Jährlich fallen bis zu 25.000 Rehkitze in Österreich den Mähwerken zum Opfer. Und das ausgerechnet, weil ihre Mütter meinen, sie zu schützen. Denn Rehe haben eine besondere Taktik zum Schutz ihres Nachwuchses: Sie verstecken die Jungtiere. Das Muttertier platziert seine noch geruchlosen Jungen sorgsam im Wald oder im hohen Gras.
Drohnen gegen den Rehkitz-Tod
In Vorarlberg soll der Einsatz von Drohnen den Tod von Rehkitzen beim Mähen von landwirtschaftlichen Wiesen verhindern. Damit die Jungtiere beim Mähen im hohen Gras nicht übersehen werden, fliegen Drohnen vorher das Gebiet ab und spüren die Kitze auf.
„Dort sind die Rehkitze mit ihrem gepunkteten Fell und dem natürlichen Verhalten, sich bei Gefahr zu ducken, bestens vor Fressfeinden geschützt", erklärt Gernot Heigl, Geschäftsführer der Vorarlberger Jägerschaft. „Die Jungtiere scheinen verlassen, doch das Muttertier bleibt immer in der Nähe und kommt nur zum Säugen zu den Jungen.“
Versteck als tödliche Falle
Was sich über Jahrtausende für das Überleben des Rehwilds bewährt hat, erweist sich im Zusammenleben mit dem Menschen als Verhängnis für die Tiere. Zum einen werden vermeintlich verwaiste Rehkitze aus Tierliebe immer wieder von Spaziergängern „gerettet“ – mit fatalen Folgen. Zum anderen bleiben die Jungtiere durch ihren Duckinstinkt für Landwirte auf Wiesen und Feldern unsichtbar und werden daher häufig Opfer von Mähmaschinen.
Kitzrettung mit Blaulicht und Signalton
Das will auch die Landwirtschaftskammer Vorarlberg verhindern und arbeitet dabei mit den Jägern zusammen. „Wir empfehlen den Landwirten, die richtige Mähtechnik einzusetzen und entsprechende Hilfsmittel zur Vermeidung von Unfällen in Anspruch zu nehmen. Schließlich sind nicht nur Wildtiere, sondern durch die Verunreinigung des Grünfutters auch die Nutztiere in Gefahr", so Thomas Ölz von der Landwirtschaftskammer.
Die Vorarlberger Jäger und Landwirte suchen für die Kitzrettung nach eigenen Angaben laufend nach effizienteren Methoden und setzen verstärkt auf moderne Technik. Bewährt habe sich in den vergangenen Jahren der Einsatz des sogenannten „Rehkitzretters“, ein Gerät das in unregelmäßigen Abständen Blaulicht und Töne von sich gibt.
Drohne schafft 10.000 Quadratmeter in fünf Minuten
Seit diesem Jahr fliegen laut Jägerschaft auch Drohnen über Vorarlbergs Felder. Ausgestattet mit einer Wärmebildkamera könnten so Wiesen und Felder schnell und zuverlässig nach Rehkitzen abgesucht werden – bis zu 10.000 Quadratmeter in fünf Minuten.
Werde ein Jungtier von der Drohne gefunden, so werde es von JägerInnen fachgerecht geborgen. „Grasbüschel eigenen sich für die Bergung hervorragend, um den menschlichen Geruch nicht auf das Tierkind zu übertragen,“ erläutert Gernot Heigl. Die Rehkitze werden in einer Kiste an den Wiesenrand gelegt und nach den Mäharbeiten wieder freigelassen.
Vernetzung von Landwirten und Drohnen-Piloten
Die Kitzsuche mittels Drohnen ist in Tirol bereits seit zwei Jahren erprobt. Aus diesem Grund wurde die Initiative „Rehkitzrettung – gemeinsam gegen den Mähtod“, der auch die Vorarlberger Jägerschaft angehört, ins Leben gerufen. Mit der Plattform www.rehkitzrettung.at werde so eine schnelle und unkomplizierte Vernetzung zwischen Landwirten, Jägern und verfügbaren Drohnen geboten, so die Jägerschaft.