David Stadelmann
ORF
ORF
Ukraine-Krieg

Sanktionen ohne gravierende Folgen für Österreich

Wegen des Angriffs auf die Ukraine hat die EU scharfe Sanktionen gegen Russland verhängt. Diese Maßnahmen könnten aber auch Auswirkungen auf die Wirtschaft in Europa haben. Der Vorarlberger Wirtschaftsexperte David Stadelmann rechnet derzeit aber nicht mit gravierenden Folgen für Österreich.

Je länger der Krieg andauert, den Wladimir Putin gegen die Ukraine führt, desto schärfer fallen die Sanktionen der EU aus. Die teilweise Abkoppelung vom internationalen Zahlungssystem SWIFT gilt als bisher schärfste Maßnahme. Damit werden wichtige wirtschaftliche Beziehungen zwischen Russland und dem Westen zumindest vorläufig beendet.

„Russland ist wirtschaftlich ein Zwerg“

Russland werde durch die Sanktionen geschwächt, aber Österreich treffe das in weiterer Folge nur leicht, sagt Stadelmann, der als Wirtschaftsprofessor an der Universität Bayreuth arbeitet. „Russland ist bezüglich der Wirtschaftsleistung eigentlich ein Zwerg. Die Gesamtwirtschaftsleistung liegt etwa im Bereich von Italien. Wir importieren und exportieren jeweils gute zwei Milliarden von und nach Russland“, so der gebürtige Sibratsgfäller.

Österreich hat dagegen eine Wirtschaftsleistung von 400 Milliarden Euro. Da falle der Außenhandel mit Russland kaum ins Gewicht, sagt Stadelmann. Er räumt aber ein, dass die Preise jetzt einmal steigen werden, vor allem die Energiepreise.

Krieg nicht hauptverantwortlich für hohe Energiepreise

Stadelmann sagt auch, dass die hohen Preise für Erdöl, Benzin oder Gas nicht nur oder nicht hauptsächlich auf den Krieg in der Ukraine zurückgeführt werden können. Die Benzinpreise in Vorarlberg sind schon vor dem Einmarsch Putins in die Ukraine gestiegen – und zwar deutlich. Zudem waren sie auch schon höher als jetzt. Für ein Fass Rohöl musste man schon vor rund zehn Jahren mehr als 100 Dollar bezahlen.

Man müsse aber auch sehen, dass die Energiepreise zu einem großen Teil hausgemacht sind, betont Stadelmann. Zum Beispiel machen mehr als die Hälfte des Benzinpreises in Österreich Steuern und Abgaben aus – also Kosten, die der Staat festlegt.

Anreize für Suche nach neuen Energieträgern

Für den Wirtschaftsprofessor steht fest, dass die Energiepreise nicht ohne Ende steigen werden. Sobald der Punkt erreicht sei, an dem es sich lohnt, neue Energieträger zu nützen, werde das auch geschehen, sagt Stadelmann: „Es gibt einen Anreizeffekt, sobald die Preise steigen. Dann macht es nämlich wirklich Sinn, nach Alternativen zu suchen. Und die Alternativen sind mittlerweile vielfältig.“ Die Corona-Pandemie hat für Stadelmann gezeigt, dass sich die Wirtschaft schnell anpassen kann, wenn die Einschränkungen nicht zu groß sind.