Berufsfischer am Bodensee
ORF
ORF
Bodensee

Fangverbot für Felchen im Bodensee wird diskutiert

Am Bodensee wird eine ganzjährige Schonzeit für Felchen diskutiert. Ein Beschluss könnte heuer im Juni bei der Konferenz der Internationalen Bodenseefischer fallen. Der Felchenbestand ist in den letzten Jahren massiv zurückgegangen.

Die Fischerinnen und Fischer fangen im Bodensee immer weniger Felchen, das ist seit vielen Jahren bekannt. Doch in den letzten fünf Jahren ist der Felchen-Bestand extrem zurückgegangen. Wurden früher noch 100 bis 200 Tonnen Felchen aus dem Obersee gefischt, waren es vergangenes Jahr nur noch 20 Tonnen, sagt der Leiter des Fischereizentrums in Hard, Nikolaus Schotzko.

Fangverbot für Felchen im Bodensee

Am Bodensee wird eine ganzjährige Schonzeit für Felchen diskutiert. Ein Beschluss könnte heuer im Juni bei der Konferenz der Internationalen Bodenseefischer fallen. Der Felchenbestand ist in den letzten Jahren massiv zurückgegangen.

Höchstes Fischerei-Gremium will abstimmen

Um die Misere aufzuhalten, wird nun über eine ganzjährige Schonzeit für Felchen nachgedacht. Bei der nächsten Konferenz des höchsten Fischerei-Gremiums am Bodensee-Obersee, der Internationalen Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) im Juni soll darüber abgestimmt werden. Die IBKF tagt in der Regel einmal jährlich. Der Vorsitz wechselt turnusmäßig alle drei Jahre.

Die Beschlüsse über die Ausübung der Fischerei im Bodensee-Obersee müssen im Sinne der Gemeinsamkeit der Fischerei und Anwendung gleichlautender Bestimmungen einstimmig gefasst werden. Damit ist gewährleistet, dass die Interessen aller Vertragsstaaten bei jedem Beschluss gewahrt bleiben. Die Beschlüsse der IBKF müssen jeweils in nationales Recht umgesetzt werden.

Experten: Fangverbot für mehrere Jahre nötig

Ein Fangverbot für nur ein Jahr würde laut Experten aber nicht viel bringen, man müsste schon mehrere Jahre auf Felchen verzichten, damit sich der Bestand des beliebten Speisefisches wieder erholen würde, heißt es.

Bodensee sehr nährstoffarm

Zum Rückgang der Felchen im Bodensee haben mehrere Faktoren geführt: Seit in den 90er-Jahren ein „Umkippen“ des Bodensees quasi durch Überdingung befürchtet wurde, entziehen moderne Kläranlagen dem zufließenden Wasser so viele Nährstoffe, dass den Felchen das Futter ausgeht. Sie wachsen immer langsamer und sind nur noch halb so groß wie früher: Wog ein Felchen früher noch 420 Gramm, sind es heute noch 230 Gramm.

Quaggamuschel frisst alles weg

Ein weiterer Grund, warum die Felchen zu wenig zu fressen haben, ist die Quaggamuschel, die sich in den vergangenen Jahren im Bodensee stark verbreitet hat. Sie frisst den planktonfressenden Fischen – wie zum Beispiel dem Felchen – die Nahrung weg. Durch die Quggamuschel könnte letztlich für alle Lebewesen im See zu wenig Nahrung bleiben. Am Michigansee in den USA etwa hat die Quaggamuschel bereits die Fischbestände zerstört.

Die Quaggamuschel setzt sich meist in Klumpen fest
Peter Rey, Hydra-Institut Konstanz
Quaggamuschel bedroht Fischbestand

Stichling sorgt für Nachwuchsprobleme

Die Felchen haben aber nicht nur zu wenig zu fressen, auch ihr Nachwuchs ist in großer Gefahr. Der Stichling – ein sechs bis sieben Zentimeter großer Fisch – frisst die Eier der Felchen und macht auch vor den Felchenlarven, die von den Brutanstalten in den See gesetzt werden, keinen Halt. Diese erst einzusetzen, wenn sie größer sind, sei zu teuer – hieß es bereits vor Jahren auf eine entsprechende Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“.

Gefangene Felchen
ORF
Gefangene Felchen

Dazu kommen die Kormorane, die etwa so viel Fisch aus dem Bodensee fressen, wie die Fischer aus dem See holen. Die Vögel fangen, was sie schnappen können und lassen zu große Fische verletzt im Wasser zurück, klagen die Fischer seit Jahrzehnten. Aber die Kormorane dürfen in Naturschutzgebieten wie am Bodenseeufer nicht bejagt werden. Aus Sicht von Schotzko ist der Kormoran aber nicht der Feind Nummer eins des Felchens, da der Kormoran andere Fische besser fangen kann.

Fischer müssen sich auf neue Situation einstellen

Für den Präsidenten des Vorarlberger Fischereiverbandes, Peter Mayrhofer, wäre eine ganzjährige Schonzeit ein weiterer Versuch, den Felchen-Bestand zu stabilisieren. Felchen gab es früher in großen Mengen im Bodensee, jetzt habe sich die Situation am See aufgrund vieler Faktoren geändert. Das bedeute auch Veränderung für den Berufsfischer, sagt Mayrhofer. Weil das Felchen immer weniger wird, müssen die Fischer auf andere Arten ausweichen, was aber auch einen größeren Aufwand bedeutet, sagt Mayrhofer, denn Felchen lassen sich viel besser filetieren als zum Beispiel das Rotauge.