Kühe im Stall
IMAGO/Panthermedia
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Wirtschaft

Überforderte Bauern: Kritik am Fördersystem

Immer öfters klagen Bäuerinnen und Bauern über Überforderung. Erik Schmid, Fachtierarzt für Tierschutz und Tierhaltung, sieht ein Problem im Förderwesen. Es sei komplett verkehrt, dass die Fördersumme von der Größe des Betriebs abhänge. Das Motto „immer größer“ belaste immer mehr Landwirtinnen und Landwirte.

Die Anforderungen an die Landwirte seien mittlerweile einfach zu hoch, sagt Schmid im ORF-Vorarlberg-Interview. Vor allem im Bereich der Bürokratie sei der Aufwand stark angestiegen. Das könne sich die Landwirtschaft selbst zuschreiben. „Das ganze Förderwesen braucht einen unglaublichen Dokumentationsaufwand“, kritisiert Schmid.

Die Beratung in den vergangenen Jahren habe die landwirtschaftlichen Betriebe in eine Intensivierung getrieben, sagt Schmid: „Immer größer, immer mehr, und damit sind viele Leute einfach überfordert.“

Immer mehr Bauern sind überlastet

Viele Landwirte in Österreich sind psychisch am Anschlag, das zeigt eine Studie der österreichischen Hagelversicherung. Der Druck nimmt jedes Jahr zu. „Vorarlberg heute“ hat am Mittwoch einen Landwirt besucht, dem die Arbeit über den Kopf gewachsen ist. Er wurde sogar von Tierschützern angezeigt, nur weil der Stall verdreckt war. Die Landwirtschaftskammer verweist auf die Hofhilfe. Ein Dornbirner Bauer hat sie genutzt.

Tierarzt Schmid zur Überlastung der Bauern

Tierarzt Erik Schmid erklärt, warum wird die Arbeit der Landwirte immer härter wird und was dagegen getan werden könnte.

Schmid kann sich Obergrenze für Förderung vorstellen

Wenn der Landwirt bzw. die Landwirtin überfordert ist, würden auch die Tiere darunter leiden, betont Schmid. Darum müsse es das Ziel sein, die Arbeit für die Bäuerinnen und Bauern zu verringern. Nach Ansicht von Schmid kann das durch neue Richtlinien bei den Förderungen gelingen.

So könnte man auch national eine Obergrenze einziehen und Betriebe ab einer gewissen Betriebsgrenze nicht mehr fördern, schlägt der Fachtierarzt vor: „Jetzt ist es so, dass ein Betrieb, je größer er ist, desto mehr Förderung bekommt. Das ist komplett verkehrt.“

Psychische Belastungen steigen

Dass die Belastungen für Bäuerinnen und Bauern immer mehr zunehmen, zeigt auch eine aktuelle Umfrage der Österreichischen Hagelversicherung. Dabei geben drei Viertel der Landwirte an, dass die psychischen Anforderungen und Herausforderungen in den vergangenen Jahren gestiegen sind – unter anderem wegen der Wetterextreme.

Acht von zehn Landwirtinnen und Landwirten gaben an, Sorgen aufgrund steigender Preise für Dünger und Energie sowie höherer Steuern und Abgaben zu haben. Für sie sind Preisstürze und Ernteausfälle aufgrund des Wetters ein großer Anlass zur Sorge. Für 45 Prozent der Befragten bedeuten Ernteausfälle eine psychische Belastung. 34 Prozent haben Zukunftsängste, 32 Prozent leiden an anhaltender Müdigkeit und 24 Prozent haben Schlafstörungen. Nur 17 Prozent der Befragten gaben an, keine psychischen Beschwerden zu haben.

Grafik Belastung Bauern
Österreichische Hagelversicherung

„Wirtschaftlicher Druck deutlich spürbar“

Gerade der wirtschaftliche Druck sei in Vorarlberg deutlich spürbar, sagt Landwirtschaftskammer-Präsident Josef Moosbrugger. Manche Landwirte würden versuchen, mit einer Vergrößerung des Betriebs das fehlende Einkommen wettzumachen. „Ich sage immer, man soll bei Wachstum und Größe aufpassen. Das führt irgendwann an die Grenze, was bäuerliche Familienbetriebe bewerkstelligen können“, betont Moosbrugger. Es brauche ein gutes Augenmaß vonseiten der Betriebsführung.

Anonymes bäuerliches Sorgentelefon

Beim bäuerlichen Sorgentelefon unter der Nummer 0810/676 810 erhalten Landwirtinnen und Landwirte Hilfe. Die Expertinnen und Experten hören sich die Probleme an und versuchen gemeinsam Lösungsmöglichkeiten zu finden. Das Sorgentelefon ist österreichweit, anonym, vertraulich und zum Ortstarif erreichbar. Anrufen kann man Montag bis Freitag von 8.30 bis 12.30 Uhr.