Um die „Säntis“ aus dem Bodensee zu bergen, wurde in der Werft in Romanshorn (Schweiz) eine 25 Tonnen schwere Bergeplattform errichtet. Mithilfe von zwei riesigen Pontons (ausrangierten Gastanks), die mit Druckluft oder Seewasser geflutet werden, kann die Plattform abgesenkt werden.
„Diese Bergeplattform ist so gebaut, dass wir sie auf das Wrack absetzen können“, erklärt Silvan Paganini, Präsident des Schiffbergevereins. Mithilfe von Leinen könne man das Schiff dann wie ein U-Boot an die Oberfläche heben, beschreibt er.
Scheich aus Dubai sponserte Hebesäcke
Die Hebeplattform samt dem Schiffswrack soll mit 20 aufblasbaren Bergesäcken, die von einem Scheich aus Dubai gesponsert wurden, gehoben werden. Dazu müsse man aber zuerst vier Hebeleinen unter dem Wrack durchziehen. Ein kleiner Tauchroboter bringe dafür ein Gestänge in die richtige Position. Das wird noch diese Woche passieren, betont Paganini.
An diese Leinen würde man dann die Hebesäcke anbringen und aufblasen. So wird das Wrack mit der Bergeplattform bis zehn Meter unter die Wasseroberfläche gehoben. Der Hebevorgang soll dann in der kommenden Woche beginnen. Anschließend werde die „Säntis“ in einer Bucht zwölf Meter unter Wasser abgelegt, um die Bergeplattform zu entfernen.
Unsicherheiten machen den Reiz des Projekts aus
Danach werde das Wrack mit Hebesäcken nach 91 Jahren wieder an die Oberfläche geholt. „Die Schwere des Schiffes basiert auf einem historischen Foto von der Versenkung des Schiffes“, erklärt Paganini. „Es gibt viele Unsicherheiten, das macht den Reiz des Projektes aus“, meint er.
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Schiff wird mit Farbe konserviert
In der Werft wird das Schiff in zwölf Wochen mit Farbe konserviert. Das wurde bereits mit dem Schornstein der „Säntis“ gemacht. Das dann hoffentlich schwimmfähige Schiff soll dann zwei Jahre an einem Platz liegen, bevor sich eine Gemeinde am See als künftiger Standort anbietet, erzählt Paganini.
Quaggamuscheln bereiten Sorgen
Im Vorfeld der Bergung betonte Paganini bereits Anfang des Jahres, dass die Zeit für die Bergung dränge. Zum einen, weil der Verein die Werft in Romanshorn ab März 14 Wochen lang gratis nutzen dürfe. „Aber auch wegen der Quaggamuscheln“, erklärte Paganini. Die eingeschleppte Art breitet sich seit ein paar Jahren im Bodensee aus.
Die Muscheln hätten das Wrack bald in einer dicken Schicht überziehen können. So etwas sei mit einigen Wracks in geringerer Wassertiefe schon geschehen, sagt er. „Das Wrack des Dampfschiffs ‚Jura‘ vor Bottighofen ist nur noch ein großer Quaggamuschelberg“, bringt er ein Beispiel. Auch am Kamin der „Säntis“, der im Juli geborgen worden sei, seien schon Muscheln gewesen.
Im Bodensee versenkt: Verschrottung zu teuer
Das Dampfschiff Säntis, 1892 in den Dienst gestellt und nach dem gleichnamigen Berg benannt, war einst ein wichtiger Bestandteil der Schweizerischen Bundesbahnen (SBS). Im Laufe seiner 41 Betriebsjahre erlebte das Schiff zahlreiche Umbauten und technische Innovationen. Unter anderem wurde es 1920 als erstes Dampfschiff auf dem Bodensee von Kohlen- auf Ölfeuerung umgestellt.
1933 wurde das Schiff schließlich ausgemustert. Da die geringen Preise für Schrott in keinem Verhältnis zu den Abbruchkosten standen, wurde es am 2. Mai 1933 im Bodensee vor Romanshorn versenkt. Um dem Untergang eine besondere Dramatik zu verleihen, wurden die Bodenventile geöffnet und im Schornstein eine Rauchpatrone gezündet.
Säntis soll nach der Bergung ausgestellt werden
Vor etwa elf Jahren war das gut erhaltene Wrack bei Vermessungsarbeiten wiederentdeckt und im April für einen symbolischen Franken an den Schiffsbergeverein verkauft worden. Einen Liegeplatz für zwei Jahre nach der Bergung gebe es auch schon, sagte Paganini. Die „Säntis“ soll ausgestellt werden, ob in der Schweiz ist noch unklar: „Wir haben noch keine Zusage und sind offen.“