Klepfe
ORF Vorarlberg/Längle
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Kultur

„Klepfner“ springen für die Kirchenglocken ein

Wenn die Kirchenglocken zu Ostern schweigen, springen in der Gemeinde Lorüns im Montafon die „Klepfner“ ein. „Klepfen“ sind Holzbretter mit aufmontiertem Schlagwerk. Damit laufen die Kinder am Karfreitag und am Karsamstag dreimal täglich durch das Dorf – zu den Zeiten, an denen sonst die Glocken läuten würden.

Heuer sind es sechs Buben, die in Lorüns „klepfnan“, wie es im Dialekt heißt. Sie laufen dreimal täglich durch das Dorf – um 6.00 Uhr in der Früh, um 11.00 Uhr und um 18.00 Uhr. Das sind die Zeiten, an denen sonst die Kirchenglocken erklingen würden. Angeführt werden sie vom „Klepfameister“. „Wenn wir es gemütlich nehmen, sind wir etwa eine Stunde dran“, meint der diesjährige Klepfameister Jakob.

Von Generation zu Generation

„Klepfnat“ wird in Lorüns seit Jahrzehnten, wie lange genau schon und woher die Tradition eigentlich kommt, weiß aber niemand so genau. „Seit Anfang der 50er-Jahre bin ich selber als Bub mitgegangen. Wir haben da schon alte Klepfen gehabt, aus den 30er-Jahren“, beschreibt Klepfen-Bauer Peter Batlogg. Die Klepfen werden in den Familien von Generation zu Generation weitergegeben.

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Mädchen lange Zeit ausgeschlossen

Mädchen waren von der Tradition des „Klepfnens“ lange Zeit ausgeschlossen. Bis vor ein paar Jahren durften nur die Buben mitlaufen – und das ab dem Volksschulalter bis hin zu einem Alter von etwa 15 oder 16 Jahren. Mittlerweile werden auch Mädchen aufgenommen.

Ratschen wurde 2015 von der UNESCO als immaterielles Weltkulturerbe aufgenommen.

„Lärmbrauch“ als Weltkulturerbe

In vielen anderen Gemeinden – sowohl vorarleberg- als auch österreichweit – ertönen am Karfreitag und am Karsamstag die Ratschen. Dabei handelt es sich, wie beim Klepfnen auch, um einen „Lärmbrauch“. Kinder gehen dabei durch die Straßen, ratschen und sagen Sprüche auf.

Die Ursprünge dieses Brauches lassen sich heute nicht mehr genau zurückverfolgen. Die Ratschen dürften aber wahrscheinlich auf frühe Formen von hölzernen Gebetsanzeigetafeln zurückgehen, der Begriff selbst wird seit dem ausgehenden Mittelalter verwendet. Das Ratschen unter Kinder und Jugendlichen, wie man es heute kennt, dürfte im 18. Jahrhundert entstanden sein.

Kirchenglocken fliegen nach Rom

Mit Gründonnerstag verstummen in Vorarlberg rund 1.000 Glocken in Kirchen und Kapellen. Sie erklingen erst wieder in der Osternachtsmesse. Nach alter Überlieferung sollen ab dem Gloria der Gründonnerstagsmesse alle Glocken nach Rom fliegen und erst wieder zum Gloria in der Osternacht zurückkehren. In der Zwischenzeit halten Kinder und Jugendliche dann mit ihren Klepfen und Ratschen die Stellung.