Sauenstall
APA/dpa
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Chronik

Massiver Mangel an Nutztierärzten droht

In Vorarlberg wird in den nächsten Jahren ein massiver Mangel an Tierärztinnen und Tierärzte für Nutztiere erwartet. Nachwuchs für die Pensionierungen in den nächsten Jahren scheint nur schwer zu finden sein, was auch am Arbeitspensum liegen dürfte.

In Vorarlberg gibt es derzeit an die 90 Tierärztinnen und Tierärzte. 24 davon sind Tierärzte für Nutztiere. Neun von ihnen werden in den kommenden drei Jahren in Pension gehen.

Die medizinische Versorgung der Nutztiere könne derzeit nur deshalb gewährleistet werden, weil die Ärzte 60 bis 80 Stunden in der Woche arbeiten, betont Robert Griss, Präsident der Vorarlberger Tierärztekammer, im Gespräch mit dem ORF Vorarlberg. Nachwuchs gebe es kaum, da sich die Arbeitsbedingungen in den vergangenen Jahren massiv verändert hätten. Viele junge Tierärzte seien nicht mehr bereit, bis zu 80 Stunden in der Woche zu arbeiten.

Gefährdung der medizinischen Versorgung

„Wenn man heute einen selbständigen Nutztierpraktiker in Vorarlberg ersetzen will, braucht man rund 3,5 Tierärzte, um dieses Pensum zu erreichen. Und diese Tierärzte gibt es nicht“, so Griss. Er befürchtet, dass dann ganze Regionen in Vorarlberg nicht mehr medizinisch versorgt werden können. Das wäre für Bauern und Tiere fatal.

Dazu kommt nach Angaben von Griss ein extrem hoher Dokumentations- und Verwaltungsaufwand für die Tierärzte. Ein Problem sieht er auch darin, dass Landwirte unter einem hohen wirtschaftlichen Druck leiden würden und so den Tierarzt nicht entsprechend bezahlen können.

Landwirtschaftskammer sieht Versorgung gewährleistet

In den vergangenen Jahren gebe es immer mehr Universitätsabsolventen im Kleintierbereich im Gegensatz zum Großtierbereich, so Stefan Simma, Direktor der Vorarlberger Landwirtschaftskammer. Darum gebe es auch Bemühungen, den Ausbildungszweig für Großtiere zu forcieren.

Nach Angaben von Simma kann derzeit die allgemeine tierärztliche Versorgung von Großtieren in Vorarlberg durchgehend auch an Sonn- und Feiertagen gewährleistet werden.

Tierärztekammer droht mit Vertragskündigung

Die Tierärztekammer droht auch mit Konsequenzen nach dem Vorfall. Weil nur Tierärzte Medikamente an Tiere verabreichen dürfen, überlegt man laut Kammerpräsident Griss die Aufkündigung des Vertrages mit der Landwirtschaftskammer. Zuerst würde aber der Abschluss der Ermittlungen abgewartet.

Bei der Bezirkshauptmannschaft liegt eine Anzeige gegen einen Landwirt aus dem Bezirk Bregenz vor. Er soll illegal Tiermedikamente aus Deutschland bezogen haben. Es handle sich dabei um Antibiotika und Kortison, die unter anderem zur Behandlung von Euterentzündungen verwendet wird – mehr dazu in Hohe Milchleistung: Kühe brauchen immer öfter Antibiotika (vorarlberg.ORF.at).