Zahlen zu finden, wie viele Frauen ohne Betreuungspflichten in Teilzeit arbeiten, ist schwer. Diese Gruppe scheint in Beschäftigungsstatistiken nicht auf. Anhaltspunkte gibt aber eine Studie der Wirtschaftskammer, demnach arbeiten in Vorarlberg mehr als 52 Prozent der Frauen in Teilzeit – davon geben 42 Prozent an, dass sie Betreuungspflichten haben. Das lässt also den Schluss zu, dass mehr als jede zweite „Teilzeitlerin“ aus anderen Gründen nicht mehr arbeiten kann oder will.
Wirtschaftswissenschaftler sieht Grund in Steuerbelastung
Der Vorarlberger Wirtschaftswissenschaftler David Stadelmann sagt, dass man diese Entscheidung akzeptieren muss, für ihn spielen in diesem Zusammenhang aber Steuern und Abgaben eine große Rolle. Für viele Frauen würde es sich aufgrund der Steuern gar nicht rentieren, mehr zu arbeiten. Stadelmann bemerkt auch den Trend, dass immer mehr Männer in Teilzeit gehen. Zum einen, um ihre Partnerin daheim zu unterstützen, zu anderen reagierten aber auch die Männer auf die Steuerbelastung.
Die hohe Inflation könnte mehr Teilzeit arbeitende Frauen in Vollzeit bringen, Stadelmann sieht diesen Druck schon, aber für ihn ist Zwang ein schlechtes Motiv. Die Regierung sollte sich positive Anreize überlegen, wie mehr Menschen wieder mehr arbeiten, sagt der Wirtschaftswissenschaftler.
Aufregung auch in Vorarlberg
Auch in Vorarlberg sorgen die Aussagen von Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) zu Themen wie Kinderarmut und Frauen in Teilzeit für Kritik. Über soziale Netzwerke hatte sich Mittwochabend ein Video verbreitet, das Nehammer bei einem Gespräch mit Parteifreunden Ende Juli in Hallein zeigt.
Nehammer sagt in dem Video unter anderem, er habe mit „Linken“ die Diskussion geführt, wie es sein könne, dass die Menschen in Österreich immer weniger Geld hätten, sich aber die Teilzeitquote nicht erhöhe. „Nicht einmal bei den Frauen, die keine Betreuungspflichten haben? Wenn ich zu wenig Geld habe, gehe ich mehr arbeiten“, sagte der Kanzler in dem Video.