Tierarzt verabreicht Spritze
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Landwirtschaft

Tierärzte: „So kann es nicht weitergehen“

Vorarlbergs Tierärzte fordern nach einem Fall von Tierquälerei und illegalem Medikamentenhandel nun Konsequenzen. Bei einer nicht-öffentlichen Sitzung wurde am Dienstag überlegt, wie der Tiergesundheitsdienst (TGD) weiter bestehen kann und wie die Zusammenarbeit mit der Landwirtschaftskammer in Zukunft aussehen soll.

Seit dem Skandal um Tierquälerei und Medikamentenhandel droht die Tierärztekammer mit der Kündigung des Rahmenvertrages mit der Landwirtschaftskammer. Dieser regelt das Betreuungsverhältnis zwischen Tierarzt und Landwirt. Nur Tierärzte dürfen Medikamente an Tiere verabreichen.

Der Rahmenvertrag, den es übrigens nur in Vorarlberg gibt, steht nun zur Diskussion, ebenso die jährlichen Betriebserhebungen auf jedem Hof des Landes, die der Tierarzt durchführt und somit praktisch das Gütesiegel vergibt – auch für die Freigabe von Förderungen.

Treffen unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Wie brisant die Themen sind, zeigte auch die Teilnahme an der Versammlung in Rankweil – 17 von insgesamt 22 Tierärzten waren anwesend, um sich über das Tierwohl und die Lebensmittelsicherheit zu beraten. Das Gespräch hat unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden, nach gut zwei Stunden wurde die Sitzung für beendet erklärt.

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Rahmenvertrag steht in Frage

Aber wie solle es nun weitergehen? „Den Rahmenvertrag würden wir in dieser Form gerne nicht mehr weiterführen“, sagte beispielsweise Tierärztin Andrea Greber aus Hörbranz: „Es gibt im Rest von Österreich eben Einzelverträge. Das wäre meiner Meinung nach sicher besser.“

Medikamente erst gegen Fortbildungsnachweise?

Tierarzt Erich Schwarzmann aus Alberschwende meint: „Die Landwirte sind verpflichtet, Fortbildungen zu machen. Wir bekommen aber keine Information über den jeweiligen Landwirt, ob das überhaupt erledigt wird oder nicht. Eigentlich müsste ich als bei jeder Behandlung sagen, bring mir erst deine Fortbildungszertifikate, bevor ich Dir ein Medikament übergeben kann.“

Medikamenten-Handel „nur Spitze des Eisbergs“

Der Präsident der Tierärztekammer Robert Griss aus Rankweil sagt: „Die Landwirtschaft muss sich da auch wirklich mal an der Nase nehmen und etwas tun. Das mit den Medikamenten wissen wir, das ist ein landesweites Problem und kein Einzelfall.“ Und sein Kollege Schwarzmann ergänzt: „Es ist ja nur die Spitze des Eisbergs. Dass da schon lange sehr viel schwarz läuft, das wissen wir auch schon seit Jahren.“

Alternative: Einzelverträge

Die Alternative wären Einzelverträge, wie sie EU-weit und in anderen Bundesländern üblich sind. „Dann muss halt jeder Landwirt mit seinem Tierarzt einen Vertrag machen. Der Papierkrieg ist um einiges höher“, erklärt Schwarzmann: „Sehr unangenehm ist auch, dass die Schaltstellen in der Landwirtschaft da noch nicht sehr kooperativ sind und noch nicht so genau hinschauen.“

Kein Ausstieg, aber „so kann es nicht weitergehen“

Tiere und Tierhalter sollten nicht unter dieser Situation leiden, sagt Peter Bals, Tierarzt im vorderen Bregenzerwald: „Es ist auch kein Ausstieg irgendwie geplant, sondern das ist einfach jetzt mal eine Stop-Taste, die gedrückt wird.“ Man werde aber auch nicht den Kopf in den Sand stecken, sagt Tierärztekammer-Präsident griss: „Wir möchten ein paar Nachschärfungen haben. Aber es ist wirklich Konsens: So kann es nicht weitergehen. Die Lösung haben wir auch nicht, wie wir das in den Griff kriegen, aber wir möchten als Tierärzte so nicht weiterarbeiten.“

Ausschuss und TGD-Sitzung

Zeitweise wurde intensiv diskutiert am Dienstag. Das Thema wird am Mittwoch im Landwirtschaftsausschuss behandelt. Am Donnerstag findet eine Sitzung des Tiergesundheitsdienstes statt, bei der auch Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger und Landesrat Christian Gantner (beide ÖVP) anwesend sein werden.