Spritze für Kühe bzw. Rinder
IMAGO/HalfPoint Images
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Chronik

Landwirte: Illegale Medikamenten-Verabreichung keine Ausnahme

Im Fall der angeblichen Tierquälerei und den damit aufgetauchten Vorwürfen des illegalen Medikamentenhandels gehen die Wogen nach wie vor hoch. Seitdem schäumt die Tierärztekammer und droht mit der Kündigung des Rahmenvertrages mit der Landwirtschaftskammer. Ende Februar wird darüber eine Entscheidung getroffen.

Auch wenn die illegale Abgabe von Arzneimitteln aktuell als Verdacht und Einzelfall gilt, zahlreiche Landwirte bestätigen auf ORF-Anfrage, dass dies eben keine Ausnahme sei. Und auch die Vorarlberger Tierärzte bestätigten diese Vermutung.

Griss: Sittenbild der Landwirtschaft

Gerüchte über einen illegalen Medikamentenhandel unter den Landwirten gebe es schon seit Jahrzehnten, sagt etwa der Präsident der Vorarlberger Tierärztekammer, Robert Griss. Die Tierärzte seien hier aber machtlos. Seit der Berichterstattung über den Fall in Bregenz haben sich laut Griss aber auch Tierärzte aus anderen Bundesländern gemeldet, und über das gleiche Problem berichtet.

Tierärztekammer droht mit Rahmenvertragskündigung

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Bernhard Kieber ist mittlerweile seit 27 Jahren Tierarzt in Schruns. Für die Bauern sei es leicht, an die Medikamente zu kommen, so können diese mittlerweile schnell und einfach im Internet bestellt werden oder die Bauern holen sie aus der benachbarten Schweiz, beziehungsweise aus dem deutschen Raum, sagt der Tierarzt.

Lebensmittelsicherheit in Gefahr

Jetzt überlegt sich die Tierärztekammer aus dem Rahmenvertrag auszusteigen, die tierärztliche Versorgung sei allerdings nach wie vor gesichert – mehr dazu in: Vertrag für tierärztliche Versorgung wackelt. Es gehe unter anderem darum, dass Medikamente nicht mehr gebunkert werden können, erklärt Griss. Immer wieder würden Tierärzte verschiedene Medikamente beim Landwirt lassen, damit dieser die Tiere im Zuge der Erkrankung weiterhin behandeln könne. Dass die Medikamente dann einfach auf die Seite gegeben werden und dann bei einer ähnlichen Erkrankung wieder verwendet oder gar ausprobiert werden, dass gehe auf keinen Fall, sagt Kieber.

Für Griss ist aber auch die Lebensmittelsicherheit in Gefahr. Mit dem Rahmenvertrag werde schließlich bestätigt, dass bei der Medikamenteneinnahme alles sauber und kontrolliert verlaufe. Werden von den Landwirten einfach wahllos verschiedenste Medikamente verabreicht, könne die Lebensmittelsicherheit nicht mehr sichergestellt werden.

Kieber: Tierhalteverbot bringt nicht viel

Nun stelle sich die Frage, wie mit derartigen Missständen wie bei dem aktuellen Fall in Bregenz umgegangen wird. Denn ein eventuelles Tierhalteverbot sei nur ein formaler Akt, sagt der Schrunser Tierarzt. So kann der Bauer die Landwirtschaft auf seine Frau oder ein anderes Familienmitglied umschreiben lassen, und alles könne wie gewohnt weitergeführt werden.

Für den Schrunser Landwirt Markus Salzgeber ist jedoch klar, dass durch derartige Vorfälle das Vertrauen in die Landwirtschaft verloren gehen könnte, und das wäre sehr schade.

Tierärzte treffen Ende Februar ihre Entscheidung

Die Vorarlberger Großtierärzte werden Ende nächster Woche entscheiden, ob sie den Versorgungsvertag mit der Landwirtschaftskammer auflösen werden und wie es mit dem Tiergesundheitsdienst weitergehen soll.