Austria Fans mit großen Transparenten
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Politik

Austria Lustenau: Rettungsaktion mit Landesgeld

SC Austria Lustenau erhält die Zulassung für die 2. Liga in der kommenden Saison. Das hat der Senat 5 am Freitagnachmittag mitgeteilt. In letzter Sekunde konnten die fehlenden Gelder für das Lizenzverfahren aufgetrieben werden. Das gelang einerseits durch eine Crowdfunding-Aktion, andererseits durch eine Haftung des Landes in Höhe von 100.000 Euro.

Die Lustenauer haben in den vergangenen Tagen ein Budgetloch von 460.000 Euro stopfen müssen. Gelungen ist das auch durch eine Unterstützung des Landes Vorarlberg.

ÖVP-Sportsprecher Roland Frühstück spricht von einer Rettungsaktion für einen Traditionsverein, der ansonsten zugrunde gehen würde. Allerdings dürfe sich das nicht jedes Jahr wiederholen. Grünen-Klubobmann Daniel Zadra kennt als Lustenauer die Lizenzprobleme der Austria aus erster Hand. Für ihn gilt in diesem Fall der Grundsatz: „Wer schnell hilft, hilft doppelt.“ Das betreffe übrigens nicht nur den Profibetrieb, sondern auch die Nachwuchsarbeit in Lustenau. Zadra sieht allerdings auch die Gefahr, dass auch andere Verein Geld vom Land wollen.

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Pläne Reichshofstadion
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Leeres Tor im Austria Lustenau Stadion
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Opposition äußert Unverständnis

Bei der Opposition stößt die Unterstützung für Austria Lustenau auf Kritik. Aus Sicht der Freiheitlichen stößt so eine Aktion – gerade in Pandemie-Zeiten – bei vielen Vorarlbergerinnen und Vorarlbergern auf Unverständnis. Sportsprecherin Andrea Kerbleder kritisiert außerdem, dass das Lustenauer Stadionproblem seit langem bekannt sei. Es brauche nun Klarheit, ob es sinnvoll sei, Millionen Euro an Steuergeldern in die Aufrechterhaltung eines Profibetriebs zu investieren.

Für NEOS-Sportsprecher Gerry Thür ist die Austria-Rettung in einer Notsituation vertretbar, aber es brauche nun langfristige Konzepte – sowohl was das Stadion als auch das Vereinsbudget betrifft. Für SPÖ-Klubobmann Thomas Hopfner ist es wichtig, dass Lustenau weiterhin in der zweiten Liga spielen kann. Er fordert aber, dass sich die Politik auch um den Breitensport im Land kümmern muss. Entscheidend seien Transparenz und Gleichberechtigung.

Budgetfehlbetrag abgedeckt

„Gemeinsam mit unseren Fans, Gönnern, Sponsoren, zahlreichen Spenden und weiteren Unterstützern ist es uns gelungen, innerhalb von sechs Tagen den Budgetfehlbetrag abzudecken“, erklärte Vorstandssprecher Bernd Bösch vor wenigen Tagen.

Die Austria geht davon aus, die Lizenz für die kommende Saison in zweiter Instanz zu erhalten. Eine Entscheidung über die Lizenz fällt am kommenden Dienstag (27. April) – Austria Lustenau rechnet doch mit Lizenz (vorarlberg.ORF.at).

Konkurrenz befürchtet „Domino-Effekt“

Bei Ligakonkurrent FC Dornbirn hat die Nachricht für Verwunderung gesorgt. Geschäftsführer Andreas Genser würde es rein sportlich zwar gut finden, wenn Lustenau in der Liga bleibt, damit es auch weiterhin Derbys gibt. Aber er betont, dass derzeit auch Dornbirn zu kämpfen habe. Man habe wegen der Pandemie weniger Förderungen erhalten und das Budget kürzen müssen. Dass die Austria nun auf die Schnelle Unterstützung vom Land bekommt, könnte aus Sicht von Genser einen Domino-Effekt in der heimischen Sportlandschaft auslösen.

Altach: Lustenau hat Situation selbst verschuldet

Bei Fußball-Bundesligist SCR Altach versteht man die Welt nicht mehr. Lustenau sei alles andere als unverschuldet in die aktuelle Situation geraten, sagt Geschäftsführer Christoph Längle. Er wundert sich, dass die Austria einerseits auf ausländische Spieler setzt und dadurch auf eine Förderung der Bundesliga verzichtet, andererseits aber nun Hilfe vom Land annimmt. Man müsse künftig genau schauen, sagt Längle, wo die Gelder hingehen und wie eine ähnliche Situation verhindert werden kann.