Ab Dienstag gilt die Stallpflicht.
ORF, Lydia Mitterbauer
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Wirtschaft

Stallpflicht: Enormer Schaden befürchtet

Nachdem auch in Vorarlberg drei Vogelgrippe-Fälle aufgetreten sind, wurde die Stallpflicht für Geflügel verlängert. Die Produzenten von Freiland-Eiern zittern nun: sollte die Stallpflicht noch länger anhalten, könnten sie ihre Erzeugnisse nur als Eier aus Bodenhaltung verkaufen und würden einen enormen finanziellen Schaden erleiden.

Seit Mitte Jänner gilt in Vorarlberg die Stallpflicht für hühnerhaltende Betriebe. 65 Geflügelzüchter mit insgesamt 50.000 Tieren sind davon betroffen. Für Produzentinnen und Produzenten von Freiland-Eiern wird es nun zu einem Wettlauf gegen die Zeit: Dauert die Stallpflicht länger als 16 Wochen, dürfen die Eier nicht mehr als Freiland-Eier verkauft werden, sondern müssen als Eier aus Bodenhaltung deklariert werden, erklärt Michael Natter, der Obmann des Vorarlberger Geflügelwirtschaftsverbands.

Keine Freiland-Eier und neue Verpackungen

Die Stallpflicht gilt in Vorarlberg bereits seit zwölf Wochen. Sollte sie Anfang Mai immer noch aufrecht sein, ist die Frist für die Freiland-Eier abgelaufen. Für die Produzentinnen und Produzenten würde das einen enormen finanzieller Schaden bedeuten, schließlich müssten sie die Eier billiger verkaufen. Zudem müssten sämtliche Verpackungen neu gedruckt werden, auch das würde zusätzlich viel Geld kosten.

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Neben den geringeren Preisen für die Eier müsste auch eine neue Verpackung gedruckt werden

Natter hofft auf Entschädigungszahlungen

Eine Möglichkeit, um den Geflügel-Betrieben zu helfen, wären Entschädigungszahlungen vom Land oder vom Bund. Darauf hofft auch Natter. Allerdings geht er davon aus, dass die Stallpflicht rechtzeitig aufgehoben wird. Denn je wärmer es werde, desto geringer sei die Ansteckungsgefahr für das Geflügel.

Fix sei, dass es nächste Woche Gespräche zwischen dem Land Vorarlberg und dem Landwirtschaftsministerium geben werde, sagt Natter. Dabei soll geklärt werden, ob die Vermarktungsbestimmungen bei Eiern angepasst werden können, falls die Stallpflicht noch länger andauern sollte.

Vogelgrippe-freie Perioden kaum mehr vorhanden

Von einer Endemie wird in der Medizin gesprochen, wenn eine Krankheit in einer bestimmten Region fortwährend gehäuft auftritt. Örtlich begrenzt auftretende Infektionen nennt man endemisch.

Auch Landesveterinär Norbert Greber geht davon aus, dass die Stallpflicht rechtzeitig wieder aufgelöst wird. Bereits in den vergangenen Jahren habe sich gezeigt, dass sich die Belastung durch die Vogelgrippe im Frühjahr mit den steigenden Temperaturen relativiert habe.

Mit Blick auf die Fälle in Europa sei jedoch klar erkennbar, dass es in den vergangenen Jahren keine längeren Vogelgrippe-freien Perioden mehr gegeben habe. Der Trend gehe immer mehr weg von einer saisonalen Erkrankung hin zu einer endemischen Erkrankung, so Greber. So lange es Wildvogelfunde gibt, bei denen der Virus nachgewiesen wird, werde die Stallpflicht definitiv nicht aufgehoben.

Positive Tests bei zwei Möwen und einem Kormoran

Am Montag hat Greber bekannt gegeben, dass es in Vorarlberg drei Vogelgrippe-Fälle gegeben hat: Zwei Möwen und ein Kormoran wurden positiv getestet. Zudem hat es mehrere positive Fälle rund um den Bodensee gegeben.

Deshalb bleibt die vom Gesundheitsministerium angeordnete Stallpflicht für Geflügel entlang des Bodensee-Ufers und des Rheins sowie auch des Pfänderstockes und des Vorderbregenzerwaldes weiterhin aufrecht. Hobbygeflügelhalter mit weniger als 50 Hühnern sind davon ausgenommen, sagt Greber.

40 Prozent der Eier kommen aus Vorarlberg

Von allen Eiern, die in Vorarlberg gegessen oder verarbeitet werden, stammen 40 Prozent aus dem Land. Eine höhere Quote der Selbstversorgung sei derzeit nicht möglich, sagt Landesrat Christian Gantner in einer Anfragebeantwortung an die FPÖ mit. Bei einer höheren Eigenproduktion würden laut Gantner die Produzenten auf ihren Eiern sitzen bleiben. Dieses Problem habe es bereits in den vergangenen Jahren gegeben.