Bodensee
Ganthaler/ORF
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Umwelt & Klima

Eingeschleppte Arten bringen Bodensee durcheinander

Nährstoffveränderungen, eingeschleppte Tier- und Pflanzenarten und der Klimawandel beeinflussen das Ökosystem im Bodensee stark. Das zeigt ein großes Projekt von sieben Institutionen aus der Schweiz, Deutschland und Österreich. Der aktuelle Wandel sei tiefgreifend und mit voraussichtlich weitreichenden Folgen für das komplexe Ökosystem und die Gewässernutzenden.

Der Bodensee wurde während fünfeinhalb Jahren unter der Leitung des Schweizer Wasserforschungsinstituts Eawag im Projekt „Seewandel: Leben im Bodensee – gestern, heute und morgen“ unter die Lupe genommen. Dabei wurde laut einer Aussendung der Eawag festgestellt, dass dem See invasive Arten wie die Quaggamuschel und der Stichling besonders zu schaffen machen. Die Muschel aus dem Schwarzmeerraum sei zu Projektbeginn nur vereinzelt vorgekommen, hieß es. Mittlerweile besiedle sie den See bis in große Tiefen. Die Fischart Stichling mache bis zu 90 Prozent der Fischindividuen im Bodensee aus, so die Eawag. Im Projekt zeigten die Forschenden, dass der Erfolg der Fischart im Bodensee in ihrem besonderen Genpool liege.

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Dreistacheliger Stichling, Three spined stickleback, Gasterosteus aculeatus, am 20.10.2022 im Berliner Aquarium Aquarium
IMAGO/Scherf
Stichling
Eine einzelne Quaggamuschel wird 2-3 cm groß und ist verwaschen gestreift
Peter Rey, Hydra-Institut Konstanz
Quaggamuschel

Fangerträge stark eingebrochen

Stichling und Quaggamuschel haben die Fangerträge etwa auch der Vorarlberger Berufsfischer stark einbrechen lassen. Der Ertrag wurde in den vergangenen zehn Jahren mehr als halbiert. Als ganz großes Problem gelten in Vorarlberg die Felchen. Im gesamten Bodenseeraum ging die Zahl der Berufsfischer in den vergangenen 15 Jahren von 120 auf rund 40 zurück.

Blaualgenplage bisher ausgeblieben

Positive Ergebnisse vermeldeten die Forschenden hingegen bei Blaualgen. Die erhöhten Wassertemperaturen aufgrund des Klimawandels hätten im Bodensee bisher keine massenhaften Blaualgenplagen wie im benachbarten Zürichsee verursacht. Außerdem konnte laut den Forschenden die Überdüngung des Sees angehalten werden. Dank entsprechender Maßnahmen dominierten im heutigen Bodensee wieder Arten, die an Bedingungen mit geringem Nährstoffgehalt angepasst sind.

Projektleiter Piet Spaak von der Eawag befürchtet jedoch, dass diese Erholung nur von kurzer Dauer sein wird: „Ich gehe davon aus, dass sich das Ökosystem Bodensee infolge von Klimawandel und invasiven Arten wie Quaggamuschel und Stichling in Zukunft stärker verändern wird, als dies in den letzten Jahrzehnten der Fall war“, sagte er.