Hotelbett, Hände, die Handtücher drauf legen
boyloso – stock.adobe.com
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Gastro+Tourismus

Scharfe Töne bei Lohnverhandlungen

Bei den immer noch andauernden Kollektivverhandlungen für Gastronomie und Tourismus ist der Ton in Vorarlberg scharf geworden. Reinhard Stemmer von der Gewerkschaft vida wirft der Wirtschaftskammer vor, Fakten zu verdrehen. Das sei beschämend. Vertreter der Wirtschaftskammer warfen der Gewerkschaft zuvor eine Blockadehaltung vor.

Kollektivverträge treten in der Regel gleich zu Beginn des Jahres in Kraft. Nicht aber in der Hotellerie und dem Gastgewerbe. Dort laufen die Kollektivverträge immer bis Mai. Damit sich die Beschäftigten – in Zeiten der Teuerung – das Leben bis dahin leisten können, ringen Gewerkschaft und Wirtschaftskammer seit Wochen um einen Teuerungsausgleich.

Unterschiedliche Angebote

So wurden die ersten Gespräche zwischen Gewerkschaft und Wirtschaftskammer schon Anfang Dezember geführt. Dabei boten die Arbeitgeber eine Lohnerhöhung von 9,5 Prozent an, nach Angaben der Gewerkschaft plus vier Monate lang je 100 Euro bis zum Inkrafttreten der Lohnerhöhungen.

Anfang des Jahres lautete das Angebot dann 8,5 Prozent, weil man die 400 Euro in die 9,5 Prozent eingerechnet habe. Laut Gewerkschaftschef Stemmer nahm die Wirtschaftskammer Rücksprache mit ihren Partnern – und habe daraufhin das Angebot verringert. Die Gewerkschaft gibt sich damit nicht zufrieden. Die Mindestforderung sei die Abdeckung der Inflation.

„Gewerkschaft blockiert Teuerungsausgleich“

Am Mittwoch brachten dann die zuständigen Spartenobmänner der Wirtschaftskammer Markus Kegele (Tourismus und Hotellerie) und Mike Pansi (Gastronomie) eine eigene Teuerungsprämie ins Spiel und warfen der Gewerkschaft „Blockade“ vor, weil sie eine Vereinbarung über die 400 Euro nicht unterzeichne.

Der Teuerungsausgleich, der mit der Gewerkschaft für die Mitarbeitenden der Hotellerie und des Gastgewerbes so gut wie beschlossene Sache sei, lasse nach zahlreichen Verhandlungen noch immer auf sich warten, so die Branchensprecher. Statt zu unterschreiben, blockiere die Gewerkschaft eine ganze Branche und weigere sich, die akkordierte Vereinbarung zu unterzeichnen.

WKO bietet freiwilligen Teuerungsausgleich an

Seit Oktober liege ein Vorschlag seitens der Fachverbände Gastronomie und Hotellerie der Wirtschaftskammer Österreich an die Gewerkschaften für eine Kollektivertrag-Vereinbarung zum Teuerungsausgleich auf dem Tisch. Dieser hätte den Mitarbeitenden bis April 2023 eine steuer- und abgabenfreie Teuerungsprämie von monatlich 100 Euro gewährt, so die Wirtschaftskammer-Vertreter.

Hätten die Gewerkschaften das Angebot angenommen, "hätten alle Mitarbeitenden im Hotel- und Gastgewerbe seit November monatlich 100 Euro netto pro Monat mehr am Konto, so Tourismussprecher Kegele. Die Gewerkschaft wiederum blockiere diese Zahlung, weil man sie an eine prozentuale Erhöhung des Kollektivvertrags knüpfen wolle. Das komme für die Fachverbände nicht infrage, sagt Kegele.

Das „Ende des Taktierens“ scheine jedoch nicht absehbar. Deshalb wolle man selbst aktiv werden und freiwillig den vorgeschlagenen Teuerungsausgleich leisten. "Diese zusätzliche Zahlung ist längst fällig und signalisiert eine große Wertschätzung an all jene, die tagtäglich in dieser Branche Großartiges leisten“, so Gastronomiesprecher Pansi.

Gewerkschaft vida: WKO verdreht Fakten

Doch dieser Vorschlag kam beim Vorarlberger vida-Chef nicht gut an. Die Branchensprecher der Wirtschaftskammer verdrehten die Fakten, was „beschämend“ sei, so Stemmer in einer Aussendung. Den Betrieben die Auszahlung von 400 Euro Einmalzahlung für ihre Mitarbeitenden zu empfehlen, "um sich in den Medien damit als Gönner zu inszenieren, während man nicht bereit ist, die Löhne endlich nachhaltig der Teuerung anzupassen, ist eine Verhöhnung der Beschäftigten“, reagierte Stemmer auf die Aussendung der Wirtschaftskammer.

Es sei vielmehr so, dass die Arbeitgebervertreter seit Wochen einen fairen Lohnabschluss blockierten, in dem sie „die Verhandlungen für einen neuen Kollektivvertrag hinauszögern“. Die Gewerkschaft betone seit September, dass es eine deutliche Anhebung der Einkommen über der Inflationsrate geben müsse.

„Deutlich mehr angebracht als Entschädigung“

Die von der Wirtschaftskammer genannte Einmalzahlung nehme man gerne obendrauf – hier sei aber deutlich mehr angebracht als Entschädigung „für das lange Hinhalten der Beschäftigten“, so Stemmer. Die Arbeitgebervertreter würden stattdessen versuchen, die Beschäftigten mit einer Lohnerhöhung auf Basis der durchschnittlichen Inflationsrate abzuspeisen, was für viele Lohngruppen einen Reallohnverlust bedeuten würde. Dabei sollten die Arbeitgeberverhandler angesichts des akuten Personalmangels die Marktrealitäten zur Kenntnis zu nehmen und die Löhne entsprechend anheben, so Stemmer.