Brennender Lithium-Ionen-Akku: Phase 4
ORF
ORF
Chronik

Akkus: Die unterschätzte Brandgefahr

Ein defekter Akku dürfte in Wolfurt Anfang der Woche zu einem Großbrand geführt haben. Auch kleine Lithium-Ionen-Akkus wie in Handys oder Haushaltsgeräten können z.B. beim Laden überhitzen und gefährliche Brände auslösen – rund 20 Mal im Jahr ist das in Vorarlberg der Fall. Die Gefahr lässt sich verringern, wenn bestimmte Regeln eingehalten werden.

Lithium-Ionen-Akkus sind beinahe überall: In Elektro-Scootern, Zahnbürsten, Smartphones, Musikboxen, Laptops oder Spielzeugen umgeben uns die kleinen und großen Energiespeicher meist sogar im Wohnraum. Immer wieder aber lösen sie zum Teil schwere Brände aus. Denn wenn ein Lithium-Ionen-Akku „durchgeht“ jagen explosionsartig sehr heiße und überraschend lange Flammen aus den kleinen Energiezellen. Sie setzen brennbares Material in ihrer Umgebung sehr rasch in Brand.

Laut Institut für Schadenverhütung können technische Mängel oder eine unsachgemäße Handhabung Defekte verursachen, durch die ein Lithium-Ionen-Akku die gespeicherte Energie schlagartig und unkontrolliert abgibt – das so genannte „thermische Durchgehen“. Der Akku geht dabei sehr schnell und heftig in Flammen auf. Dadurch entzündet sich brennbares Material in der Nähe, es kommt sehr schnell zu Bränden.

Eine Gefahr, die häufig unterschätzt wird, warnen Experten. Denn die wenigsten beaufsichtigen Ladevorgänge oder legen zu ladende Geräte in feuerfeste Behältnisse. „Bei der Entzündung eines Akkus wie beispielsweise beim Laden eines Handys in einer Wohnung kann natürlich schnell ein größerer Schaden entstehen“, sagt Sascha Unterkircher von der Brandverhütungsstelle Vorarlberg. Pro Jahr werden in Vorarlberg laut Unterkircher an die 20 Brände durch Akkus ausgelöst.

Hohe Energiedichte bedeutet Brandrisiko

Die Lithiumtechnologie ermöglicht relativ kompakte Bauweisen bei gleichzeitig relativ hoher Leistung – Li-Ionen-Akkus haben also eine hohe Energiedichte. „Diese wünschenswerte Eigenschaft geht leider mit einem Brandrisiko einher, das bei Akkus anderer Bauweisen nicht in vergleichbarer Intensität vorliegt“, schreibt das Institut für Schadenverhütung der Versicherer (IFS): „Brände durch Li-Ionen-Akkus treten seit einigen Jahren immer häufiger auf. In der Datenbank des IFS sind sie mittlerweile als typisches Schadenbild deutlich erkennbar, und der Trend zeigt einen sich fortsetzenden Anstieg der Fallzahlen.“

Fotostrecke mit 8 Bildern

Brennender Lithium-Ionen-Akku: Phase 1
ORF
Es dauert nur Sekunden: Erst bläht der Akku sich auf, dann sprühen heiße Flammen…
Brennender Lithium-Ionen-Akku: Phase 2
ORF
…eine heiße Flammenfontäne schießt aus dem Akku wie aus einem Triebwerk…
Brennender Lithium-Ionen-Akku: Phase 3
ORF
…wenig später lodern Flammen, das Plastik brennt und mit ihm alles in der Umgebung, was brennbar ist.
Rauchendes Smartphone Handy
ORF
Das kann auch mit Smartphones passieren, wenn sie beim Ladevorgang überhitzen
Verkohlter Akku-Pack aus einem E-Scooter
ORF
So sieht der Akkupack eines Elektro-Scooters aus, der in Brand geriet
Verbrannter Elektro-Scooter
ORF
Hier ein beim Laden in Brand geratener Scooter – wehe, wenn das in Innenräumen passiert
Brand Akku Mäser Dornbirn
Maurice Shourot
Großbrand Wolfurt
Moll
Auch so können Akkubrände aussehen, wie hier am 5. Februar im Wolfurter Gewerbepark

