Frau hält sich Hände vor das Gesicht – Gesundheit – Mobbing – Psyche
Pixabay
Pixabay
Gesundheit

Unsichtbare Krise: Psychische Belastungen für Jugendliche

In den zunehmend überlaufenen Therapie-Anlaufstellen müssen Jugendliche in Vorarlberg derzeit mit teils monatelangen Wartezeiten rechnen. Darin und in einer Häufung bestimmter Krankheitsbilder sehen Psychiater die Spätfolgen der Coronavirus-Pandemie, in der psychische Erkrankungen oft unbemerkt und unbehandelt blieben.

Laut einer Studie der Universität Konstanz hat die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen schon während der Pandemie stark gelitten. Die Verschlechterung der mentalen Gesundheit vieler Jugendlicher blieb aber während der Pandemie oft unbemerkt. Gerade dies ist besonders gefährlich, da eine frühzeitige Behandlung entscheidend ist, um einer dauerhaften Verfestigung der Erkrankung vorzubeugen. Therapieplatzmangel und lange Wartezeiten schmälern jedoch die Hoffnung auf eine zeitnahe Besserung der Situation.

Lange Wartezeiten sind „katastrophal“

„Bei den internationalen Studien haben sich ja doch deutliche Trends abgezeichnet, dass die depressiven Erkrankungen, Angststörungen, auch soziale Ängste natürlich und Essstörungen deutlich zugenommen haben“, erklärt Kinder- und Jugendpsychiater Martin Kubin aus Bregenz. Dies sei in seiner Praxis auch zu spüren.

Die langen Wartezeiten seien besonders problematisch, da viele Patientinnen komplexe Fälle sind, die dringend behandelt werden müssen: „Aus meiner Sicht ist das natürlich katastrophal. Wenn man krank ist, will man eigentlich so rasch wie möglich Hilfe haben“, sagt der Psychiater. Er betont, dass jeder Mensch das Recht auf Therapie und zeitnahe Behandlung haben solle, genauso wie dies bei körperlichen Krankheiten der Fall ist.

Kinder- und Jugendpsychiater Martin Kubin
ORF
Kinder- und Jugendpsychiater Martin Kubin

Auch „pro mente“ kommt an Auslastungsgrenze

Die Wartezeiten für einen Erstvorstellungstermin bei Kinder- und Jugendpsychiater Dr. Martin Kubin sind inzwischen auf sechs Monate angestiegen. Trotz enger Zusammenarbeit mit dem Landeskrankenhaus Rankweil und gegenseitiger Unterstützung bei der Überbrückung von Notfallterminen seien die Fristen eindeutig zu lange.

Auch die Sozialpsychiatrischen Dienste von „pro mente Vorarlberg“ kommen an ihre Grenzen: Die Wartezeit beträgt dort im Jugendbereich derzeit etwa drei bis sechs Monate und im Kinderbereich neun bis zehn Monate.

Psychische Belastungen für Jugendliche

In den zunehmend überlaufenen Therapie-Anlaufstellen müssen Jugendliche in Vorarlberg derzeit mit teils monatelangen Wartezeiten rechnen. Darin und in einer Häufung bestimmter Krankheitsbilder sehen Psychiater die Spätfolgen der Coronavirus-Pandemie, in der psychische Erkrankungen oft unbemerkt und unbehandelt blieben.

Bundes-Projekt soll zeitnahe Abhilfe bieten

„Gesund aus der Krise“ – ein Projekt des Bundesministeriums – soll Abhilfe leisten. Ziel ist, österreichweit niederschwellig und ohne lange Wartezeiten psychosoziale Unterstützung anzubieten. Betroffene Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis inklusive 21 Jahre sollen möglichst zeitnah unterstützt werden.

Bei dieser Initiative beläuft sich die Wartezeit auf zwei bis vier Wochen, ist jedoch auf 15 Termine begrenzt. Die Schattenseite davon sei laut Kinder- und Jugendpsychiater Kubin, dass eine weiterführende private Therapie jedoch für viele Familien aufgrund der finanziellen Belastung gerade jetzt in der Teuerung nicht leistbar ist.