Ausreisetestpflicht aus dem Bregenzerwald
ORF Vorarlberg
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Coronavirus

CoV-Infektionszahlen seit Öffnung vervierfacht

Seit den Öffnungsschritten am 15. März haben sich die Coronavirusfälle in Vorarlberg vervierfacht. Wurden am 15. März 363 aktiv positive Fälle ausgewiesen, waren es am Mittwoch 1.456. Die Testungen im Zuge der Ausreisetestpflicht für den Bregenzerwald förderten viele neue positive Fälle zutage.

Auch die Gemeinden im Bezirk Dornbirn haben verstärkte Corona-Kontrollen angekündigt. Seit dem 22. März habe sich die 7-Tage-Inzidenz fast vervierfacht, hieß es in einer Bürgerinformation.

Mutationen schlagen durch

Die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100.000 Einwohner lag in Vorarlberg vor den Öffnungsschritten ab 15. März zumeist in den 70ern, auch weil das Land von den ansteckenderen Virus-Varianten vergleichsweise lange verschont blieb. Doch der Anteil der Virus-Mutationen schlägt nun zusehends durch. Am Donnerstag wies die AGES in Vorarlberg nur noch für den Bezirk Bludenz eine Inzidenz unter 100 aus, konkret 96,7. Im Bezirk Dornbirn stieg sie auf 180,2, im Bezirk Feldkirch auf 185,9. Im Bezirk Bregenz – dazu gehört auch der Bregenzerwald – kletterte die Inzidenz auf 213,4. Für das gesamte Bundesland Vorarlberg betrug sie 184,1, nur Tirol und Wien wiesen schlechtere Werte auf.

Modellregion nicht in Frage gestellt

Der Status der Modellregion wird aber in Vorarlberg, zumindest offiziell, weiter nicht infrage gestellt. Die Landesregierung betonte mehrfach, unterstützt von der Wirtschaft, daran festhalten zu wollen, solange die Intensivkapazitäten nicht an ihre Grenzen stoßen. Die 7-Tage-Inzidenz habe als Hauptkriterium zur Lagebeurteilung ausgedient. Man müsse auch die Lage auf den Intensivstationen, den Impffortschritt und die Zahl der Tests, aber auch die wirtschaftliche Situation und die Bereitschaft der Bürger, die Maßnahmen mitzutragen, einbeziehen, hieß es stets. Sowohl aus der Landesregierung als auch aus der Gastronomie und dem Handel war zu hören, Ansteckungen passierten vorwiegend im privaten Bereich.

Ansteckungen im privaten Bereich

Gerade dieser Bereich scheint sich zusehends zum Problem auszuwachsen. Nachdem sich nach privaten Feiern in einigen Gemeinden im Bregenzerwald Cluster bildeten und Betroffene beim Contact Tracing unvollständige Angaben machten, musste die Landesregierung die Gangart verschärfen und verhängte eine Ausreisetestpflicht für die gesamte Region.

Schon im Leiblachtal, wo ab 25. März aufgrund steigender Infektionszahlen eine einwöchige Ausreisetestpflicht galt, offenbarte sich die Fragilität der Lage: Die britische Variante bescherte nahezu Corona-freien Gemeinden einen deutlichen und plötzlichen Anstieg. Die Test- und Contact Tracing-Offensive des Landes machte sich dort aber bezahlt. Die Lage stabilisierte sich, die Ausreisetestpflicht musste nicht verlängert werden – mehr dazu in Ausreisetests fürs Leiblachtal enden um Mitternacht. Ob das auch im Bregenzerwald ausreichend Wirkung zeigt, wird sich weisen.

Bregenzerwald: Cluster breiten sich aus

Der Bregenzerwald wird immer mehr zu einem Coronavirus-Problemfall in Vorarlberg. Auch in kleinen und abgelegenen Gemeinden steigen die Infektionszahlen deutlich. Gleichzeitig verzeichnet Vorarlberg einen Höchststand für 2021 und baut die Kapazitäten auf den Intensivstationen aus. In der Talschaft Bregenzerwald kam es von Mittwoch auf Donnerstag in mehreren Gemeinden zu einem relativ starken Anstieg der Fallzahlen. Seit Mittwoch gibt es dort eine Ausreisetestpflicht.

