Animation zu „Freischütz“
Bregenzer Festspiele
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Kultur

Rund 80 Veranstaltungen im Festspielprogramm

Mit dem „Freischütz“ von Carl Maria von Weber sowie Gioachino Rossinis „Tancredi“ als Oper im Festspielhaus gehen die Bregenzer Festspiele 2024 in ihre 78. Saison. Der „Freischütz“ wird erstmals als Spiel auf dem See gezeigt, und da wird so ziemlich alles aufgefahren, was technisch möglich ist. Insgesamt sind vom 17. Juli bis 18. August rund 80 Festspielveranstaltungen geplant.

Rund acht Monate vor dem Auftakt der nächsten Bregenzer Festspiele haben die Veranstalter am Mittwoch einen Ausblick auf die anstehende Saison präsentiert. Neben dem deutschsprachigen Opernhit „Freischütz“ von Weber (1786–1826) stehen unter anderem ein gefühlsbetontes Rossini-Werk im Festspielhaus, zwei Uraufführungen auf der Werkstattbühne sowie große und kleine Konzerte und das Opernstudio auf dem Programm.

Moderatorin Babette Karner, Intendantin Elisabeth Sobotka, Festspielpräsident Hans-Peter Metzler, Regisseur Philipp Stölzl, Kaufmännischer Direktor Michael Diem, anlässlich einer PK der Bregenzer Festspiele „Festspielprogramm 2024“
APA/JOCHEN HOFER
Moderatorin Babette Karner, Intendantin Elisabeth Sobotka, Festspielpräsident Hans-Peter Metzler, Regisseur Philipp Stölzl, Kaufmännischer Direktor Michael Diem, anlässlich einer Pressekonferenz der Bregenzer Festspiele „Festspielprogramm 2024“

Letzte Saison für Sobotka

Die kommende Saison ist zugleich die letzte für Intendantin Elisabeth Sobotka. Ab der Saison 2025 soll die Finnin Lilli Paasikivi die künstlerische Leitung übernehmen, Sobotka wechselt nach dem Sommer 2024 an die Berliner Staatsoper. Die aus Wien stammende Kulturmanagerin leitete die Festspiele am Bodensee seit 2015.

Sobotka gab bei der Vorstellung des Programms ohne Umschweife zu, im Hinblick auf die Auswahl von „Der Freischütz“ (Premiere: 17. Juli) zunächst „ein bisschen skeptisch“ gewesen zu sein – trotz „toller Musik und hinreißender Szenen“. Die zugrundeliegenden Themen aber wie etwa die Angst vor dunklen Mächten oder Versagensangst machten das Stück trotz seiner langen Dialoge und seiner „Biedermeier-Haltung“ aktuell.

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Animation zu „Freischütz“
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Animation der Festspiele: Ein verlorenes Dorf nach der Flutkatastrophe – aktuell und mit viel magischem Realismus, so sieht Philipp Stölzl den „Freischütz“ am See
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Kein Wassergraben zwischen Seebühne und Tribüne

Auch Regisseur Philipp Stölzl, der den „Freischütz“ inszeniert und für Bühnenbild und Lichtdesign verantwortlich zeichnet, sprach von einem „schweren Stück“. Die „Mischung aus Dialog und Musiknummern ist das Allerschwierigste“, sagte Stölzl, der in Bregenz schon „Rigoletto“ (2019/21) als Regisseur auf die Seebühne gebracht hatte. Man wolle den „Freischütz“ in Bregenz aber als „Theatermusikmischung umarmen“.

So sei nicht nur der Text komplett überarbeitet worden, auch habe man ausschließlich Deutsch sprechende Sänger engagiert. Er glaube bei der Seebühnenaufführung an einen „tollen, mitreißenden, fast cineastischen Abend“, sprach Stölzl von magischem Realismus auf der Seebühne. Auch werde es erstmals keinen Wassergraben zwischen Seebühne und Zuschauertribüne geben, man werde „bis in die erste Reihe spielen“. Es werde eine ganz neue Art sein, den See zu erleben, versprach Stölzl.

