Mutter und Tochter lachen
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Gesundheit

Lachen: Vom Muskelkater bis zum Glücksgefühl

Das Lachen ist eine angeborene Ausdrucksform und ein natürlicher Reflex zur Stressreduzierung und zur Gesundung insgesamt. Das Gehirn beantwortet Empfindungsreize beim Lachen reflexartig mit Befehlen zur Kontraktion bestimmter Muskeln, erklärt Gesundheitscoach David Reif.

Beim Lachen werden vom Kopf bis zum Bauch rund 300 unserer mehr als 600 Muskeln angespannt, allein 17 im Gesicht. Richtiges Lachen stellt ähnlich hohe Anforderungen wie Leistungssport, das merkt man spätestens am Morgen nach einem lustigen Abend am Muskelkater in der Bauchregion.

David Reif, Dipl. psych. GuKP, Gesundheitstipps ORF Radio Vorarlberg
David Reif
David Reif ist Dipl. psych. GuKP und Coach

Warum ist das Lachen so gesund?

Lachen ist eine unwillkürliche Körperreaktion auf eine als angenehm empfundene Emotion. So werden wir vom Stress einer bestimmten Tätigkeit für kurze Zeit erlöst. Lachen an sich hat zwar keinen biologischen Nutzen, ist aber zutiefst menschlich. Lachen wirkt auf den ersten Blick spontan und chaotisch, ist aber ein äußerst koordinierter Prozess. „Es aktiviert nicht nur im Gesicht verschiedene Muskeln, sondern im ganzen Körper – allein an Zwerchfell und Bauch sind es etwa 80“, erläutert Gesundheitsexperte David Reif.

Wer laut lacht, atmet stoßweise und schnell aus sowie sehr tief wieder ein. Typisch ist auch die Mimik mit hochgezogenen Mundwinkeln und zusammengekniffenen Augen. Ausdauerndes Lachen kann sogar zu einem Muskelkater führen. Und der Volksmund sagt: Lachen ist gesund! Dass das nicht nur eine Redensart ist, hat mittlerweile auch die Wissenschaft erkannt.

Was das Lachen mit dem Körper macht

Der Gasaustausch durch schnelleres Atmen wird um ein Dreifaches erhöht. Das Zwerchfell spannt sich, die Lungenflügel dehnen sich. Wenn wir dann lauthals loslachen, pressen wir den Atem stoßartig mit einer Geschwindigkeit von 100 km/h aus der Lunge heraus.

Altenpflegerin und glückliche Senior Frau lachen zusammen im Seniorenheim
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„Sich kaum halten können vor Lachen“. Lachen bringt den Körper in Bewegung

Beim Lachen nimmt die Lunge viel Luft auf. Der Sauerstoff gelangt in die roten Blutkörperchen. Das Herz schlägt schneller und pumpt das sauerstoffangereicherte Blut durch den Körper. Für kurze Zeit ist der Organismus sehr aktiv. Der Stoffwechsel wird angeregt.

Gelotologie
Die Gelotologie, also die Lehre vom Lachen, untersucht die Auswirkungen des Lachens auf Körper und Geist. Der Begriff „gelos“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Gelächter“.

Nach der Überreizung durch den Lachanfall entspannt sich der Körper wieder. Die Arterien weiten sich, der Blutdruck sinkt wieder, es folgt ein Entspannungszustand. Lachen wird auch medizinisch eingesetzt. „Herzinfarktpatienten lachen unter ärztlicher Aufsicht, verringern dadurch ihren Blutdruck und damit die Gefahr eines erneuten Infarktes“, sagt David Reif, der auch in der Rehabilitation von Herzinfarktpatienten arbeitet.

Weiters wird das Immunsystem durch das Lachen angeregt. Sogenannte Antikörper werden neu gebildet, welche der Körper vor Bakterien und Viren schützt. Lachen hat also mindestens drei positive Auswirkungen auf den menschlichen Körper: Die Abwehrkräfte werden gestärkt, der Stresspegel sinkt und zudem bringt der Hormonschub Glücksgefühle.

Radfahrer lacht. Lachen Walzenhausen AR, CH
Schertler
Es darf überall gelacht werden, nicht nur in Lachen.

Lachen für die Psyche

Während des Lachens werden Glückshormone (Endorphine) produziert, die in die Blutbahn gelangen. Das merken wir daran, dass die Stimmung steigt. Aber Lachen bewirkt noch etwas anderes im Körper. Während Endorphine freigesetzt werden, wird die Ausschüttung des Stresshormons Adrenalin unterdrückt. Die kurzzeitigen Veränderungen im Hormonhaushalt können so stark sein, dass sie sogar helfen, Schmerzen zu lindern.

Sendungshinweis

„Reif fürs Leben“ – ORF Radio Vorarlberg am Vormittag, 28. September 2023, 09.00 bis 12.00 Uhr

Lachen als Therapie

Dass Lachen glücklich macht, bestätigen Forscher über den Globus verteilt. Sie fanden heraus, dass Lachen nicht nur den Lachenden selbst glücklich macht, sondern auch die anderen. Denn wer oft lacht, verbreitet Lebensfreude. Lachen ist eben ansteckend. Die Lachquote von Erwachsenen ist allerdings ausbaufähig. Während Kinder pro Tag fast 200 bis 400 Mal herzlich lachen, kommen Erwachsene täglich nur auf 15 Mal.

Cliniclown mit Kind
Cliniclowns
Clowns in der Klinik sorgen für Spaß und helfen bei der Genesung

„Lachen ist die beste Medizin! – in dieser Redensart steckt auf jeden Fall ein wahrer Kern“, lacht David Reif beim Aussprechen dieser Erkenntnis. Lachen wird aufgrund der positiven Effekte auch immer häufiger als Therapie eingesetzt. Eine Lachtherapie ist gerade bei Depressionen indiziert und sehr erfolgreich. Forscher fanden heraus, dass ein simuliertes Lachen sogar effektiver als spontanes Lachen ist. Es gibt außerdem Hinweise, dass Lachen angstlösend und stressmindernd sein kann und so positive Auswirkungen auf eine Depression haben kann.