Tipps zur Verhütung von Akkubränden:

  • Nur Ladegeräte verwenden, die vom Hersteller für den jeweiligen Akku vorgesehen sind
  • Akkus oder Batterien niemals zerlegen, öffnen oder zerkleinern
  • Akkus oder Batterien niemals hohen Temperaturen über 60 Grad aussetzen – z.B. in Autos in der Sonne
  • Auch Frost oder sehr niedrige Temperaturen können Akkuzellen schädigen und beim nächsten Laden zur Überhitzung führen
  • Zellen/Batterien dürfen nicht kurzgeschlossen werden – also bei der Lagerung Pole abkleben
  • Akkus vor mechanischer Beschädigung schützen: Austretende Flüssigkeit ist gefährlich
  • Zellen/Batterien immer ordnungsgemäß entsorgen
  • Keine eigenen Akkupacks basteln: Das Verschalten von Lithium-Ionen-Akkuzellen und Aufbauen von Batteriemanagementsystemen (BMS) gehört in die Hände von Fachleuten

Was tun im Brandfall?

Wenn ein Akkubrand zu brennen beginnt, ist rasches Eingreifen nötig, sagt Sascha Unterkircher von der Brandverhütungsstelle: „Beim Brand von Lithium Ionen Akkus wird sehr viel Löschmittel benötigt und insbesondere werden also Brände von Akkus mit sehr viel Wasser gelöscht. Wenn es in der Anfangsphase ist, besteht allenfalls noch die Möglichkeit, das betreffende Gerät ins Freie zu verbringen.“

Das Institut für Schadenverhütung rät im Brandfall:

  • Ist der brennende Akku noch am Stromnetz angeschlossen, trennen Sie das Ladegerät vom Netz. Den Akku löschen Sie dann mit Wasser.
  • Wichtig: Lithium-Ionen-Batterien reagieren oft zeitverzögert, d.h. auch wenn das Feuer augenscheinlich gelöscht ist, sind nicht automatisch die chemischen Prozesse im Inneren der Zelle gestoppt. Die Akkus sollten daher weiter mit Wasser gekühlt werden.
  • Da eine Neuentzündung nicht auszuschließen ist, sollte der gelöschte Akku schließlich an einen sicheren Ort verbracht werden, z.B. auf eine nicht brennbare Unterlage im Freien.
  • Rufen Sie im Zweifelsfall die Feuerwehr, bevor sich der Akkubrand zu einem Wohnungsbrand ausbreitet.

Akkus: Die unterschätzte Brandgefahr

Ein defekter Akku dürfte in Wolfurt Anfang der Woche zu einem Großbrand geführt haben. Auch kleine Lithium-Ionen-Akkus wie in Handys oder Haushaltsgeräten können z.B. beim Laden überhitzen und gefährliche Brände auslösen – rund 20 Mal im Jahr ist das in Vorarlberg der Fall.

Nicht unbeaufsichtigt laden

Um nötigenfalls schnell reagieren zu können, sollten Akkus eigentlich niemals unbeaufsichtigt geladen werden, raten die Brandverhütungsexperten: „Bei den Ladevorgängen sollte insbesondere darauf geachtet werden, sofern möglich, dass dies unter Aufsicht erfolgt und nicht während der Nachtstunden, wo das Ganze unbeaufsichtigt ist“, sagt Unterkircher.

Auch kleinste Akkus korrekt entsorgen

Österreichweit landen jährlich an die 850 Tonnen ausrangierte Akkus achtlos im Restmüll. Mehr als jeder zweite Akku wird so falsch und potentiell gefährlich entsorgt. Das erhöht die Brandgefahr und kann Umweltschäden verursachen. Die richtigen Entsorgungorte wären – auch für noch so kleine Akkus – die Wertstoffsammelzentren in den Gemeinden.