Ochsentaler Gletscher 2022
ÖAV Gletschermessdienst
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Umwelt & Natur

Gletscher schmelzen immer schneller

Die Gletscher in Österreich sind im vergangenen Jahr so stark geschrumpft wie noch nie in der 132-jährigen Messgeschichte des Österreichischen Alpenvereins. Im Mittel haben die 89 vermessenen Gletscher fast 30 Meter an Länge verloren – im Jahr davor waren es nur elf. In Vorarlberg verzeichnet der Ochsentaler Gletscher einen Rückgang von 42,8 Meter.

Seit dem Beginn der Gletschermessungen des Österreichischen Alpenvereins hat es bisher erst fünf Jahre mit durchschnittlichen Rückzugswerten über 20 Metern gegeben – und alle nach 2006. Der aktuelle Wert sei also ein deutlicher Rekord und unterstreiche die anhaltend schlechten Bedingungen der Alpengletscher.

In Vorarlberg gibt es – von ein paar kleinen Eisfeldern anderswo abgesehen – nur in der Silvretta Gletscher. Die sechs vermessenen Silvrettagletscher haben im Vorjahr im Schnitt 25 Meter an Länge verloren. Als Beispiel der bekannte Ochsentaler Gletscher hat einen Rückgang von 42,8 Meter zu verzeichnen.

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Ochsentaler Gletscher 1929
Kinzl/Archiv Groß
Ochsentaler Gletscher 1929
1989/1990
Günther Groß
1989/1990
Ochsentaler Gletscher 2002
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Ochsentaler Gletscher 2002
Ochsentaler Gletscher 2013
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Ochsentaler Gletscher 2013
Ochsentaler Gletscher 2019
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Ochsentaler Gletscher 2019
Ochsentaler Gletscher 2022
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Ochsentaler Gletscher 2022

Alle Gletscher haben beträchtlich verloren

Alle 89 Gletscher, die von den ehrenamtlichen Alpenvereins-Gletschermessern beobachtet wurden, zogen sich zurück und verloren auch – überwiegend beträchtlich – an Fläche und Volumen. Der mittlere Rückzugsbetrag der 78 sowohl 2021 als auch 2022 vermessenen Gletscher betrug -28,7 m und ist damit nicht nur 2,6-mal größer als der Wert des Vorjahres (-11,0 m, berechnet für 79 Gletscher), sondern auch um 3,5 m größer als der bisherige Maximalwert (-25,2 m) aus dem Messjahr 2016/17.

Die größte Längenänderung wurde von den ehrenamtlichen Alpenvereins-Gletschermessern erneut in der Venedigergruppe gemessen, wo sich das Schlatenkees (Tirol) um 89,5 Meter (Vorjahr: 54,5 Meter) Länge zurückzog. Die Pasterze (Kärnten) verlor allein im Bereich der Gletscherzunge ein Volumen von 14,7 Mio. Kubikmeter Eis, das entspricht einem Würfel mit einer Kantenlänge von 245 m, also ungefähr der Höhe des Donauturms in Wien.

Alpen werden eisfrei

Der aktuell und in Zukunft wohl weiter herrschende drastische Gletscherschwund macht langfristig die österreichischen Alpen so gut wie eisfrei – „optimistisch“ wird dies 2075 sein, wahrscheinlich aber deutlich früher. Die Gletscher zehren noch von Eisreserven der Vergangenheit und wären schon verschwunden, würden die gegenwärtigen Klimabedingungen nicht erst seit etwa 1990, sondern schon ein paar Jahrzehnte länger anhalten, sagen Gerhard Lieb und Andreas Kellerer-Pirklbauer, Leiter des Alpenvereins-Gletschermessdienstes.