Portrait eines Wolfs
AB Photography – stock.adobe.com
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Politik

Abschuss von „Problemwölfen“ gesetzlich geregelt

ÖVP und Grüne in Vorarlberg haben sich auf ein Maßnahmenpaket zum Wolf geeinigt. Damit soll die Möglichkeit zum Abschuss von sogenannten Problemwölfen gesetzlich möglich werden, ein weiterer Schwerpunkt ist der Herdenschutz. Dieser soll stark ausgebaut werden.

Die beiden Regierungsfraktionen hätten am Donnerstag im Landtag ein umfangreiches Maßnahmenpaket eingebracht, das den künftigen Umgang mit Wölfen regele und einen verbesserten Herdenschutz mit sich bringe, so ÖVP-Klubobmann Roland Frühstück und die Landwirtschaftssprecherin der Grünen, Christine Bösch-Vetter in einer Aussendung.

Verordnung wird im Einzelfall erlassen

Die neue Regelung für Vorarlberg sieht vor: Wenn ein Wolf mehrfach Nutztiere reißt oder eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit darstellt, weil er etwa im Ortsgebiet unterwegs ist, dann soll es die Möglichkeit geben, diesen Wolf auf Grundlage einer Verordnung zu „entnehmen“, also zu schießen.

Dafür sollen vom Landtag das Jagd- und das Naturschutzgesetz geändert werden. Aufgrund dieser gesetzlichen Änderungen soll es zukünftig möglich sein, einen Wolfabschuss per Einzelfall-Verordnung zu erlauben, wie Landesrat Christian Gantner (ÖVP) im ORF-Interview erklärte.

24-Stunden-Frist für die Öffentlichkeit

Gantner betonte, dass es immer eine Einzelfallprüfung gebe, ob ein Wolf als „Problemwolf“ eingestuft und eine Abschussgenehmigung werde. Eine entsprechende Einzelfall-Verordnung müsse 24 Stunden lang öffentlich kundgemacht werden, bevor der Wolf abgeschossen werden dürfe. Innerhalb dieser 24 Stunden gibt es die Möglichkeit, eine Stellungnahme abzugeben.

Im Unterschied zu einem Bescheid – mit dem bisher versucht wurde, eine Abschusserlaubnis für „Problemwölfe“ zu erteilen – ist es mit einer Verordnung beispielsweise für Umweltorganisationen schwieriger, einen Einspruch durchzusetzen.

Herdenschutz wird ausgebaut

Zudem soll der Herdenschutz massiv ausgebaut werden. „Es geht um Schutz und Einklang von Mensch und Natur. Der Abschuss muss immer das letzte Mittel sein“, stellte Bösch-Vetter klar. „Deswegen stehen für uns Maßnahmen zum Schutz der Tiere auf den Alpen im Vordergrund.“

Pilotprojekte in Tirol würden zeigen, dass Herdenschutz funktioniere, so Bösch-Vetter, die nach eigenen Angaben eine Kooperation mit dem Nachbarbundesland in die Wege geleitet hat. „Ich hoffe, dass viele Vorarlberger Alpen bei dem Projekt mitmachen werden und wir so Wissen und Erfahrung sammeln, wie wir Wolfsrisse vermeiden können.“

Neues Ausbildungsangebot an der Landwirtschaftsschule

Außerdem gebe es viele weitere Besonderheiten und Herausforderungen für die Alpwirtschaft, die neben dem Wolf nicht untergehen dürften, so die grüne Landwirtschaftssprecherin. „Daher wird es mit dem Landwirtschaftlichen Facharbeiter mit Schwerpunkt Alpung und Behirtung ein neues Ausbildungsangebot an der Landwirtschaftsschule geben“, so Bösch-Vetter.

„Nicht mehr länger zuschauen“

Nach Ansicht von Frühstück kann die Politik der Entwicklung nicht mehr länger zuschauen. „Der Wolf kehrt in den Alpenraum zurück. Das hat leider auch zur Folge, dass Nutztiere vor allem auf unseren Alpen zu seiner Beute werden", so Frühstück. Dieses Verhalten von sogenannten Schadwölfen verunsichere die Bevölkerung, insbesondere aber die Landwirtinnen und Landwirte, "die sich berechtigterweise um ihre Tiere sorgen und deshalb auch die Zukunft der Alpwirtschaft in Frage stellen“, so Frühstück.

Bisher unterschiedliche Ansichten

Zuletzt hatte sich die Landesregierung nicht ganz einstimmig über den Umgang mit dem Wolf gezeigt. Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) rechtfertigte die Abschusserlaubnis für einen Wolf im Raum Klostertal. Bei einem Schadwolf „werden wir an einer gewissen Art der Regulierung nicht vorbeikommen“, so Wallner.

Naturschutzlandesrat Daniel Zadra (Grüne) bezeichnete die Abschussfreigabe dagegen als „kurzsichtig“ und hatte auf den Ausbau des Herdenschutzes verwiesen. „Es gibt verschiedenste Maßnahmen, wie man mit dem Wolf leben kann“, so Zadra. Das gelte es vorerst zu machen – wie etwa Herdenschutzmaßnahmen. Der Abschuss könne immer nur die letzte Maßnahme sein.

„Problemwolf“ im Klostertal

Dass bis Mitte August ein „Problemwolf“ im Bereich Klostertal/Silbertal für 16 Wild- und Nutztierrisse verantwortlich sein soll, hat bei Vorarlbergs Landwirten für Verunsicherung und beim zuständigen Landesrat Christian Gantner für Unverständnis über den Schutzstatus des Wolfs gesorgt. Zwar wurde ein Entnahmebescheid ausgestellt, dieser wurde aber – nicht unerwartet – nach Beschwerden von Institutionen vom Landesverwaltungsgericht wieder aufgehoben. Daraufhin kündigte Gantner an, „so rasch es geht“ eine Lösung über eine Verordnung zu schaffen.

Gantner zeigte sich nun mit der Einigung innerhalb der Koalition zufrieden. „Es war uns in der Koalition wichtig, hier eine gemeinsame Lösung zu finden, das ist gelungen.“