislang höchst unterschiedlich. Während Hämmerle seit Jahren zu den absoluten Topstars der Snowboardcrosser zählt und dreimal den Gesamtweltcup gewann, tat sich Strolz schwer, sich im Weltcup zu beweisen – und sorgte erst heuer mit seinem Sieg in Adelboden für seinen Durchbruch inklusive Olympia-Qualifikation. Nun vollendeten beide ein Märchen: Der eine sorgte für die absolute Sensation und der andere krönte endlich seine erfolgreiche Laufbahn mit Gold bei einem Großevent.

Johannes Strolz: Wie der Vater so der Sohn

Der Warther Johannes Strolz tat es mit Gold in der Kombination seinem Vater gleich: Vor 34 Jahren gewann Hubert Strolz in Calgary ebenfalls Gold in der Kombination. Sohn Johannes – im vergangenen Frühjahr noch wegen fehlender Ergebnisse aus dem ÖSV-Kader gestrichen, sorgte dementsprechend für einen der sicherlich emotionalsten Olympia-Momente in Peking.

Unter Tränen erinnerte er sich an den Sieg seines Vaters und dankte ihm und seiner ganzen Familie für die Unterstützung in all den Jahren, in denen er es nicht auf ein Siegerpodest brachte – tief drinnen aber wusste, dass er es kann. „Speziell wegen der Geschichte meines Vaters bedeutet das so viel für mich. Wenn ich daran denke, all die Bilder und die Goldmedaille von meinem Vater, ist es schwer für mich, nicht zu weinen.“ Was ihm auch definitiv nicht gelang.

Warth mit hoher Dichte an Olympiasiegern

Dass ein Vater und ein Sohn den Olympiasieg auch noch in der gleichen Disziplin holen, das hat es in der alpinen Olympiageschichte noch nicht gegeben. Zudem dürfte Strolz´ Heimatort Warth nun das Dorf mit der höchsten Dichte an Olympia-Medaillengewinnern sein. Im nur 174 Einwohner zählenden Ort lebt neben Vater und Sohn Strolz auch Wiltrud Drexel, die 1972 Olympia-Bronze im Riesenslalom holte.

Alessandro Hämmerle
Afp/MARCO BERTORELLO
Alessandro Hämmerle hat es geschafft: Er ist Olympiasieger

Favorit Hämmerle erfüllt sich Gold-Traum

Schon bald auf Strolz folgte am Donnerstagmorgen der nächste Höhepunkt aus österreichischer – und aus Vorarlberger – Sicht: Der Montafoner Alessandro Hämmerle holte Gold im Snowboardcross. Auch wenn er zu den Topfavoriten zählte, musste er sich den Sieg hart erkämpfen. Im Fotofinish wurde letzten Endes entschieden, dass Hämmerle Olympiasieger ist.

Der Montafoner war in einer ersten Reaktion gegenüber dem ORF euphorisch: „Ich kann’s immer noch kaum glauben. Das ist einfach überwältigend“, sagte er. „Als Sportler muss man die kleinen Momente genießen. Wenn so etwas Großes kommt – ich find’ das einfach eine Riesenbelohnung für das ganze Team.“ Hämmerle merkte an, dass nach seinen zahlreichen Erfolgen die Erwartungshaltung schon sehr groß gewesen sei. Für ihn zähle aber: „Ich muss mit mir selbst zufrieden sein.“

Hämmerle und Strolz starten ein weiteres Mal

Schließlich können Hämmerle und Strolz das Olympische Märchen noch weiter schreiben. Strolz startet noch im Slalom und Hämmerle im Mixed-Bewerb. Für Steu sind die Olympischen Spiele nun vorbei. Der Bludenzer kehrt mit zwei Medaillen heim.

Zitate rund um die Vorarlberger Olympiasiege

„Ich bin ein gutes Beispiel dafür, dass man nie aufgeben soll.“ Olympiasieger Johannes Strolz, der im Frühjahr des Vorjahres schon aus den ÖSV-Kadern gestrichen worden ist.

„Zum Glück haben wir ihn überreden können, dass er die Abfahrtsski auspackt.“ Andreas Puelacher, ÖSV-Rennsportleiter Männer, der Strolz zum Abfahrtsstart im Jänner in Tarvis überreden musste.

„Wir sind total aus dem Häuschen! Mein Mann und meine Tochter sind schon zur Abfahrt aufgestanden – ich hatte den Mut nicht. Ich kam erst dazu, als er gesund im Ziel war.“ Mutter Birgit Strolz.

„Er war gigantisch.“ Snowboard-Olympiasieger Alessandro Hämmerle über den Druck.

„Es war brutal. Ich sehe die zwei Hundertstel, fühle mich als Olympiasieger und plötzlich heißt es Fotofinish. Das war mir nimmer wurscht.“ Hämmerle über die bangen Moment im Ziel.

„Johannes Strolz, ich hab was gehört. Du geile Sau!“ Alessandro Hämmerle – ein Vorarlberger Olympiasieger gratuliert dem anderen.