Viertel der Tickets für das Spiel auf dem See schon verkauft

Festspielpräsident Hans-Peter Metzler und der Kaufmännische Direktor Michael Diem betonten bei der Presskonferenz, dass es den Bregenzer Festspielen sehr gut gehe. Mit der Sanierung und dem Aufbau der neuen Bregenzer Festspielbühne liege man im Plan, man hoffe auf einen nicht zu harten Winter, so Metzler.

Diem sagte, die Festspiele seien „so gut unterwegs wie noch nie“. Für den „Freischütz“ habe man bereits ein Viertel der insgesamt 175.000 aufgelegten Karten verkauft. „Wenn das Spiel auf dem See gut läuft, zieht das alle anderen Produktionen mit“, so Diem.

Hausoper „Tancredi“: Ernster Rossini

Sobotka sprach von einem insgesamt „üppigen Programm“, das von der Überzeugung getragen sei, dass die Aufführung auf der Seebühne allein nicht reiche. Mit „Tancredi“ als Oper im Festspielhaus zeige man einen „ernsten Rossini“, dessen Libretto so grauenhaft sei, „dass man das nicht unverändert auf die Bühne bringen kann“.

Obwohl ein Frühwerk, zeuge das Stück mit seinen schwungvollen Melodien und den rauschenden Finali aber vom musikalischen Einfallsreichtum Rossinis, der „Tancredi“ im Alter von nur 20 Jahren zu Papier brachte.

Bregenzer Festspielprogramm 2024

Für die 80 Veranstaltungen des Sommerfestivals werden 210.000 Tickets aufgelegt. Ein Viertel der Tickets ist bereits gebucht. Mit Carl Maria von Webers Oper „Der Freischütz“ werden die 78. Bregenzer Festspiele eröffnet.

Programm auf der Werkstattbühne

Auf der Werkstattbühne bieten die Festspiele die beiden Uraufführungen „Unmögliche Verbindung“ des tschechischen Komponisten Ondrej Adamek und „Hold Your Breath“ der Irin Ena Brennan an. „Unmögliche Verbindung“ setzt sich mit dem Scheitern zwischenmenschlicher Kommunikation auseinander. Als Inszenierung im Rahmen des Bregenzer Opernateliers sind die Menschen in „Hold Your Breath“ mit einer geheimnisvollen Kreatur konfrontiert, deren Bewegungen alle ergreift und verändert.

Opernstudio im Theater am Kornmarkt

Im Opernstudio im Theater am Kornmarkt kommen Rossinis „Der Ehevertrag“ und der Einakter „Gianni Schicchi“ aus Giacomo Puccinis „Il trittico“ zur Aufführung. Beiden Werken sei ein „Gespür für ironische Situationskomik gemein“, hieß es.

„Es bekommen ganz viele junge Sänger die Möglichkeit, sich auszuprobieren“, verbarg Sobotka den Stolz auf das von ihr geschaffene Opernstudio nicht. Ebenfalls im Theater am Kornmarkt tritt die Musicbanda Franui auf. Sie hat Joseph Roths Roman „Hotel Savoy“ mit dem Schauspiel Stuttgart und der Staatsoper Stuttgart umgesetzt.

Drei Schauspielinszenierungen

Schauspielinszenierungen gibt es heuer drei, zwei davon bereits vor dem eigentlichen Beginn des Festivals. Gezeigt werden „Der Menschenfeind“ von Moliere als Gastspiel des Burgtheaters sowie Heinrich von Kleists „Der zerbrochene Krug“ – das Stück war 2022 bei den Festspielen angesetzt gewesen, hatte aber kurzfristig abgesagt werden müssen.

Im Theater Kosmos gibt „Mondmilch trinken“ von Josef Maria Krasanovsky als Uraufführung zu sehen. Dabei handelt es sich um das Siegerstück des Wettbewerbs der Österreichischen Theaterallianz zum Thema „Deal or no deal“.

Humorvoller Sobotka-Abschied

Und auch Sobotkas Abschied wird musikalisch gestaltet: Im Rahmen der Reihe „Musik & Poesie“ wird Kunstpfeifer Nikolaus Habjan das Schaffen der Intendantin würdigen. Mit „Ich pfeif’ auf die Sobotka“ wird er humorvoll die Intendanzjahre Sobotkas Revue passieren lassen.