Ein Kunde hält in einem Modegeschäft das Modell eines roten Pullovers in der Hand
APA/GEORG HOCHMUTH
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Wirtschaft

Coronavirus hat Textilindustrie infiziert

Die Coronavirus-Pandemie bedroht laut Studie des Kreditversicherers Euler Hermes über 150.000 Arbeitsplätze in der europäischen Textilindustrie. Auch die Betriebe in Vorarlberg werden sich den wirtschaftlichen Folgen nicht entziehen können. In der Branche sieht man die Auswirkungen der Krise aber nicht ganz so dramatisch.

In Vorarlberg haben Textilbetriebe zuletzt für negative Schlagzeilen gesorgt – etwa die Teilinsolvenz der Huber Holding oder die Verluste des Strumpfherstellers Wolford. Somit scheinen die Studienautoren mit ihren Ergebnissen Recht zu haben.

Comploj: „Insolvenzen auch ohne Coronavirus“

Vertreter der heimischen Textilbranche sehen die aktuellen Entwicklungen allerdings etwas differenzierter. Die Pandemie beschleunige eine Entwicklung, die sowieso stattgefunden hätte. Sprich: die in der Studie beschriebenen Insolvenzen hätte es ohnehin gegeben – ohne Corona einfach ein wenig später, sagt beispielweise Markus Comploj, der Geschäftsführer der Getzner Holding in Bludenz.

So hätten viele Unternehmen, die nun ins Schlingern kommen, schon seit Jahren mit der Billigkonkurrenz aus Fernost zu kämpfen. Die aktuelle Situation würde ihnen jetzt noch den Rest geben, so Comploj.

Schutzausrüstung gefragt, Modekollektionen nicht

Fakt ist, dass es viele Unternehmen wegen der Coronavirus-Krise doppelt hart trifft. Zuerst konnten sie nicht produzieren, weil die Lieferwege oft gekappt waren. Jetzt können sie zwar wieder ihre Produkte herstellen, die Menschen sind aber oft sparsamer geworden und kaufen nicht mehr.

Ob es aber viele Pleiten im Land geben wird, traut sich Markus Comploj nicht zu sagen. Die Lage sei komplett unterschiedlich. Heimtextilien, Sportbekleidung, oder Schutzausrüstung seien sehr gefragt. Im Modebereich fallen dafür ganze Kollektionen aus. Wie das die Unternehmen spüren, ist noch völlig offen.

Produktion soll zurückgeholt werden

Als Folge der Krise wollen laut Comploj viele große Modeketten ihre Produkte wieder in Europa nähen lassen. Das kostet zwar ein wenig mehr, dafür sind sie aber nicht mehr von Lieferungen aus China oder Indien abhängig. Fix ist aber noch nichts. Comploj sagt, man müsse erst abwarten, ob das nur schöne Ankündigungen sind oder ob sich tatsächlich etwas ändert.