Impfpass wird abgestempelt
APA/EXPA/Johann Groder
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Coronavirus

„Ja“ zur Impfung: Kinderärzte betonen Freiwilligkeit

Die Fachgruppe der Vorarlberger Kinderärzte und Kinderärztinnen in der Ärztekammer hat sich nach Beratungen für die Impfung der Zwölf- bis 15-Jährigen ausgesprochen, die sich impfen lassen wollen. Bei einem Treffen am Montagabend einigte sich die Fachgruppe nach etlichen internen Diskussionen darauf, der Einschätzung des nationalen Impfgremiums zu folgen.

Wörtlich heißt es in der Stellungnahme der Fachgruppe der Kinder- und Jugendärzte in der Vorarlberger Ärztekammer: „Wir befürworten die Covid-19-Impfung aller Kinder und Jugendlichen mit Risikoprofil und aller Menschen dieser Altersgruppe, die sich impfen lassen wollen.“ Die Fachgruppe der Kinder- und Jugendärzte messe dem Prinzip der Freiwilligkeit „größte Bedeutung“ bei.

Die Fachgruppe sehe es als ihre Aufgabe an, Kinder, Jugendliche und deren Familien fachgerecht betreffend der Covid-19-Impfung „zu informieren und ergebnisoffen aufzuklären“, heißt es in dem Schreiben der Ärzte. Grundlage für die Stellungnahme sei die Durchsicht der aktuellen, internationalen Fachliteratur und der kollegiale Austausch unter Experten und Expertinnen.

Kinder dürfen ab 14 Jahren selbst entscheiden

Was mit der Formulierung in der Stellungnahme klar wird: Die Ärzte stellen sich hinter die Kinder, die frei entscheiden sollen, ob sie sich impfen lassen wollen – unabhängig davon, ob die Eltern, die Gesellschaft oder die Politik Druck auf sie ausübt. Was viele nicht wissen: Ab einem Alter von 14 Jahren dürfen die Kinder selbst über eine Impfung entscheiden – auch ohne Zustimmung der Eltern.

Die Mediziner lehnen jeden Druck in Richtung einer Impfentscheidung ausdrücklich ab. „Als Fachgruppe werden wir auch weiterhin basierend auf der jeweiligen Datenlage die Diskussionen im Sinne unserer PatientInnen führen und begleiten.“ Die Fachgruppe wolle auch weiterhin in die Entscheidungsfindung betreffend Impfungen von Kindern und Jugendlichen eingebunden werden.

Konsens trotz unterschiedlicher Beurteilungen

In der Stellungnahme heißt es auch, dass es wie in den internationalen Impfgremien, der Fachliteratur und unter Kollegen – auch innerhalb der Fachgruppe Kinder und Jugendheilkunde zu unterschiedlichen Beurteilungen bezüglich der Sinnhaftigkeit der generellen Covid-19 Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche von zwölf bis 15 Jahren komme.

Aufgrund der „aktuellen Datenlage und der außergewöhnlichen Situation der Pandemie mit allen Erschwernissen, ‚Kollateralschäden‘ psychischer und physischer Folgen einer Covid-19-Infektion für Kinder und Jugendliche“ sei die Fachgruppe nun aber zu diesem Konsens gekommen.

Klares „Ja“ aus den Landeskrankenhäusern

Auch aus den Landeskrankenhäusern kommt ein klares „Ja“ zur Jugendimpfung. Die beiden Leiter der Abteilungen für Kinder- und Jugendheilkunde an den Landeskrankenhäusern Feldkirch und Bregenz, Burkhard Simma und Christian Huemer, sprechen sich sowohl im Sinne des persönlichen als auch des Gemeinschaftsschutzes für die CoV-Impfung von 12- bis 15-Jährigen aus.

Covid-19 betreffe auch Kinder und Jugendliche und sei nicht harmlos, so die Primarärzte. Das Risiko für einen schweren Verlauf oder Folgeerkrankungen bestehe bei etwa einer von tausend Infektionen. In den Vorarlberger Krankenhäusern mussten den Angaben zufolge in den vergangenen 15 Monaten insgesamt 44 Minderjährige infolge ihrer Covid-19-Erkrankung behandelt werden.

Intensivstationen: Keine minderjährigen Covid-Patienten

Zudem könnten auch Jugendliche an Long-Covid leiden – also an langfristigen Symptome nach einer überstandenen Infektion. Wenn auch nicht so häufig wie bei Erwachsenen, so würden diese Langzeitfolgen inzwischen auch bei Kindern und Jugendlichen beobachtet, so die beiden Ärzte.

Auf den Intensivstationen des Landes musste allerdings seit Beginn der Pandemie kein einziger Patient unter 18-Jahren wegen Covid-19 behandelt werden. Das berichtete die Wirtschaftspresseagentur unter Berufung auf das Krankenhaus der Stadt Dornbirn und auf die Krankenhausbetriebsgesellschaft, die die vier Landeskrankenhäuser betreibt.

Uneinigkeit in Vorarlberg

Einige Fachleute in Vorarlberg hatten sich bei der Impfung für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren zuvor uneinig gezeigt. Gesundheitsexperten des Arbeitskreises für Vorsorge- und Sozialmedizin (aks) sprachen sich dafür aus, noch abzuwarten, da derzeit die Studienlage bei Kindern und Jugendlichen noch zu dürftig sei. Das wurde vom Covid-19-Berater der Landesregierung, Armin Fidler, kritisiert. Er sei erstaunt, dass das aks sage, dass es zu wenig Daten gebe.

Die deutsche Ständige Impfkommission (Stiko) sprach keine generelle Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren aus. Sie empfiehlt eine Impfung bei 12- bis 17-Jährigen nur bei besonderen Vorerkrankungen. „Wenn wir in ein oder zwei Monaten erweiterte Erkenntnis haben, dann haben wir immer noch großen Spielraum bis zum Schulbeginn, darüber erneut zu beraten und das eventuell anzupassen“, hatte die Stiko ihre Entscheidung kommentiert.

Wallner begrüßt Empfehlung der Kinderärzte

Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) sieht die Stellungnahme der Vorarlberger Kinderärzte positiv. Die Landesregierung hatte vor wenigen Tagen eine großangelegte Impfkampagne für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren gestartet. Es gehe ihm vor allem darum, dass Kinder und Jugendliche geschützt seien, denn auch sie könnten an Covid-19 relativ schwer erkranken, so Wallner am Dienstag. Er mache sich Sorgen, dass die Diskussion über die Jugendimpfung dazu führe, dass Kinder und Jugendliche „ungeschützt und ungeimpft“ in den Herbst hineingehen könnten.

Eigene Impfrunde am 19. Juni

Das Land Vorarlberg richtet für die Kinder und Jugendlichen im Alter von zwölf bis 15 Jahren am 19. Juni eine eigene Impfrunde ein. Bis Montag waren etwa 3.500 von 16.600 Heranwachsenden aus dieser Altersgruppe angemeldet. Sechs bis acht Kinderärzte werden am Samstag im Impfzentrum in Dornbirn anwesend sein.