Die Entscheidung im Finale war denkbar knapp – und wurde im Fotofinish zugunsten von Hämmerle entschieden. Silber holte letztlich Eliot Grondin aus Kanada, Bronze der Italiener Omar Visintin. Grondin war als Vorlaufschnellster und Blitzstarter favorisiert ins Finale gegangen und übernahm am Beginn auch prompt die Führung. Hämmerle, im Semifinale von Grondin noch geschlagen, blieb dem Kanadier allerdings auf den Fersen und holte sich in einer der ersten Kurven auf der Innenbahn die Führung, die er bis ins Ziel nicht mehr abgab.
„Kann’s immer noch kaum glauben“
In einer ersten Reaktion im ORF-Interview war Hämmerle euphorisch: „Ich kann’s immer noch kaum glauben. Das ist einfach überwältigend“, sagte er. „Als Sportler muss man die kleinen Momente genießen. Wenn so etwas Großes kommt – ich find’ das einfach eine Riesenbelohnung für das ganze Team.“ Hämmerle merkte an, dass nach seinen zahlreichen Erfolgen die Erwartungshaltung schon sehr groß gewesen sei. Für ihn zähle aber: „Ich muss mit mir selbst zufrieden sein.“ „Izzi“ vergaß auch nicht, dem anderen Vorarlberger Goldenen zu gratulieren: „Johannes Strolz, ich hab was gehört. Du geile Sau!“
Interview mit Olympiasieger Hämmerle
„Gemischte Gefühle“: Julian Lüftner wurde Vierter
Bereits vor dem großen Finale stand fest, dass ein Vorarlberger eine Medaille holen würde, denn auch Julian Lüftner kam unter die besten vier. Der Wahlvorarlberger Lüftner musste sich dann allerdings im Kampf um die Medaillen knapp geschlagen geben. In der Qualifikation noch Zweitschnellster, brachte ihn der Start ins Hintertreffen, er kam letztlich auf Rang vier.

Im Interview nach dem Rennen sagte Lüftner, der es im Finale mit gleich drei Topstars aufnehmen musste, er habe gemischte Gefühle, weil eine Medaille so nah gewesen sei. Aber er sei „mega happy“, dabei gewesen zu sein. „Ich freu mich für den ‚Izzi‘. Das haben wir uns verdient, nach so einer langen Durststrecke ohne Medaillen.“ Hämmerle war unmittelbar nach dem Zieleinlauf bei ihm, um ihn zu trösten.
Die beiden weiteren österreichischen Starter Lukas Pachner und Jakob Dusek (3. in der Qualifikation) scheiterten im Achtelfinale. Sie wurden im fünften Lauf Dritter bzw. Vierter und in der Endabrechnung 20. bzw. 25.

Rechnung mit Olympia beglichen
Alessandro „Izzi“ Hämmerle krönte mit dem olympischen Gold seine erfolgreiche Karriere – in den vergangenen drei Jahren war er Gesamtsieger im Weltcup der Boarder-Crosser – und beglich bei seinem dritten Start auch seine offene Rechnung mit Olympia. 2014 hatte er in Sotschi mit Materialproblemen zu kämpfen, 2018 in Pyeongchang mit Rennpech. „Es ist mein drittes Mal, zweimal hat es nicht geklappt, aber das Leben ging trotzdem weiter“, hatte er vor dem Rennen am Donnerstag gesagt. Das dritte Mal klappte es.
Goldfahrt von Hämmerle: Kommentiert von Bruder Michael
Als Experte co-kommentiert wurde Hämmerles Goldfahrt im ORF-Livestream von Michael „Gino“ Hämmerle, Bruder des frischgebackenen Olympiasiegers und selbst ehemaliger Weltcup-Snowboardcrosser – und das höchst emotional. Ihm fehlten zeitweise die Worte – und die Luft zum Atmen.
Gold für Hämmerle im Snowboardcross
Gino Hämmerle jubelt über Olympiasieg des Bruders
Zweite Goldmedaille am Donnerstagmorgen
Es war bereits das zweite olympische Gold an diesem Donnerstagmorgen für Vorarlberg: Zuvor holte der Warther Johannes Strolz sensationell Gold in der Alpinen Kombination – 34 Jahre nach seinem Vater Hubert, der 1988 in Calgary Olympiasieger ebenfalls in der Kombination wurde.
Insgesamt ist es die bisher vierte Medaille für Vorarlberg bei den Olympischen Spielen in Peking. Am Mittwoch hatte Katharina Liensberger im Slalom Silber gewonnen, Rodler Thomas Steu Bronze im Doppelsitzer mit Lorenz Koller.