Lawinenabgang Grüne Kuppe
STIMPFL Michael (PI_V_Kloesterle
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Chronik

Wirbel um Hubschraubereinsatz am Piz Buin

Nach einem Rettungseinsatz vor zwei Wochen am Piz Buin gibt es Diskussionen um die Auswahl des Hubschraubers. Laut dem Luftfahrtmagazin „Austrian Wings“ sollen beim Einsatz wertvolle Minuten verschwendet worden sein, weil man nicht den nächstgelegenen Hubschrauber holte. Nach Angaben der RFL und der Bergrettung verlief alles korrekt.

Es geht um einen Lawinenabgang am 9. März. Zwei Skitourengeher wurden beim Aufstieg auf den Piz Buin von einem Schneebrett mitgerissen. Einer davon wurde einen Meter tief verschüttet. Ersthelfer konnten den Verschütteten nach 15 Minuten befreien und reanimieren. Er wurde dann schwer verletzt ins Spital geflogen.

Bei dem Einsatz wurde der nächstgelegene Notarzthubschrauber „Robin 1“ der Schenk Air in Schruns zwar alarmiert, kurz vor dem Abflug aber wieder storniert. Stattdessen wurde der Hubschrauber „Gallus 2“ von Wucher in Ludesch gerufen, obwohl der gut 17 Kilometer weiter entfernt war. Es seien wertvolle Minuten verstrichen, wodurch der Patient vermeidbare Folgeschäden erlitten haben könnte, schreibt das Magazin „Austrian Wings“.

„Robin 1“ darf nicht alleine zu Verschütteten

In Vorarlberg ist die Bergrettung für die Flugrettung zuständig. Dort hieß es auf ORF-Nachfrage, dass alles korrekt abgelaufen sei. „Robin 1“ von der Schenk Air darf laut Vorgaben der Bergrettung aber nicht alleine zu Lawineneinsätzen mit Verschütteten fliegen. Die Begründung: Das Personal sei nicht so gut ausgebildet wie bei den anderen Hubschraubern.

Martin Burger, Landesleiter der Bergrettung Vorarlberg, erklärt zu dieser Vorgabe, dass die vertragliche Ausgestaltung während der laufenden Saison erledigt worden sei. Man habe es in dieser Zeit noch nicht geschafft, die organisatorischen Standards und die Qualitätsstandards für alle Hubschrauber anzugleichen. „Das heißt, dass das Personal noch nicht lückenlos gleich ausgebildet ist, wie wir uns das erwarten.“

Bei Schenk Air wird das aber zurückgewiesen. Man sei zu 100 Prozent tauglich für den Lawineneinsatz, heißt es dort. „Wir betreiben die Flugrettung mit unseren beiden Notarzthubschraubern im Winter schon seit über 20 Jahren und dies fast ausschließlich im alpinen bzw. hochalpinen Gelände. Dabei wurden schon unzählige Lawineneinsätze erfolgreich absolviert – auch in Vorarlberg. Zusammengefasst: Wir können Lawine!“

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Lawineneinsatz am Piz Buin: Im Einsatz war „Gallus 2“

Patient war zum Zeitpunkt der Alarmierung verschüttet

Die Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL), die die Einsätze koordiniert, erklärte in einer schriftlichen Stellungnahme, dass im konkreten Fall „alles unternommen wurde, um einen raschen und effizienten Einsatz zur Rettung von Menschenleben zu leisten“. Dass am Ende der weiter entfernte „Gallus 2“ statt dem näher gelegenen „Robin 1“ von Schenk Air geflogen sei, liege daran, dass der Patient zum Zeitpunkt der Alarmierung verschüttet gewesen sei. „Ein zu dieser Zeit geborgener Patient hätte die Dispositionsstrategie und die Entscheidung der Leitstelle maßgeblich verändert – soll heißen: Robin 1 wäre nicht storniert worden“, heißt es in der Stellungnahme weiter.

Wirbel um Hubschraubereinsatz am Piz Buin

Nach einem Rettungseinsatz vor zwei Wochen am Piz Buin gibt es Diskussionen um die Auswahl des Hubschraubers. Laut dem Luftfahrtmagazin „Austrian Wings“ sollen beim Einsatz wertvolle Minuten verschwendet worden sein, weil man nicht den nächstgelegenen Hubschrauber holte. Nach Angaben der RFL und der Bergrettung verlief alles korrekt.

„Finanzielle Überlegungen irrelevant“

Dass das Ausbildungs-Niveau beim Schenk Air-Personal nicht gut genug sein soll, kann Jürgen Türtscher, ein ehemaliges Mitglied der Bergrettung und auch früheres Mitglied der Schenk Air nicht nachvollziehen und vermutet Interessenskonflikte bei der Bergrettung: „Die Bergrettung ist als Organisator auch in verschiedenen Hubschrauberunternehmen selber tätig. Möglicherweise gibt es hier Konflikte, die dazu führen, dass man versucht, andere Hubschrauber zu priorisieren. Vermutlich geht es hier auch um finanzielle Größen. Es ist mir nicht bekannt, aber es wäre eine plausible Erklärung.“

Dass derartige Überlegungen eine Rolle spielen, wird vom Landesleiter der Vorarlberger Bergrettung entschieden zurückgewiesen. „Finanzielle Überlegungen sind für mich irrelevant, weil am Ende des Tages wird man zu einem Notfall alarmiert, wo es um einen Patienten geht“, so Martin Burger. Auf die Frage, ob es für die Bergrettung finanziell einen Unterschied macht, ob „Robin 1“ oder „Gallus 2“ fliegt, sagt Burger: „Das kann finanziell Unterschiede machen, aber das ist irrelevant, weil die Bergrettung eine gemeinnützige Organisation ist und nicht ein Privatunternehmen, dass gewinnwirtschaftlich orientiert ist.“

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Nähe heißt nicht immer kürzeste Zeit

Laut Bergrettung ist der Hubschrauber mit der kürzesten Luftlinie, nicht auch immer der, welcher am schnellsten vor Ort ist. Es könne sein, dass ein Hubschrauber trotz kürzerer Luftlinie nicht der schnellste ist, weil ihm Berge im Weg stehen. Das werde im Alarmierungssystem der Bergrettung berücksichtigt, war in diesem Fall aber nicht ausschlaggebend dafür, dass „Gallus 2“ geholt wurde.

Es ist nicht das erste Mal, dass es Diskussionen darum gibt, welcher Hubschrauber in Vorarlberg wann eingesetzt wird. Das Ganze sorgt jedenfalls für ziemlichen Unmut bei Schenk Air. Im Juni soll die Einsatzsaison der Flugrettung evaluiert werden. Da wird wohl auch das Alarmierungssystem Thema sein.