Daniel Steinhofer, Kurt Fischer, Patrick Wiedl
ORF/Haschberger
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Politik

Lustenau: Wiedl folgt Fischer als ÖVP-Spitzenkandidat

In Lustenau wird es einen Wechsel an der Spitze geben. Bürgermeister Kurt Fischer (ÖVP) wird bei der Gemeindewahl im kommenden Jahr nicht mehr antreten. Ihm als Spitzenkandidat der ÖVP nachfolgen wird der Landtagsabgeordnete Patrick Wiedl.

Der ÖVP-Landtagsabgeordnete Patrick Wiedl wurde am Freitagvormittag bei einer Pressekonferenz als Spitzenkandidat präsentiert. Er soll nach den Vorstellungen der Lustenauer ÖVP bei der Gemeindewahl 2025 neuer Bürgermeister der Marktgemeinde werden, der 40-Jährige wurde von der Lustenauer ÖVP einstimmig nominiert. Fischer hatte zuvor bekannt gegeben, dass er bei der Wahl 2025 nicht mehr antreten wird.

„Mein Bestes geben bis zum letzten Tag“

Der 60-jährige Kurt Fischer ist seit 14 Jahren Bürgermeister von Lustenau. Insgesamt war er 25 Jahre lang in der Politik, zehn Jahre davon im Landtag. Bei der Pressekonferenz erklärte er, sein Rückzug nach zwei weiteren Amtsperioden sei bereits bei seinem Wiedereinstieg nach einer schweren Erkrankung vor zehn Jahren gefallen und seitdem gereift.

Daniel Steinhofer, Kurt Fischer, Patrick Wiedl
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Vize-Bürgermeister Daniel Steinhofer, Bürgermeister Kurt Fischer und der neue ÖVP-Bürgermeisterkandidat Patrick Wiedl

Er sei dankbar, dass er nach dieser schweren Erkrankung in seiner ersten Amtszeit noch zweimal zum Bürgermeister gewählt worden sei. „Der Abschied wird mir wirklich nicht leicht fallen“, sagte er. „Ich gehe jeden Tag gerne arbeiten – jeden Tag. Auch wenn es herausfordernde Dinge sind, es ist eine große Leidenschaft. Das werde ich auskosten und mein Bestes geben bis zum letzten Tag.“

„Werde ein politischer Mensch bleiben“

Die Legislaturperiode will Fischer zur Gänze absolvieren. Ein fliegender Wechsel zu Wiedl, den Fischer als „hervorragende Persönlichkeit“ bezeichnete, komme für ihn nicht infrage, dieser brauche einen „klaren Wählerauftrag“. Nach seiner Zeit als Bürgermeister will er sich zwar weiterhin engagieren, aber ehrenamtlich und die Politik von außen beobachten. „Ich werde ein politischer Mensch bleiben, ich werde mich auch äußern“, aber er werde einem Nachfolger nicht „reinfunken“. Ob ihm das gelingt, da ist sich der Vollblut-Politiker allerdings selbst nicht ganz sicher.

Fischer holte Bürgermeister-Sessel nach 50 Jahren zurück

Fischers holte 2010 den Bürgermeistersessel der Rheingemeinde nach fast 50 Jahren von der FPÖ zurück. 2020 verlor die ÖVP zwar ihre absolute Mehrheit in der mit 24.000 Einwohnern bevölkerungsreichsten Marktgemeinde Österreichs, die Bürgermeister-Direktwahl entschied Fischer mit 56,13 Prozent aber neuerlich klar für sich.

S18-Votum der Bevölkerung als bindend angesehen

Fischer, der von 2004 bis 2014 im Landtag saß, gilt als kritischer Geist in der Vorarlberger Volkspartei. Für innerparteiliches Aufstöhnen sorgte er, als er über die von der ÖVP-dominierten Landesregierung forcierte S18-Variante CP eine Volksabstimmung abhalten ließ, die mit einem „Nein“ der Bevölkerung endete. Am Freitag nannte Fischer das Projekt „aus der Zeit gefallen“.

Wiedl galt als Verkehrs- und Finanzsprecher der ÖVP als Befürworter des umstrittenen Straßenbauprojekts S18, er sieht das Votum der Lustenauer Bevölkerung gegen die derzeit vom Land forcierte Variante jedoch als bindend an. Es brauche Sofortmaßnahmen und eine „vernünftige Variante“ als Alternative. Werde er Bürgermeister, sei er „gewillt, auch härtere Bandagen aufzufahren“, richtete er dem Bund aus.

Schwerpunkte Verkehrsentlastung und Zentrumsgestaltung

Der 1983 geborene Bankangestellte und Betriebswirt Wiedl ist bereits seit 2005 in der Lustenauer Gemeindepolitik aktiv. Seit 2019 ist er Mitglied im Landesparteivorstand der ÖVP Vorarlberg und Landtagsabgeordneter. Wiedl will sich als Bürgermeister unter anderem auf den Wirtschaftsstandort, die Verkehrsentlastung und die Zentrumsentwicklung konzentrieren. „Die Gemeinde kann auch selbst diese Böden, die sie hat, weiterentwickeln und das könnte man natürlich forcieren und eine andere Geschwindigkeit an den Tag legen“, so Wiedl.

Bürgermeisterwechsel bereits jetzt in Meiningen

Einen weiteren Bürgermeisterwechsel gibt es in Meinigen – und das bereits am heutigen Freitag. Nach 19 Jahren als Bürgermeister der Gemeinde gibt Thomas Pinter sein Amt ab, er tritt in den Ruhestand. In der Gemeindevertretungssitzung wird er Gemeindevertreter Gerd Fleisch als seinen Nachfolger vorschlagen. Insgesamt war Pinter 29 Jahre lang in der Gemeindepolitik aktiv.

Ära in Mäder zu Ende gegangen

In mehreren Orten fanden oder finden die Wechsel an der Spitze bereits eine Weile vor den nächsten Gemeindewahlen, die im Jahr 2025 über die Bühne gehen, statt. So kann sich das neue Gemeindeoberhaupt einarbeiten und sich als solches der Wahl stellen.

Auch in Mäder war vor Ostern eine Ära zu Ende gegangen – dort ging Rainer Siegele nach drei Jahrzehnten an der Gemeindespitze in Pension, zum Nachfolger wurde von der Gemeindevertretung Daniel Schuster gewählt.

Wechsel auch in Dornbirn angekündigt

Ebenfalls ein Wechsel steht unter anderem auch in Vorarlbergs größter Stadt an – allerdings wie in Lustenau erst nach den Wahlen: Die Dornbirner Bürgermeisterin Andrea Kaufmann (ÖVP) kandidiert 2025 nicht mehr als Spitzenkandidatin für die Dornbirner ÖVP. Als Bürgermeister-Kandidat wurde Vizebürgermeister Julian Fässler (ÖVP) nominiert.