Schülerinnen schreiben einen Test
ORF.at/Zita Klimek
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Gesellschaft

Armut hat Auswirkungen auf den Schulalltag

In Vorarlberg ist jedes fünfte Kind von Armut betroffen oder zumindest gefährdet. Das kann im Alltag zu Ausgrenzung von Kindern und Jugendlichen führen. Gerade an Mittelschulen falle Lehrerinnen und Lehrern auf, dass sich insbesondere zu Schulbeginn viele die Schulmaterialien oder die Teilnahme an Schulveranstaltungen nicht leisten können.

Im ersten Moment ist Armut bei vielen Kindern und Jugendlichen nicht ersichtlich, doch gerade an den Mittelschulen falle es vielen Lehrerinnen und Lehrern immer wieder auf. „Wir merken es vor allem am Schulanfang, wenn die ganzen Kosten für Schulmaterialien anfallen, dass es gerade nicht reicht“, beschreibt Bettina Strobl, Direktorin der Mittelschule Bregenz Rieden. Auch bei Schulveranstaltungen wie der Wien-Woche oder der Sport-Woche merke man, dass sich manche Schülerinnen und Schüler oftmals gar nicht erst anmelden würden.

Armut habe auch Auswirkungen auf die Schulbildung der Kinder und Jugendlichen, bedauert Strobl. „Wenn ich zum Beispiel keinen ruhigen Platz habe, um die Hausaufgaben zu machen“, führt sie ein Beispiel an. Auch im Unterricht merke man, dass die Schülerinnen und Schüler teils müde seien oder sich nicht konzentrieren könnten. „Das sind Dinge, die auffallen“, betont sie. Und sie würde merken, dass solche Situationen zunehmen würden, warnt sie.

Jedes fünfte Kind von Armut betroffen

Am heutigen 20. November ist Internationaler Tag der Kinderrechte. Zu diesem Tag weist das Vorarlberger Kinderdorf darauf hin, dass rund 20 Prozent aller Kinder in Vorarlberg von Armut und Ausgrenzung betroffen seien. Das habe auch gesundheitliche Folgen.

Schein nach außen wird gewahrt

Nach außen hin würden die Kinder und Jugendlichen versuchen, den Schein zu wahren, beschreibt Simon Burtscher-Mathis, Geschäftsführer des Vorarlberger Kinderdorfs. „Sie entwickeln dann eben auch Strategien, indem sie Ausreden erfinden und andere Möglichkeiten finden, dass sie gar nicht erst in diese bedrohlichen Situationen hinein kommen“, sagt er.

Laut Michael Diettrich, Sprecher der Vorarlberger Armutskonferenz, würde man die Auswirkungen von Armut teilweise unterschätzen. „Viele sagen ja ‚Wir brauchen nicht unbedingt Markenkleidung‘, aber Markenkleidung ist zum Teil auch Zugang zu Freundesgruppen“, meint er. Bei Einschränkungen könne sich darum auch der Freundeskreis verringern. „Ob man das nun gut findet oder nicht, es ist so. Damit findet der soziale Ausschluss statt“, erklärt er.

Negative Auswirkungen auf die Entwicklung

Armut bedeute allerdings auch viel Stress in der Familie, gibt Burtscher-Mathis zu bedenken. „Dieser Stress wirkt sich negativ auf die gesundheitliche Entwicklung von Kindern aus“, warnt er. „Das kann bis zu einer negativen Entwicklung des Gehirns führen. Insofern ist Armut natürlich omnipräsent, was die gesundheitliche Entwicklung von Kindern angeht“.

Auch die Ernährung hänge vom Einkommen ab. „Es ist durchaus nicht ungewöhnlich, dass es nicht jeden Tag warmes Essen gibt. Schon gar nicht gibt es jeden Tag Fleisch“, bedauert er. „Das ist eine Einschränkung, die sich im Hinblick auf qualitätsvolles Essen ergibt. Man kauft billigeres Essen ein, auch schlechteres Essen. Das schlägt auf die Ernährung durch“, meint er. „Und das ist häufig so“, stellt Diettrich fest. Eine schnelle Hilfe könnten laut Expertinnen und Experten Spendentöpfe für Freizeit- und Schulaktivitäten und ein erleichterter Zugang zu Bildungsförderung sein.