Die Art der Arbeit von Frauen und MŠnnern ist weiterhin klischeehaft
APA (dpa)
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Weltfrauentag

Gut ausgebildet, aber selten Chefin

Frauen sind am Arbeitsmarkt auf dem Vormarsch. Das Problem: Obwohl Frauen gut gebildet sind, landen sie viel seltener in Führungspositionen. Am Weltfrauentag werden die Unterschiede aufgezeigt. Klischeehaft gestaltet sich weiterhin die Art der Arbeit von Frauen und Männern, so die Statistik Austria.

Zwischen 2008 und 2018 erhöhte sich die Erwerbstätigenquote der 15- bis 64-jährigen Frauen von 64,8 auf 68,6 Prozent, während die Erwerbstätigenquote der Männer relativ konstant auf höherem Niveau blieb. Laut Zahlen der Statistik Austria übten 2018 insgesamt 7,9 Prozent der unselbstständig erwerbstätigen Männer in ihrem Beruf eine führende Tätigkeit aus. Bei den Frauen sind es nur halb so viele.

Unterschied bei Uni-Abschluss

Bei der Besetzung von Führungspositionen war der Unterschied zwischen Frauen und Männern laut Statistik Austria vor allem bei Personen mit Universitätsabschluss markant. Unter den unselbstständig Erwerbstätigen mit einem Fachhochschul- oder Universitätsabschluss übten 18,9 Prozent der Männer, aber nur 7,3 Prozent der Frauen eine führende Tätigkeit aus.

Wenige Ortschefinnen

Leicht gesunken ist die Zahl der Frauen in den Landtagen: 140 der insgesamt 440 Mitglieder sind weiblich (vorher 141). Den höchsten Frauenanteil hat Vorarlberg mit 42 Prozent, gefolgt von Salzburg mit 36 Prozent. Den geringsten Frauenanteil hat der Kärntner Landtag mit 22 Prozent.

Nach wie vor gibt es nur wenige Ortschefinnen. Die Zahl der Bürgermeisterinnen ist zwar von 165 auf 181 gestiegen – bei 2.096 Gemeinden bedeutet das aber lediglich einen Anteil von 8,6 Prozent. Damit liegt Österreich auch deutlich unter dem EU-Durchschnitt (15,4 Prozent), wie aus Unterlagen von Werner Zögernitz, früherer ÖVP-Klubdirektor und Leiter des Instituts für Parlamentarismus und Demokratiefragen, hervorgeht.

In Vorarlberg werden aktuell nur neun Gemeinden von Frauen regiert. Da mindestens vier dieser Frauen ihr Amt nicht fortführen werden, dürfte der Anteil nur sinken – mehr dazu in Frauen im Bürgermeisteramt eher selten (vorarlberg.ORF.at).

Frau als Vorstand in einem Unternehmen
Wolfilser/stock.adobe.com
Noch immer ist der Frauenanteil in Führungspositionen sehr niedrig

Geschlechtsspezifisch geteilter Arbeitsmarkt

Klischeehaft gestaltet sich weiterhin die Art der Arbeit von Frauen und Männern, schreibt die Statistik Austria und spricht von einem geschlechtsspezifisch geteilten Arbeitsmarkt. Nach Branchen arbeitete im Jahr 2018 genau ein Viertel der unselbstständig erwerbstätigen Männer in der Herstellung von Waren, gefolgt von Bauwesen und Handel. Unselbstständig erwerbstätige Frauen waren hingegen überwiegend im Dienstleistungssektor beschäftigt, mit den höchsten Anteilen im Handel (17,8 Prozent) und im Gesundheits- und Sozialwesen (18,2 Prozent).

Mehr Spitzenpolitikerinnen in Europa

In Europa gibt es mehr Spitzenpolitikerinnen als noch vor einem Jahr. Von den 27 Mitgliedern der EU-Kommission sind 12 weiblich. Mit Ursula von der Leyen steht seit Dezember 2019 außerdem die erste Frau an der Spitze der Behörde. Auch im Europäischen Parlament ist nach der EU-Wahl des Vorjahres der Frauenanteil von 36,4 Prozent auf 40,4 Prozent gestiegen.

Vier Staaten von Frauen regiert

Aktuell werden vier EU-Staaten von Frauen regiert: Dänemark (Mette Fredriksen), Deutschland (Angela Merkel), Belgien (Sophie Wilmes) und Finnland (Sanna Marin), das ist eine Regierungschefin mehr als im Vorjahr. Die Anzahl der Staatspräsidentinnen ist hingegen von vier auf zwei zurückgegangen.

Frauenanteil in Österreichs Politik gestiegen

Der Frauenanteil in der heimischen Politik hat sich im letzten Jahr verbessert. Erstmals in der Geschichte Österreichs besteht die Bundesregierung aus mehr Frauen als Männern. Von halbe-halbe sind die meisten anderen Ebenen zwar noch weit entfernt, die Zahl der weiblichen Nationalratsabgeordneten, der Bundesratsmandatarinnen und der Bürgermeisterinnen ist seit Februar 2019 aber gestiegen.

Der Frauenanteil im Nationalrat ist mit der vergangenen Wahl zum vierten Mal in Folge etwas gestiegen. Nach wie vor gibt es mit Niederösterreichs Regierungschefin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) aber nur eine Landeshauptfrau.