Tierarzt im Stall mit Kalb
imago/Westend61
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Landwirtschaft

Tierärzte: Bauern brauchen künftig Einzelverträge

Die tierärztliche Versorgung von Nutztieren in Vorarlberg wird neu geregelt. Tierärztekammer, Landwirtschaftskammer und Land erklärten am Mittwoch, dass der Rahmenvertrag für die tierärztliche Betreuung für landwirtschaftliche Betrieben nicht verlängert wird. Auslöser war ein mutmaßlicher Fall von illegalem Medikamentenhandel und Tierquälerei im Bezirk Bregenz.

Nach einer Sitzung der Tierärztekammer am Dienstag gab es am Mittwoch den Schulterschluss von allen betroffenen Seiten. Es könne nicht sein, dass der Rahmenvertrag ein Deckmantel für einzelne schwarze Schafe in der Landwirtschaft sei, sagte Landesrat Christian Gantner (ÖVP). Ab dem Frühjahr gibt es nur mehr Einzelverträge für rund 3.000 Landwirte. Gantner informierte bei der Pressekonferenz am Mittwoch gemeinsam mit Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger, Tierärztekammerpräsident Robert Griss und Landesveterinär Norbert Greber über die Entscheidung.

Tierärzte: Bauern brauchen künftig Einzelverträge

Die tierärztliche Versorgung von Nutztieren in Vorarlberg wird neu geregelt. Tierärztekammer, Landwirtschaftskammer und Land erklärten am Mittwoch, dass der Rahmenvertrag für die tierärztliche Betreuung für landwirtschaftliche Betrieben nicht verlängert wird. Auslöser war ein mutmaßlicher Fall von illegalem Medikamentenhandel und Tierquälerei im Bezirk Bregenz.

Kein Vertrag = keine Fördermittel für Tiergesundheit

Bisher gab es einen Rahmenvertrag zwischen der Tierärzte- und der Landwirtschaftskammer, dieser wird nun also durch Einzelverträge zwischen Landwirten und Tierärzten ersetzt. Damit soll illegaler Medikamentenanwendung ein Riegel vorgeschoben werden. Landwirte, die keinen Vertrag mit einem Tierarzt abschließen, werden künftig keine Fördermittel aus dem Tiergesundheitsdienst mehr erhalten.

Auslöser war der Verdacht gegen einen Bauern, der illegal Medikamente im Ausland bestellt und eine Kuh gequält haben soll. Nach Bekanntwerden des Falls war in den vergangenen Tagen um eine Neuorganisation der tierärztlichen Nutztierversorgung in Vorarlberg gerungen worden. Die Landwirtschaftskammer hatte vor knapp zwei Wochen noch davor gewarnt, mit einer Beendigung des Vertrags würde die Tiergesundheit massiv gefährdet.

Umstieg noch im ersten Halbjahr

Die Landwirte machten ihre Arbeit gut und gerne, betonte Gantner. Dabei stünden die Aspekte der Tiergesundheit und der Lebensmittelsicherheit an oberster Stelle. Der Rahmenvertrag habe aber leider schwarzen Schafen die Möglichkeit geboten, sich darunter zu „verstecken“. Deshalb werde man noch im ersten Halbjahr auf Einzelverträge umsteigen, Landwirtschaftskammerpräsident Moosbrugger konnte sich das sogar noch im ersten Quartal vorstellen.

Davon betroffen sind neben den rund 3.000 Landwirten auch 22 Tierärzte. Moosbrugger bedauerte zwar den Mehraufwand an Bürokratie, den Einzelverträge mich sich bringen, und nannte den bisherigen Rahmenvertrag „sehr effizient“. Dennoch stehe man dieser Neustrukturierung nicht im Wege, so der Landwirtschaftskammerpräsident.

Greber: Weniger Antibiotika in der Landwirtschaft

Griss und Greber auf Veterinärseite betonten die Bedeutung des Tiergesundheitsdiensts und seiner Serviceleistungen wie Impf- oder Entwurmungsprogrammen. Der Tiergesundheitsdienst wurde 2003 in allen österreichischen Bundesländern außer Wien mit dem Ziel eingesetzt, Landwirte zu beraten, Haltungsbedingungen zu verbessern und den Einsatz von Medikamenten zu senken.

Letzteres ist laut Greber gelungen, der Einsatz von Antibiotika in der österreichischen Landwirtschaft sei von 2018 bis 2022 von 45 auf 34 Tonnen gesunken. In Vorarlberg werden laut Gantner jährlich etwa 2,5 Mio. Euro an Fördermitteln über den Tiergesundheitsdienst an Landwirte ausbezahlt.

Griss sah die tierärztliche Nutztierversorgung in Vorarlberg sichergestellt. Einzelverträge könnten diesbezüglich sogar den Vorteil bringen, dass in ihnen auch eine Vertretung definiert wird. Gantner wies auf ein Fördersystem des Landes für Wochenend- und Notdienste hin. Man setze Maßnahmen, um auch künftig genügend Veterinäre in Vorarlberg zu haben.

Grüne: Sanktionierung erster richtiger Schritt

Die Landwirtschaftssprecherin der Grünen im Vorarlberger Landtag, Christine Bösch-Vetter, erklärte, eine Sanktionierung von Landwirten bei einem Regelverstoß sei ein erster richtiger Schritt. „Ich begrüße, dass es nun keine Förderungen mehr für Landwirte und Landwirtinnen geben wird, die sich nicht an die Regeln halten“, so Bösch-Vetter.

Gleichzeitig forderte sie volle Rückendeckung für jene, die sich gut um ihre Tiere kümmern. Dass der Rahmenvertrag nun ausgesetzt werde, sei zwar schade, da Vorarlberg hier Vorreiter in ganz Österreich gewesen sei. Positiv daran sei allerdings, dass sich nun „schwarze Schafe“ nicht mehr unter dem Deckmantel dieses Vertrages verstecken können.