Mit der warmen Abluft der Kühlanlagen der UNO City wird nun Fernwärme erzeugt. Im Bild: Anlage mit Wärmepumpen
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Politik

Land plant Preisindex für Fern- und Nahwärme

Das Land Vorarlberg plant einen Index für Biowärme. Damit sollen die Preise für Fern- und Nahwärme besser reguliert werden. Die Arbeiterkammer hatte auf eine steigende Zahl von Beschwerden von Konsumenten und Konsumentinnen aufmerksam gemacht, die Fernwärmeanlagen haben. Solche Verträge seien oftmals rechtswidrig.

In Vorarlberg gibt es rund 50 Fernwärme-Anbieter. Während es für Strom- und Gas-Anbieter mit der e-control eine Regulierungsbehörde gibt, ist der Fernwärme-Markt noch völlig offen. Gespräche habe es diesbezüglich bereits auf Bundes- und auch Landesebene gegeben, jedoch sei noch nichts passiert, kritisierte Paul Rusching von der Arbeiterkammer. Laut Energieinstitut ist das Heizen mit Fernwärme um 30 Prozent teurer als im Vorjahr.

Seit Beginn des Krieges in der Ukraine und der damit entstandenen Strom- und Gaskrise häufen sich bei der Arbeiterkammer die Beschwerden bezüglich Fernwärme-Anlagen. Hier gehe es jedoch nicht in erster Linie um die steigenden Preise, vielmehr seien die Verträge der verschiedenen Fernwärme-Anbieter großteils rechtswidrig, wenn man sie im Sinne des Konsumentenschutzgesetzes betrachte, so Rusching – mehr dazu in: Fernwärme: Beschwerden häufen sich bei AK.

Die betroffene Branche spricht von veralteten Übereinkommen. Es sei wichtig, die teils 20 Jahre alten Verträge anzupassen, damit der Kunde Rechtssicherheit habe, so Tobias Ilg, Nähwärme-Anbieter in Dornbirn. Aber hinter jedem Biomasse-Heizwerk stehe eine Kalkulation, das es wirtschaftlich betrieben werden könne.

Fernwärme: Beschwerden häufen sich

Bei der Arbeiterkammer häufen sich die Beschwerden von Besitzerinnen und Besitzern von Fernwärme-Anlagen. Die Verträge seien großteils rechtswidrig, sagt Berater Paul Rusching. Es brauche dringend eine Regulierungsbehörde. Laut Energieinstitut ist das Heizen mit Fernwärme um 30 Prozent teurer als im Vorjahr.

Brennholzpreis als Grundlage für Index

Beim Land Vorarlberg kennt man das Problem. Energielandesrat Daniel Zadra (Grüne) will eine Lösung finden – und hat die Einführung eines Biowärme-Index im Visier. Ein solcher sei bereits in der Ausarbeitung, dabei solle der Brennholzpreis als relevantester Index angenommen werden. „Das würde helfen, dass man sich etwas entkoppelt vom Gas- und Ölpreis“, so Zadra.

Denn der Gas- und Ölpreis ist von den Nahwärme-Betreibern als Grund herangezogen worden, warum die Preise gestiegen sind. Noch bis zum heurigen Herbst will Zadra den Vorarlberger Biowärme-Index ausarbeiten. „Das muss ganz gut vorbereitet sein“, so der Landesrat, dazu werde er natürlich auch die Arbeiterkammer als Vertreterin der Konsumentinnen und Konsumenten einladen, aber auch die Betreiber von Fern- bzw. Nahwärme-Kraftwerken.

„Letztendlich muss das dann in die einzelnen Verträge übernommen werden. Da haben wir keine Handhabe. Wir können nur empfehlen und darauf drängen, umsetzen müssen das dann die Fernwärmelieferanten.“ Zadra will sich in den nächsten Wochen mit allen Beteiligten zusammensetzen.

Paul Rusching (Arbeiterkammer) zu Fernwärme-Problemen

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So funktioniert Nah- oder Fernwärme

In Vorarlberg funktionieren alle Nah- oder Fernwärmenetze (der Unterschied ist eher organisatorischer Natur) nach dem gleichen Prinzip: In einer Heizzentrale steht einer oder es stehen mehrere große Biomassekessel, die heißes Wasser erzeugen, welches in Leitungen im Versorgungsgebiet zirkuliert und zu den Gebäuden geführt wird.

Bei den Konsumenten und Konsumentinnen im Haus befindet sich eine Übergabestation, die Wärme aus dem Netz zieht und für das Haus verfügbar macht. Diese Übergabestation erfüllt die Funktion einer ursprünglichen Heizung. Von ihr zirkuliert das warme Wasser durch das Verteilsystem des Hauses, also zum Beispiel durch die Fußbodenheizung. Die Übergabestation ist nicht größer als eine Gastherme.