17 Zentimeter ist der Hang in der Nacht von Sonntag auf Montag weiter abgerutscht. Weil die Erdbewegungen von Fachleuten gut beobachtet werden, durften die Bewohnerinnen und Bewohner trotzdem gestern in ihre Häuser zurückkehren. Am Montagvormittag gab es neuerlich eine Lagebesprechung, an der auch Landeshauptmann Markus Wallner teilgenommen hat.
„Im Moment geht es um Stabilisierungsmaßnahmen. Es geht darum, dass die Lawinen- und Wildbachverbauung erste Hangsicherungsmaßnahmen überlegt. Aber ich würde sagen, wir sollten die Lage nicht unterschätzen. Die Wetterlage macht es im Moment nicht einfacher. Der Regen ist etwas Gutes für die Natur. Aber an dem Ort, da kann der Regen auch ziemlich einiges anrichten“, so der Landeshauptmann.
In einem Haus und auf Straßen unterhalb der Rutschung sind Risse entdeckt worden. Nach Angaben von Wallner wird das Land – wenn notwendig – den betroffenen Menschen helfen.
„Es stehen uns ja prinzipiell für solche Ereignisse immer auch Möglichkeiten und auch Katastrophenfondsmittel zur Verfügung. Es müssen immer auch Versicherungsfragen abgeklärt werden. Ich glaube, wir müssen das wirklich ganz gut im Auge behalten wie sich der ganze Hang dort weiterentwickelt und wie er stabilisiert werden kann, bevor man dort weitere Aussagen treffen kann“, sagte Wallner.
Risse bedeuten Gefahr für Häuser
Die Lage nach dem großen Hangrutsch in Hörbranz bleibt äußerst angespannt. Laut Landesgeologe Walter Bauer sei man „vom spektakulären Teil dieser Rutschung jetzt in den gnadenlosen Teil übergegangen“.
Teilweise mehrere Zentimeter breite und mehrere Meter lange Risse in den Wänden und im Boden des Bauernhauses direkt unterhalb der Hangrutschung bereiten Besitzer Leonhard Matt große Sorgen: „Es ist jetzt dazugekommen, dass das Haus in Gefahr ist. Man weiß noch nicht, ob man es noch retten kann oder ob es ein Totalschaden wird.“ Auch in der Wiese und auf der Straße beim Hang sind tiefe und lange Risse zu sehen. Deshalb wurden heute Messpunkte gesetzt, mit denen die Verschiebungen gemessen werden können.
Übergang „in gnadenlosen Teil“
Für Bauer ist die Lage sehr ernst: „Was wir jetzt am Hals haben, sind Bewegungen in der unteren Masse, sodass wir jetzt die unfreundliche Situation haben, dass wir vom spektakulären Teil dieser Rutschung in den gnadenlosen Teil übergegangen sind. Das heißt, diese Bewegungen hier fangen an, in den Häusern Schaden zu erzeugen.“ Ob das Bauernhaus zu retten ist, könne man noch nicht sagen, so der Geologe weiter: „Die Konstruktion von diesem Gebäude ist sehr beweglich. Das heißt also, man kann sehr große Verformungen abreiten. Aber natürlich hat auch dieses Gebäude Grenzen.“
Evakuierung vorläufig aufgehoben
Die Bewohnerinnen und Bewohner können ihre Häuser vorerst wieder normal benutzen, die Nachtsperre ist aufgehoben, den Weg zum Gebiet Hochreute hat die Feuerwehr allerdings gesperrt, erklärt Einsatzleiter Markus Schupp: „Wir machen das, damit der Verkehr nicht beeinträchtigt wird. Und natürlich ist es auch verständlich, dass die Anwohner sich in einer sehr emotionalen Lage befinden und gerne noch ihre persönliche Ruhe hätten.“
Der Hörbranzer Bürgermeister Andreas Kresser ist trotz des vorläufigen Endes der Evakuierung noch vorsichtig: „Es ist nicht so, dass hier eine vollständige Entwarnung auf Dauer gegeben werden kann. Es ist jetzt mal aufgehoben, und alles andere können wir von Zeit zu Zeit beurteilen.“
Hangrutsch in Hörbranz
Nach dem Hangrutsch in Hörbranz in Vorarlberg gab es keine weiteren Erdbewegungen. Allerdings stellte man Risse in einem Gebäude und in Straßen fest.
Regen wird mit großer Sorge erwartet
Inzwischen bereiten Erdbewegungen unterhalb des Bauernhauses den Experten Kopfzerbrechen. Die Gefahr ist also nicht weg, sie hat sich nur verlagert. Bauer hat nach eigenen Angaben in seiner Geologenkarriere viele brenzlige Situationen erlebt, diese in Hörbranz sei auf jeden Fall ernst zu nehmen. Deshalb erwarten Anwohnerinnen und Anwohner sowie Einsatzkräfte mit großer Sorge die für Montag angekündigten Regenfälle.
Den Naturgewalten ausgeliefert
„Derzeit können wir nur beobachten, wir sind der Naturgewalt ausgeliefert“, schildert der Bürgermeister. Für Montag ist wieder Regen vorausgesagt, „und ich kann keinen Regenschirm drüber spannen“, so Kresser. Maßnahmen könnten nur aufgrund der Vermessungsergebnisse gesetzt werden, wie lange es bis zu deren Vorliegen dauere, könne er nicht sagen.