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Maren Winter/stock.adobe.com
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Politik

Bürgermeisteramt oft große Belastung

Eine österreichweite Befragung des Gemeindeamts kommt zu dem Ergebnis, dass jeder zweite befragte Bürgermeister sein Amt mittlerweile als große Belastung empfindet. Zu den Anforderungen, sich in allen Belangen einer Gemeinde auszukennen, kommen meist harte persönliche Angriffe.

Das Amt des Bürgermeisters wird immer komplizierter und verantwortungsvoller. Wer an der Spitze einer Gemeinde steht, sollte sich gut mit Finanzen, Verkehr, Pflege, Kinderbetreuung und zahlreichen anderen Bereichen auskennen und zudem auch noch in der Lage sein, harte persönliche Angriffe auszu halten: So schildern Bürgermeister in der Umfrage des Gemeindebunds ihren Alltag.

Verantwortung der Bürgermeister steigt

Einige Auszüge aus der Befragung: 73 Prozent der Befragten geben an, dass die Verantwortung der Ortschefs stark zugenommen hat, 56 Prozent empfinden eine große Belastung im Zusammenhang mit dem Amt und 60 Prozent meinen, dass die Notwendigkeit, zwischen Gruppen in der Bevölkerung (zum Beispiel bei Interessenskonflikten, Generationen etc.) zu vermitteln, im Vergleich zu den vergangenen Jahren zugenommen habe.

Bürgermeister werden öfter an den “Pranger" gestellt

Darüber hinaus sehen sich Bürgermeister laut Gemeindebund immer öfter in der Zwangslage, Rede und Antwort stehen zu müssen für politische Entscheidungen, die auf Gemeindeebene nicht beeinflussbar seien. In der Folge würden Bürgermeister immer öfter in den sozialen Medien an den “Pranger" gestellt, so die Umfrage. Auffallend sei, dass sowohl bei der Frage der Belastung, als auch bei den Anfeindungen und Angriffen in den sozialen Medien, Bürgermeisterinnen diese Probleme stärker empfänden als ihre männlichen Amtskollegen.

27 Vorarlberger Bürgermeister nahmen teil

Bürgermeister sollten auf der einen Seite feinfühlig sein und ein Gespür für die Bürger haben, gleichzeitig wird aber verlangt, dass sie viel aushalten und sich überall auskennen, dieser Ansicht ist der Bludescher Bürgermeister Michael Tinkhauser. Er ist einer von 27 Bürgermeistern aus Vorarlberg, die an der Umfrage teilgenommen haben.

Tinkhauser hatte selbst harte Anfeindungen erlebt, er ziehe sich nach zehn Jahren zurück, damit er mehr Zeit für seine Familie hat, erklärt er. Seine Aussagen decken sich mit dem Umfrageergebnis. 60 Prozent der Befragten geben an, dass sie immer mehr bei Streitigkeiten vermitteln müssen.

Sorgenthema Gemeindebudget und Haftung

Die Bürgermeister fühlen sich der Umfrage zufolge auch im Verhältnis zu den vielen Arbeitsstunden schlecht bezahlt und abgesichert. Ihr Sorgenthema Nummer eins sei das Gemeindebudget und der Druck, immer mehr in Pflege und Kinderbetreunng investieren zu müssen. Auch juristische Haftungsfragen belasten dem Gemeindebund zufolge viele Bürgermeister in ihrer Amtsausübung.