Reinhard Haller im Interview
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Chronik

Amok-Drohungen an Schulen für Haller Hilfeschrei

In den vergangenen eineinhalb Wochen hat es an mehreren Vorarlberger Schulen anonyme Amoklauf-Drohungen gegeben. Die Polizei nehme jeden Fall ernst, doch die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um Nachahmer handelt, sei groß. Für Psychiater Reinhard Haller sind solche Drohungen ein Hilfeschrei an die Öffentlichkeit.

Dazu komme das Motiv, anderen Angst einzujagen, meint Haller. „Und man darf in diesem Zusammenhang nicht vergessen, dass die Schule der Ort der meisten Kränkungen ist und dass dementsprechend diese potenziellen Täter, diese Droher, letztlich diese Ankündigungen immer gegenüber der Schule, also diesem speziellen Platz, machen“.

Die Vorgehensweise bei den Amok-Drohungen an Schulen war bislang immer ähnlich. Auf Wände wird ein Datum mit einer Drohung gekritzelt. Auch wenn die Polizei jeden Fall ernst nehme und betroffene Schulen verstärkt kontrolliere, sei die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um Nachahmer handle, groß. Mittlerweile sind fünf Fälle bekannt.

Strafen schrecken nicht alle ab

Werden die Täterinnen oder Täter erwischt, bei einer Verurteilung droht ihnen eine Haftstrafe von bis zu drei Jahren. Das gilt bereits allein für die Androhung eines Amoklaufs. Davon würden sich aber nicht alle abschrecken lassen, meint Haller.

„Ich glaube, Strafen haben unterschiedliche Funktionen“, erklärt er. Eine davon sei der abschreckende Effekt, der aber bei Menschen in speziellen Situationen wahrscheinlich „manchmal nicht so wirksam, wie man sich das gerne wünschen würde“. Dennoch sei es sinnvoll, wenn die Gesellschaft zeige, dass man sich so etwas nicht gefallen lasse und dass man alles tue, um Dramen wie einen Amoklauf zu vermeiden, so Haller.