Die SARUV Retter machen sich im Morgengrauen bereit für den Einsatz
Mathis Fotografie
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Chronik

„Wir geben unser Bestes, bis wir nicht mehr können“

Die Rettungskräfte der SARUV Einheit aus Vorarlberg sollen noch bis Dienstag im Erdbeben-Gebiet der Türkei im Einsatz bleiben. Zu schaffen machen ihnen Kälte und die Gefahr von Nachbeben. Und während ihnen auch einige Lebend-Bergungen gelangen, müssen sie doch inzwischen in der Mehrzahl Tote bergen. Aufgeben wollen sie aber dennoch nicht.

Unermüdlich sind die Retter der Such- und Rettungs-Einheit SARUV (Search and Rescue Unit Vorarlberg) weiter in zwei Schichten ununterbrochen im Einsatz in der Stadt Kahramanmaras, einer Provinzhauptstadt mit 665.000 Einwohnern etwa 100 km nördlich der syrischen Grenze. Wie berichtet, gelangen ihnen Bergungen von lebenden Personen, aber in der Mehrzahl sind es doch Tote, die sie aus den Trümmern holen müssen.

Bisher etwa 28.000 Todesopfer

Das Erdbeben in der Türkei und Syrien hatte verheerende Folgen: Über 28.000 Todesopfer wurden bisher gezählt. Der türkische Vizepräsident Fuat Oktay sprach in der Nacht auf Sonntagvon 24.617 Toten. Aus Syrien wurden zuletzt 3.574 Todesopfer gemeldet. Knapp 80.300 Verletzte wurden bisher registriert. Schätzungen der UNO zufolge wird die Zahl der Toten möglicherweise noch auf mehr als 50.000 ansteigen. Mehr dazu in Erde bebte ungewöhnlich lang (news.ORF.at, 12.02.2023).

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An- und Ausziehen bei Eiseskälte
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An- und Ausziehen der Ausrüstung in der „Schmutzschleuse“ – bei Eiseskälte
Eine Eisschicht liegt auf den Zelten der Helfer
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Auf den Zelten des SARUV Teams liegt eine Eisschicht
Essenzubereitung im Camp
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Essenzubereitung im Verpflegungszelt. DIE SARUV Mannschaft versorgt sich selbst.
Frühstück im Zelt
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Gemeinsames Frühstück im Zelt
Getränk wird abgefüllt
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Auch die Getränke hat das SARUV Team selbst mitgebracht
Die SARUV Retter machen sich im Morgengrauen bereit für den Einsatz
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Das Team macht sich im Morgengrauen bereit für den nächsten Einsatz

SARUV sucht unermüdlich weiter

Dennoch geben die Retter aus Vorarlberg nicht auf. Im Gegenteil, sagt Robert Spiegel, der Begleitarzt des Teams, im Interview mit dem ORF Vorarlberg: „Alle sagen: Jetzt geben wir noch unser Bestes, bis wir nicht mehr können, bzw. bis die Ressourcen fertig sind.“ Die ganze Mannschaft ist intensiv am Arbeiten und geht in zwei Schichten abwechselnd hinaus und wieder schlafen.

Team richtet sich gegenseitig auf

Die intensive Arbeit sorge in gewisser Weise dafür, dass man eigentlich wenig dazu komme, sich Gedanken zu machen: „Aber die Gedanken macht man sich natürlich trotzdem. Man merkt auch, wenn wer hereinkommt, nachdem eine Totbergung stattgefunden hat, dass da manche schon sehr stark belastet sind.“ Im Team selbst herrsche dennoch eine sehr gute Stimmung und es fänden Gespräche statt, mit denen sich die Mitglieder der Rettungseinheit gegenseitig aufrichten, berichtet der Begleitarzt. Auch Mitglieder, die einander nicht so gut kennen, achten aufeinander und stützen sich gegenseitig.

Nachbetreuung in Vorarlberg

Nach der für Dienstag geplanten Rückkehr nach Vorarlberg werde, wie immer bei solchen Einsätzen, eine psychologische Nachbetreuung angeboten, schildert Spiegel: „Erfahrungsgemäß ist so, dass sich die Leute die Unterstützung selber holen, indem sie sich mit Menschen unterhalten, die etwas Ähnliches schon einmal gesehen haben oder durchgemacht haben.“

Nachbeben sind die größte Gefahr

Die SARUV Einheit ist zum Teil unter den zusammengestürzten Häusern und Schuttkegeln im Einsatz. Zu schaffen macht dem Rettungsteam dabei natürlich die vor Ort herrschende Kälte, aber die größte Gefahr seien Nachbeben, sagt Spiegel: „Wir spüren jeden Tag, dass die Erde zittert. Aber ein starkes Nachbeben wäre sehr gefährlich, während wir in den Trümmern am arbeiten sind. Darum ist ständig jemand da, der die Situation beobachtet.“ Es gebe ein international vereinbartes Alarmsignal: „Wenn das ertönt, rennen sofort alle vom Trümmerfeld herunter.“

Inzwischen sei eine relativ lange Zeit vergangen seit dem zweiten Nachbeben: „Daher hoffen wir, dass da nichts mehr passiert“, sagt der Begleitarzt. „Dass Trümmerteile auch ohne Nachbeben herunterfallen, kann zwar passieren, aber das ist eben auch eine Sache der Ausbildung, Routine und Vorsicht, dass man die Teile erst wegräumt und dann hineingeht.“