Eine einzelne Quaggamuschel wird 2-3 cm groß und ist verwaschen gestreift
Peter Rey, Hydra-Institut Konstanz
Peter Rey, Hydra-Institut Konstanz
Natur & Umwelt

Quaggamuschel bedroht Trinkwasserversorgung

Die Quaggamuschel bedroht nicht nur die Fischbestände im Bodensee, sondern auch die Trinkwasserversorgung für Baden-Württemberg in Deutschland. Die Muscheln siedeln sich nämlich an den Entnahmestationen und in den Leitungen an, teilt die Bodensee-Wasserversorgung mit. Die Reinigung von Leitungen und Filteranlagen sei aufwendig und entsprechend teuer.

Die aus dem Schwarzmeerraum eingewanderte Quaggamuschel breitet sich in österreichischen Gewässern zunehmend aus. Der Bodensee-Fischerei macht sie schon lange zu schaffen. Ihre scharfkantigen Schalen sind nicht nur sehr unangenehm für Badende, sie können auch Rohre verstopfen, Stege und Boote beschädigen. Die Muschel zu entfernen, ist schwer. Ihre Verbreitung kann man kaum verhindern, höchstens bremsen.

Name leitet sich vom Quagga Zebra ab

Der Name leitet sich vom ausgestorbenen Quagga Zebra ab, dessen Muster den Ringen auf der Schale der wenige Zentimeter großen Muschel ähnelte. Heimisch ist die Quaggamuschel (Dreissena rostriformis) im Aralsee und in den Zuflüssen des Schwarzen Meeres. Von dort wurden ihre winzig kleinen Larven durch Boote, Wassersportausrüstung, aber auch Vögel mittlerweile bis Mitteleuropa und Nordamerika verschleppt. Ihre hohe Toleranz gegenüber Temperatur, Nährstoffarmut oder Salzgehalt erleichtert ihr, in neuen Lebensräumen Fuß zu fassen und dort heimische Arten zu verdrängen.

Fotostrecke mit 4 Bildern

Die Quaggamuschel setzt sich meist in Klumpen fest
Peter Rey, Hydra-Institut Konstanz
Der Grund des Bodensees ist an manchen Stellen mit Quagga-Muscheln übersät
SWR
Quagga-Muscheln Nahaufnahme
SWR
Eine einzelne Quaggamuschel wird 2-3 cm groß und ist verwaschen gestreift
Peter Rey, Hydra-Institut Konstanz

Muschel hat Bodensee in Beschlag genommen

Die invasive Muschel hat längst den Bodensee für sich in Beschlag genommen. 2016 erstmals nachgewiesen, hat sie sich seither massiv ausgebreitet und ist heute praktisch überall im See zu finden. Für das Ökosystem Bodensee hat das drastische Auswirkungen: Weil sich die Quaggamuschel u.a. von Plankton ernährt, das sie aus dem Seewasser herausfiltert, kommen andere Arten – etwa der Bodenseefelchen – zu kurz.

Das und auch andere Gründe haben dazu geführt, dass sich die Situation für die Bodenseefischerei enorm verschlechtert hat. Wurden bis 2015 rund um den Obersee noch 400 bis 600 Tonnen an Speisefischen gefangen – zwei Drittel davon Felchen – so waren es seither im Mittel 270 Tonnen. Im vergangenen Jahr belief sich der Fangertrag auf 153 Tonnen Fisch. Damit sich der Felchenbestand erholen kann, gilt ab 2024 ein dreijähriges Fangverbot.

Reinigung von Wasserleitungen teuer

Auch in Bezug auf die Trinkwasserversorgung – etwa vier Millionen Menschen in Baden-Württemberg (D) trinken Wasser aus dem Bodensee – ist die Ausbreitung der Quaggamuschel „problematisch, da diese sich an den Entnahmebauwerken und in den Leitungen ansiedeln kann“, wie es auf der Homepage der Bodensee-Wasserversorgung heißt. Die Reinigung von Leitungen und Filteranlagen ist aufwendig und entsprechend teuer.