Die meisten CoV-Infektionen gab es in Andelsbuch (35, plus 7), gefolgt von Egg (32, plus 6) und Schwarzenberg (30, plus 7). In Alberschwende (20, plus 1) und in Lingenau (27, minus 3) blieb die Fallzahl konstant bzw. ging zurück. Aber nicht nur in den erwähnten, sondern auch in anderen Orten des Bregenzerwalds gab es vergleichsweise hohe Infektionszahlen.

Mit den aufgestockten Testkapazitäten wurden in der Region Bregenzerwald seit Dienstagmorgen knapp 7.800 Testabnahmen (Stand Donnerstag 15.30 Uhr) durchgeführt. Davon lieferten 29 einen positiven Befund. Diese werden nun standardmäßig mittels PCR-Test nachgeprüft. Unterdessen melden viele Bregenzerwald-Gemeinden weiter steigende Infektionszahlen. Mit Stand 15.30 Uhr verzeichnete das Infektionsteam insgesamt 258 Covid-19-Infektionen im Bregenzerwald, 51 Erkrankte sind unter 18 Jahre alt.

Steigende Zahlen waren „vorhersehbar“

Für Landessanitätsdirektor Wolfgang Grabher war es vorhersehbar, dass die Zahlen im Bregenzerwald steigen werden. Es habe ja „einen Grund gehabt, dass wir gleich die ganze Talschaft in die Testpflicht einbezogen haben“. Wenn in einem Gebiet eine bestimmte Infektionszahl erreicht sei, dann bleiben die Cluster nicht auf einige wenige Gemeinden beschränkt, sondern sie breiten sich großräumig aus.

Vorarlberg stockt Intensivkapazitäten auf

In Vorarlberg sind angesichts steigender Infektionszahlen und stärkerer Belegung auf den Intensivstationen die Intensivkapazitäten von 52 auf 59 Betten erhöht worden. Zwar nahm die Zahl der CoV-Erkrankten auf den Vorarlberger Intensivstationen am Donnerstag um drei Fälle auf elf Patienten ab. Umgekehrt wurde am Mittwoch mit 138 neuen CoV-Fällen aber ein Höchststand für 2021 verzeichnet (bisher: 132 am 13. Jänner).

Der Ausbau der Intensivkapazitäten wurde seitens der Vorarlberger Krankenhausbetriebsgesellschaft als Vorsichtsmaßnahme bezeichnet. Im Bedarfsfall könne man 104 Beatmungsplätze zur Verfügung stellen, hieß es.

Dass die Belegung auf den Intensivstationen im Vergleich zur zweiten Welle langsamer steigt, liegt vermutlich am Impffortschritt. Vorarlberg wird in Kürze das für April ausgegebene Impf-Ziel von 100.000 immunisierten Personen erreichen, davon waren 34.100 zwei Mal geimpft. Damit sind nun knapp 30 Prozent der 332.000 Vorarlberger Impfberechtigten zumindest erstimmunisiert, vor allem Ältere. Auch die groß angelegte Impfkampagne könnte Wirkung gezeigt haben: Die Vormerkungen stiegen von 166.000 auf rund 175.000. Von den für eine Herdenimmunität nötigen Impfwilligen – mindestens 280.000 – ist man damit aber noch weit entfernt.

Höchststand im Jahr 2021 erreicht

Mit 138 neuen CoV-Fällen wurde am Mittwoch der höchste Wert des Jahres erreicht. Laut Dashboard des Landes standen am Mittwoch den 138 Neuinfektionen 83 Genesungen gegenüber, damit galten 1.456 Personen (plus 54) als coronaviruspositiv. Unverändert blieb die Zahl der CoV-Toten, bisher sind in Vorarlberg 287 Personen am oder mit dem Virus gestorben. In den Spitälern wurden am Donnerstag insgesamt 38 Covid-19-Patienten stationär versorgt, es waren noch 23 der nun 59 zur Verfügung stehenden Intensivbetten frei. Sechs Krankenhausmitarbeiter waren mit dem Coronavirus infiziert, fünf weitere in Quarantäne.