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IMAGO/Elmar Gubisch
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Wirtschaft

Hotel- und Gastgewerbe: 9,3 Prozent mehr Geld

Die Beschäftigten im Hotel- und Gastgewerbe erhalten ab 1. Mai im Durchschnitt 9,3 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Nach mehreren intensiven Verhandlungsrunden einigten sich Arbeitgebervertreter und Gewerkschaften am Mittwochabend auf einen Kollektivvertrag. Vertreter beider Seiten in Vorarlberg zeigten sich im Großen und Ganzen zufrieden.

Laut dem Kollektivvertrag beträgt der neue Brutto-Mindestlohn für Hilfskräfte 1.800 Euro und für Fachkräfte in den ersten beiden Berufsjahren 1.860 Euro. Die Lehrlingseinkommen liegen ab 1. Mai bei 925 Euro im ersten Lehrjahr, 1.035 Euro im zweiten, 1.215 Euro im dritten und 1.305 Euro im vierten Lehrjahr, teilten die Gewerkschaften GPA und vida am Mittwochabend mit.

Kegele: Guter Abschluss

Markus Kegele, Tourismus-Spartenobmann in der Vorarlberger Wirtschaftskammer, spricht von einem guten Abschluss. Die höheren Gehälter könnten dabei helfen, dringend benötigtes Personal zu finden. Allerdings würden die 1.800 Euro brutto Mindestlohn für Hilfskräfte in Vorarlberg ohnehin in der Regel bereits bezahlt, darunter bekomme man kaum Personal. Zu der ursprünglich vorgeschlagenen Einmalzahlung von 400 Euro sagte Kegele, diese werde in Vorarlberg von einigen Betrieben freiwillig gezahlt.

Stemmer vermisst zusätzliche Einmalzahlung

Auch für den Vorarlberger Gewerkschaftschef Reinhard Stemmer sind die Gehaltserhöhungen erfreulich. Er hätte sich allerdings noch die zusätzliche Einmalzahlung für die rund 14.000 Beschäftigen in Vorarlberg gewünscht. Langfristig seien aber die 9,3 Prozent besser, weil sie nun die Basis für künftige Lohnverhandlungen seien. Stemmer hob besonders die höheren Einstiegsgehälter für Lehrlinge und Hilfskräfte hervor, gerade für Junge sei das ein Anreiz, in die Branche einzusteigen. Nach Angaben der Gewerkschaft sind in Vorarlberg 14.000 Menschen in der Hotellerie und Gastronomie tätig – viele davon als Saisonniers.

Streitpunkt Einmalzahlung

Die 400 Euro Einmalzahlung waren ein Streitpunkt in den Verhandlungen und die Arbeitnehmervertreter sind auch bundesweit trotz der Einigung auf den Kollektivvertrag nicht zu 100 Prozent zufrieden. Die Kollektivvertrags-Chefverhandler der Gewerkschaften vida und GPA, Berend Tusch und Andreas Laaber, bezeichneten den Reallohnzuwachs als „ersten notwendigen Schritt in Richtung 2.000 Euro Mindestlohn für die 230.000 Beschäftigten in der Branche“. Aber: „An den Teuerungsausgleich von 400 Euro konnten sich die Arbeitgebervertreter in der dritten Runde am Mittwoch nicht mehr erinnern“, kritisierte Tusch ein „alles andere als vertrauensfördernde Vorgehen des Verhandlungs-Gegenübers“.

Der Arbeitsmarkt sei ein Markt mit Angebot und Nachfrage wie jeder andere – dementsprechend habe die Tourismusbranche sehr starken Aufholbedarf im Wettbewerb um Arbeitskräfte, so Tusch. „Ob die Zugeständnisse der Arbeitgeber reichen, um der stark gestiegenen Nachfrage an Arbeitskräften gerecht zu werden, bleibt fraglich“, so die Gewerkschafter – mehr dazu in: KV-Abschluss im Hotel- und Gastgewerbe: Plus von 9,3 Prozent.