Waldrapp auf Fensterbrett in Dornbirn
Verena Längle
Verena Längle
Tiere

Seltene Waldrappe landeten in Dornbirn

Zwei müde Vögel der seltenen Art Waldrapp legten am Sonntag eine Zwischenlandung in Dornbirn ein. Die Tiere waren nach der anstrengenden Alpenüberquerung auf dem Weg in eine Brutkolonie im deutschen Überlingen am Bodensee. Die Vorarlberger Tierrettung organisierte den Weitertransport zum Zielort.

Am Muttertag stand plötzlich unangemeldeter Besuch vor einer Wohnung in der Dornbirner Raiffeisenstraße: Die müden Vögel landeten dort nach ihrer Alpenüberquerung – vermutlich weil die moderne Architektur für Waldrappe oft verführerisch nach einer Brutwand aussieht. Deswegen musste die „Waldrapp Task Force“ ausrücken, um die verirrten Tiere mit sanfter Gewalt an ihren wahren Bestimmungsort zu verfrachten – in eine spezielle Brutkolonie nach Überlingen.

Beinahe ausgestorbene Art

Die Waldrappe gelten seit langem in freier Wildbahn als ausgestorben, da sie jahrhundertelang bejagt wurden. Mit einem EU-weiten Projekt soll der Zugvogel wieder heimisch gemacht werden. Ohne menschliche Hilfe wären die meisten aufgeschmissen. So wie „Oskar“ und „Ohnezahn“, die am Muttertag in der Wohnanlage in Dornbirn gelandet sind.

Vögel klopften an Fensterbank

„Wir haben ein Geräusch wahrgenommen und dann stand einfach so ein Riesenvogel draußen“, berichtet Anwohner Sigi Sohm. Wenig später machte ein zweiter Waldrapp durch Klopfen auf sich aufmerksam: „Ich glaube, ich hätte ihn einfach nehmen können, er war direkt vor meiner Nase.“

Fotostrecke mit 5 Bildern

Waldrapp auf Fensterbrett in Dornbirn mit Anne-Gabriela Schmalstieg.
Sie ist die ehemalige Ziehmutter von Oskar, heute Brutbetreuerin in der Waldrapp-Brutkolonie in Überlingen. Im Bild versucht sie, den Vogel mit Mehlwürmern anzulocken, damit er sich fangen lässt. Beide verirrten Waldrappe konnten eingefangen und sicher nach Überlingen in die Brutkolonie gebracht werden.
Verena Längle
Anne-Gabriela Schmalstieg versucht, den Waldrapp „Oskar“ mit Mehlwürmern anzulocken, damit er sich fangen lässt.
Waldrapp auf Fensterbrett in Dornbirn
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Schmalstieg ist die ehemalige Ziehmutter von „Oskar“ und heute Brutbetreuerin in der Waldrapp-Brutkolonie in Überlingen.
Waldrapp auf Fensterbrett in Dornbirn
Verena Längle
Auf dem Bild sieht man die Ringe, mit denen die Vogelkundler die Zugvögel markieren
Waldrapp auf Fensterbrett in Dornbirn
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Beide erschöpfte Vögel ließen sich nach einiger zeit mit den Würmern anlocken.
Waldrapp auf Fensterbrett in Dornbirn
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Beide verirrten Waldrappe konnten eingefangen und sicher nach Überlingen in die Brutkolonie gebracht werden.

Zwischenlandung nach Alpenüberquerung

„Oskar“ und „Ohnezahn“ gehören eigentlich nach Überlingen. Dort gibt es eine betreute Brutkolonie, die unter anderem von Anne-Gabriela Schmalstieg betreut wird. Als sie von „Oskars“ und „Ohnezahns“ Landung in Dornbirn erfuhr, war sie erleichtert. Immerhin haben die beiden Waldrappe den weiten Weg über die Alpen gemeistert: „Wenn man die Waldrappe im Herbst, nachdem man mit ihnen über die Alpen geflogen ist, wieder auswildert, ist man nie sicher, ob man sie wiedersehen wird. Also ich habe Oskar jetzt drei Jahre nicht gesehen.“

Unterwegs zum „Date“ mit den Weibchen

Dabei hat Schmalstieg „Oskar“ eigenhändig aufgezogen. Inzwischen ist der Vogel vier Jahre alt und meistert den Weg über die Alpen selbstständig. Nur die Brutkolonie scheint er diesmal verfehlt zu haben. Da muss er aber unbedingt hin, sagt Schmalstieg: „Denn da sind die Weibchen! Er möchte ja brüten. Das zeigt er auch, indem er jetzt auf den Fensterbrettern gelandet ist. Das sind so kleine Nischen, die er bevorzugt, weil er ein Fels- bzw. Nischenbrüter ist.“

Wenn ein Waldrapp ans Fenster klopft…

Tierrettung rief „Waldrapp Task Force“

Aber in der Wohnanlage fand er natürlich kein Weibchen – und der andere Vogel, mit dem er unterwegs war, ist auch ein Männchen. Aber nun wird er wieder mit den Weibchen zusammengebracht – schließlich geht es um den Erhalt einer ganzen Art. Deswegen gibt es die „Waldrapp Task Force“ erklärt Hubert Salzgeber von Bird Life Vorarlberg: „Das sind Leute, die im Notfall angerufen werden können, falls mit einem Waldrapp etwas passiert und die dann im Notfall einschreiten können.“

Rettungskette hat funktioniert

Bei „Oskar“ und „Ohnezahn“ hat diese Rettungskette jedenfalls perfekt geklappt, dank der Hilfe aufmerksamer Anrainer und der Vorarlberger Tierrettung, die diese Rettungskette überhaupt erst in Gang gesetzt hat. Inzwischen sind die beiden verirrten Waldrappe sicher bei den Weibchen in der Brutkolonie in Überlingen eingetroffen.