Coronavirus

Vorarlberg will Sonderweg fortsetzen

Vorarlberg will seinen vor einem Monat begonnenen Sonderweg als Modellregion so lange wie möglich fortsetzen. Vorarlberg wurde am Dienstag von der Steiermark als Bundesland mit der niedrigsten 7-Tage-Inzidenz abgelöst. Doch die Inzidenz sei nur eines der Kriterien, so Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP).

Man sei von einer dramatischen Lage „meilenweit entfernt“, so Wallner. Zudem seien die Inzidenzzahlen aufgrund der intensiven Testtätigkeit in Vorarlberg nur schwer mit anderen Bundesländern vergleichbar. In Vorarlberg mit seinen rund 400.000 Einwohnern werden nach Angaben der Landesregierung aktuell pro Woche rund 100.000 Personen getestet, das sei ein europaweiter Spitzenwert, so Wallner.

Es spreche aus seiner Sicht nichts dagegen, dass auch andere Bundesländer mit ähnlicher 7-Tage-Inzidenz wie Vorarlberg Öffnungsschritte machten, wenn die Voraussetzungen stimmen. Laut Wallner würde das neben einer entsprechend niedrigen Auslastung der Intensivstationen auch eine Verdoppelung der Testzahlen bedeuten.

Ansteckungen im häuslichen Umfeld

Der Landeshauptmann betonte, dass es in Vorarlberg weder im Gastronomie- noch im Kulturbereich Ansteckungen gebe. Diese passierten zu 70 Prozent in der Familie bzw. im privaten Umfeld. Man habe vielmehr die Erfahrung gemacht, dass sich mit jedem Öffnungsschritt mehr Leute testen ließen. Mit Impfen und Testen versuche man einem weiteren Lockdown zu entkommen. „Man sieht, wie groß der wirtschaftliche Schaden in Ostösterreich mit einem neuerlichen Lockdown ist“, sagte Wallner. Schon kleine Öffnungsschritte wie in Vorarlberg würden sich positiv auf den Arbeitsmarkt auswirken.

Wirtschaft steht hinter Modellregion

Vorarlbergs Wirtschaftskammer-Präsident Hans-Peter Metzler stellte fest, dass die Wirtschaft „hinter der Modellregion steht“ und ein Anstieg der 7-Tage-Inzidenz zu erwarten gewesen sei. Das liege sowohl am verstärkten Testen als auch an der Ausbreitung der britischen Mutante. Die Öffnungsschritte hätten auch zu einer besseren Stimmung in der Gesellschaft geführt. „Wir hoffen, dass wir das gallische Dorf halten und weiterentwickeln können“, so Metzler. Sollte Wien ein Zusperren verlangen, „so fordern wir evidenzbasierte Beweise“, gab sich Metzler kämpferisch. Umgekehrt müsse es weitere Öffnungsschritte geben, falls sich die Situation verbessere.

Erweitertes Testangebot

Um auch am Arbeitsplatz die Bereitschaft zum regelmäßigen Testen weiter anzukurbeln, erweitern Land und Wirtschaftskammer das Testangebot. Ab Freitag können Klein- und Mittelunternehmen mit maximal 50 Beschäftigten über die jeweilige Gemeinde Gratisselbsttests für ihre Mitarbeiter beziehen. Die Ausgabe erfolgt über die jeweilige Gemeinde, die Finanzierung übernimmt das Land Vorarlberg.

CoV-Modellregion bleibt

Vorarlberg ist seit Dienstag nicht mehr das Bundesland mit der niedrigsten „7-Tage-Inzidenz“ – die Steiermark liegt nun voran. Die Modellregion bleibt laut Landesregierung dennoch, denn es gebe weitere Kriterien.

95 Prozent aller Arbeitgeberbetriebe in Vorarlberg sind KMU (1–49 Beschäftigte). Die über 7.800 Betriebe zählen in Summe mehr als 53.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, das sind etwa 44 Prozent aller unselbständig Beschäftigten im Lande.

Da der größte Teil der Ansteckungen im privaten Bereich stattfindet, werde empfohlen, die Tests vor allem zu Arbeitsbeginn nach dem Wochenende anzuwenden, sagte Landeshauptmann Wallner: „Wünschenswert wäre, dass niemand am Montag ungetestet zur Arbeit geht.“