300 Baumstämme wurden in der Frutz geflözt
Karin Böhler
Karin Böhler
Geschichte

300 Holzstämme schwammen in der Frutz

In Rankweil kann man sich auf den Spuren der Flözer (Flößer) begeben. Jahrhundertelang wurde in Rankweil Holz auf dem Wasser transportiert – genannt wurde das auch Flözerei. Im vergangen Jahr wurde die Triftanlage saniert und ein Erlebnisweg gestaltet, am Samstag war feierliche Eröffnung – dabei wurden 300 Holzstämme in der Frutz „geflözt“.

Der Muntliger Steg, der über den Rankweiler Triftkanal führt, wurde im vergangenen Jahr generalsaniert, dabei wurde die Rad- und Fußwegverbindung zwischen Rankweil und Zwischenwasser auf 2,5 Meter verbreitert. Das Tragwerk sowie die Geländer wurden in Holzbauweise neu errichtet.

Erlebnisweg Trift am Gewerbepark Rankweil, Muntliger Steg. 49 Stationen mit Infos über die Geschichte von Trift und Flözerei und über den Naturraum der Frutz, Spielstationen mit Hängeseil-Querung, zwei Seilbahnen

Denkmalgeschützte Triftanlage

Das bestehende Erscheinungsbild wurde laut Gemeinde nur wenig verändert, da der Muntliger Steg ein bedeutsamer Teil der denkmalgeschützten Triftanlage ist. Die Kosten beliefen sich auf rund 320.000 Euro – 70 Prozent davon wurden durch Land und Bundesdenkmalamt getragen, 30 Prozent durch die Marktgemeinde Rankweil.

Letzte Anlage in Österreich

In Rankweil befindet sich die letzte erhaltene Anlage einer wilden Trift in Österreich. Sie steht unter Denkmalschutz. Über Jahrhunderte hinweg wurde dort bis Ende der 1950er Jahre mittels Holztransport auf dem Wasser, genannt „wilde Trift“ oder „Flözerei“, das begehrte Holz aus den entlegenen, nicht mit Wegen erschlossenen Waldgebieten des Laternsertales ins Tal verfrachtet. Dort wurde es als Bau- und Heizmaterial benötigt.

Der „große Rechen“ diente zum Auffangen der Holzstämme
Nico Purin
Der dort situierte und originalgetreu rekonstruierte „Rechen“ diente früher dazu, das aus dem Laternsertal geflözte Holz aufzufangen und den Besitzern zuzuteilen

Flözer – ein sehr gefährlicher Beruf

Der Flözerberuf war eine gefährliche Arbeit entlang und in der Frutz, die nur mit Geschicklichkeit, Ausdauer, Kraft und Mut bewältigt werden konnte. Die Flözer arbeiteten in Gruppen von acht bis zwölf Personen und arbeiteten sich von hinten im Tal Stück für Stück vor, um Holz zu tragen. Die Triftholzmenge eines Jahres wurde als Floz bezeichnet, und die Arbeit bei der Holztrift wurde als Flözen bezeichnet. Das Holz der Trift, vorwiegend Fichten, aber auch Tannen und Buchen, wurde als Bauholz, Brennholz oder zur Herstellung von Holzkohle verwendet.

Flözholz wurde „stehend“ gekauft

Das Holz wurde von den Händlern im Wald stehend gekauft und bezahlt, bevor die Bäume gefällt, markiert und bis zum Frühjahr an den steilen Hängen des Laternsertales gelagert wurden. Ein gewisser Verlust, das sogenannte Triftkalo, musste stets einkalkuliert werden, und in guten Jahren mit ordentlicher Schneeschmelze war dieser geringer als in Jahren mit wenig Schnee im Gebirge.

Fotostrecke mit 4 Bildern

3.) Bei Hochwasser wurde der schwer verankerte Rechen oft meterhoch überflutet. Dadurch ging viel Holz, vorwiegend unbezeichnetes Wildholz, verloren.
Archiv
5.) Die „unteren Läden“ dienten zur Ableitung des Restwassers in die Frutz. Gleichzeitig kann von hier aus auch Wasser in den Mühlbach geleitet werden, wenn das Wasserkraftwerk der „Fabrik“ stillsteht.
Archiv
Die „oberen Läden“ dienten zur Regulierung des Wasserzuflusses und damit auch der Holzzufuhr zu Kanal und Rechen.
Archiv
1.) Die „Böcke“ (Abweisrechen) im Hauptgerinne der Frutz unmittelbar oberhalb des großen Wuhrs (im Hintergrund sichtbar) standen quer zur Flußrichtung und leiteten das Flözholz in die Triftanlage.
Archiv

Tagelang ging es flussabwärts

Die Flözer begannen jedes Jahr ganz hinten im Tal und ließen die im Spätherbst gefällten und markierten Stämme an den Quellbächen der Frutz zu Wasser. Dann arbeiteten sie sich Stück für Stück weiter vor und holten sich auch die Holzvorräte flussabwärts. Der Weg für Holz und Flözer dauerte oft mehrere Tage bis zur Triftanlage in Rankweil.

Am gefährlichsten war verkeiltes Holz

Die Flözer arbeiteten unter schwierigen Bedingungen, oft wateten sie durch eiskaltes Wasser und kletterten über Flözersteige. Die gefährlichste Arbeit war das Auflösen von verkeiltem Holz, den sogenannten „Wühri“, da sich das Holz schlagartig befreite, sobald eine Verklausung gelöst wurde. Trotz der vielen Gefahren und Schwierigkeiten war die Holztrift eine wichtige wirtschaftliche Aktivität in der Region.