Großküche: Koch rührt in Töpfen mit Gemüse
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Ernährung

Wenig „Bio“ in der Gemeinschafts-Verpflegung

Die Landesregierung versucht, durch finanzielle Anreize mehr Bio-Lebensmittel auf die Teller in den Spitälern, Schulen, Kindergärten und Seniorenheimen zu bringen. Wer mehr „Bio“ serviert, bekommt höhere Zuschüsse. Recherchen des ORF Vorarlberg haben ergeben, dass der Bio-Anteil in den öffentlichen Einrichtungen jedoch weiter recht bescheiden ist.

In den Landeskrankenhäusern liegt der Anteil von Bio-Lebensmitteln an der Verpflegung bei 6,15 Prozent, teilt die Krankenhausbetriebsgesellschaft (KHBG) auf ORF-Anfrage mit: „Wenn möglich und im wirtschaftlichen Rahmen wählen wir selbstverständlich Bioprodukte, mit leicht steigender Tendenz“, sagt KHBG-Geschäftsführer Gerald Fleisch.

Allerdings lege man besonderen Wert auf die Regionalität und kurze Transportwege: „Derzeit beziehen wir nahezu 100 Prozent der Fleisch-, Geflügel-, Fisch- und Milchprodukte aus dem Ländle.“ Man wäge gesundheitliche und wirtschaftliche Kriterien sorgfältig gegeneinander ab, eine vorgeschriebene Quote gebe es nicht.

Bio-Anteil wird mitunter gar nicht erfasst

Im städtischen Krankenhaus Dornbirn werde der Anteil an Bio-Lebensmitteln nicht erfasst, teilt man auf ORF-Anfrage mit: „Es gibt eine EU-weite Empfehlung für Betriebs-, Senioren- und Kindergartenküchen. Im städtischen Krankenlaus laufen diesbezüglich Evaluierungen, da Lebensmittel derzeit nicht nach dem Kriterium „bio“ erfasst werden.“

Aktuell gebe es nur eine Auswertung, wie viele regionale Lebensmittel in der Krankenhausküche verarbeitet werden: „Die Zahlen für das vergangene Jahr: Rund 400.000 Mahlzeiten pro Jahr, fast 200 Tonnen Lebensmittel pro Jahr – davon rund 50 Tonnen Ware aus Vorarlberg.“ Dafür wurde die Krankenhausküche von „Vorarlberg am Teller“ mit Bronze ausgezeichnet.

Bio-Ware ist knapp

Bio ist eben teurer, hört man immer. Aber der Preis ist nicht der Hauptgrund, warum relativ wenig Bio-Lebensmittel verwendet werden. Das „Vorderland Hus“ in Röthis hat eine 20-prozentige Bio-Quote. Diese möchte man weiter ausbauen, sagt Geschäftsführer Peter Mayerhofer, aber Bio-Ware sei knapp. Das „Vorderland Hus“ produziert an Spitzentagen bis zu 700 Mittagsmenüs. „Die große Herausforderung ist die Verfügbarkeit entsprechender Mengen von Bio-Lebensmitteln“, sagt Mayerhofer: „Im Gemüsebereich ist unsere Einschätzung so, dass es da durchaus noch mehr Lieferanten vertragen würde.“

Das teilt auch der Gemeinschaftsverpfleger „Aqua Mühle“ auf ORF-Anfrage mit. „Wir haben für die ‚Vorarlberg am Teller‘-Zertifizierung diese Zahlen für 2022 erhoben, aktuellere haben wir nicht“, sagt Geschäftsführer Thomas Fleischmann: „Laut dieser Erhebung tragen elf Prozent der verarbeiteten Lebensmittel ein Bio-Gütesiegel und zehn Prozent das Ländle-Gütesiegel, 31 Prozent unserer Lebensmittel stammen aus der Region.“ Man habe sich selbst keine Quote gesetzt, sei aber bestrebt, den Anteil kontinuierlich – wo möglich – zu erhöhen. Betont wird auch, dass man weniger Fleisch anbiete.

Großküchen sollten Menüs auf Angebot abstimmen

Die Vermarktungsgenossenschaft „Bio Vorarlberg“ lässt die Argumente nicht gelten. Geschäftsführer Manuel Kirisits-Steinparzer ist der Meinung, dass die Großküchen ihre Menüs auf das Bio-Angebot abstimmen sollten: „Ich glaube schon, dass es ein sehr gutes Angebot gibt. Es kommt immer darauf an: wie werden Menüpläne ausgelegt, welche Flexibilität gibt es da und welche Proukte werden zu welcher Jahreszeit eingefordert.“

Das geht aber nicht, heißt es wiederum von den Großküchen, weil man Vorgaben bei der Zusammenstellung der Menüs einhalten muss. All diese Hürden halten den Bio-Anteil also niedrig und es hilft natürlich nicht, wenn Bio-Bauern jetzt mehr leisten müssen, um die gleichen Förderungen zu erhalten. Elf Betriebe haben die Bio-Landwirtschaft 2022 aufgegeben.

Bund will 55 Prozent Bio bis 2030

Der Bund gibt eine Quote von 25 Prozent vor, bis 2030 sollen es sogar 55 Prozent sein, schreibt das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft auf seiner Website: „Die Bundesbeschaffungsgesellschaft wurde daher beauftragt, öffentliche Kantinen zu unterstützen, regionaler und saisonaler einzukaufen. Außerdem wurde für Gemeinden und öffentliche Kantinen ein Leitfaden zur nachhaltigen Lebensmittelbeschaffung entwickelt.“